​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​ – 2020

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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
presse@uni-frankfurt.de

 

Angriff oder Friedenspflicht? Diese Frage beantworten Immunzellen unzählige Male am Tag. Würden sie dabei regelmäßig falsch liegen, hätte dies ernsthafte Konsequenzen für unsere Gesundheit. Mit den von Shimon Sakaguchi entdeckten regulatorischen T-Zellen besitzt der Körper eine Friedenstruppe, die dem Immunsystem hilft, sicher zwischen Freund und Feind zu unterscheiden. Stärkt oder schwächt man diese Friedenstruppe, erhält das Immunsystem einen Kick oder einen Dämpfer. Beides kann therapeutisch relevant sein. Deshalb werden beide Konzepte klinisch geprüft. 

FRANKFURT. Der Japaner Shimon Sakaguchi erhält morgen den mit 120.000€ dotierten Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis 2020. Der Festakt in der Paulskirche ist wegen der aktuellen Entwicklungen in der Coronavirus-Pandemie allerdings abgesagt worden. Sakaguchi bekommt die renommierte Auszeichnung für die Entdeckung der regulatorischen T-Zellen, die das Potenzial haben, die neuen Helden der Medizin zu werden. Regulatorische T-Zellen halten das Immunsystem im Gleichgewicht und sorgen dafür, dass es weder Amok läuft noch unaufmerksam ist. „Ohne die von Sakaguchi entdeckten regulatorischen T-Zellen wäre das Immunsystem nicht in der Lage, Fehler bei der Unterscheidung von Freund und Feind mit dem gebotenen Nachdruck zu korrigieren“ begründet der Stiftungsrat der Paul Ehrlich-Stiftung seine Entscheidung zur Preisvergabe. „Das Immunsystem braucht eine solche Kontrolle, weil Übereifer zu Autoimmunerkrankungen wie Rheuma und Typ 1-Diabetes führt. Versagen gibt Krebszellen die Gelegenheit, sich zu einem Tumor zusammenzurotten und Metastasen zu bilden. Sakaguchis Entdeckung hat demnach eine hohe medizinische Relevanz.“

Der diesjährige Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter Preisträger war früh von der Existenz einer immunologischen Friedenstruppe überzeugt. Da es keinen Marker gab, mit dem diese Zellen identifiziert und isoliert werden konnten, machte er sich daran, ein solches Merkmal zu suchen. Er fand es in Form eines Oberflächenproteins, das nur bei den regulatorischen T-Zellen dauerhaft und in großer Menge vorhanden ist und das als Andockpunkt für einen Angelhaken dienen kann. „Die Entdeckung dieses Markers machte unmissverständlich deutlich, dass es die regulatorischen T-Zellen tatsächlich gibt und dass man sie isolieren und näher charakterisieren kann“, sagt Professor Thomas Boehm, Direktor am Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik in Freiburg und Vorsitzender des Stiftungsrates. „Das hat dem Arbeitsgebiet einen enormen Schub verliehen. Plötzlich interessierten sich viele Wissenschaftler für die regulatorischen T-Zellen.“

Spätestens ab dem Zeitpunkt, als Sakaguchi nachweisen konnte, dass das Protein Foxp3 der zentrale An/Aus-Schalter der regulatorischen T-Zellen ist, war klar, dass diese Zellen auch medizinisch relevant sind. Über Foxp3 fahren die regulatorischen T-Zellen ihr Betriebssystem hoch. Andere Wissenschaftler hatten bereits gezeigt, dass Patienten mit dem sehr seltenen, angeborenen IPEX-Syndrom kein Foxp3 bilden. Diesen Patienten fehlt damit offensichtlich der Zugriff auf ihre immunologische Friedenstruppe. Sie entwickeln schon bald nach der Geburt eine schwere Autoimmunerkrankung, an der sie oft früh versterben.

Regulatorische T-Zellen kommen wegen ihrer fundamentalen Bedeutung für das Immunsystem für die Behandlung verschiedenster Erkrankungen in Betracht. Allerdings auf unterschiedliche Weise. Bei Autoimmunerkrankungen wie Rheuma, Typ1-Diabetes und Multiple Sklerose muss ihre Aktivität gestärkt werden, damit sie entschlossener gegen die unangemessenen Attacken auf körpereigenes Gewebe vorgehen. Bei Krebs brauchen die regulatorischen T-Zellen einen Dämpfer. Krebszellen sind zwar körpereigene Zellen, da sie sich aber nicht mehr an das einmal vereinbarte Programm halten, müssten sie eigentlich beseitigt werden. Das geschieht allerdings nicht mit der gebotenen Konsequenz, weil sich die Krebszellen unter den Schutz der regulatorischen T-Zellen stellen, die im Tumor überproportional häufig vertreten sind. Bei Krebs müssen die regulatorischen T-Zellen also geschwächt werden, damit das Immunsystem nicht länger über die wahre Natur der Tumorzellen getäuscht wird und gegen die Krebszellen vorgehen kann.

Der Dämpfer könnte darin bestehen, dass die Zahl der regulatorischen T-Zellen im Tumor reduziert oder deren Wirkung unterbunden wird. Dabei sollte allerdings möglichst spezifisch und auf den Tumor bezogen vorgegangen werden, da die regulatorischen T-Zellen auch an anderer Stelle im Körper gebraucht werden. „Geschwächt werden sollten sie eigentlich nur im Tumor, nicht im ganzen Körper“, erklärt Thomas Boehm „Sakaguchi versucht daher, die im Tumor vorhandenen regulatorischen T-Zellen in konventionelle T-Zellen umzuwandeln, die sich dann am Angriff auf die Tumorzellen beteiligen. Wenn die Strategie aufgeht, würde aus der falsch verstandenen Friedenspflicht eine Verstärkung des Angriffs werden.“

Derzeit werden verschiedenste Konzepte zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen und Krebs geprüft, die sich allerdings noch in einer frühen Phase der klinischen Entwicklung befinden. Bis zu einer breiten therapeutischen Anwendung ist es noch ein weiter Weg.

Kurzbiographie Professor Dr. Shimon Sakaguchi
Professor Shimon Sakaguchi, MD (69) ist Arzt. Er studierte Medizin an der Kyoto Universität in Japan, wechselte dann als Postdoktorand an die Johns-Hopkins-Universität in Baltimore und danach an die Stanford Universität in Kalifornien. 1989 wurde er „Assistant Professor“ am Scripps Research Institute in La Jolla. 1991 kehrte Sakaguchi nach Japan zurück und forschte zunächst am „Tokyo Metropolitan Institute of Gerontology“. Später am „Institute for Frontier Medical Sciences“ der Kyoto Universität, dessen Direktor er zeitweilig war. Seit 2011 arbeitet er an der Osaka Universität. 2012 wurde er Foreign Member der amerikanischen National Academy of Sciences und 2017 ernannte ihn die japanische Regierung zur „Person of Cultural Merit“. Sakaguchi hat bereits viele Auszeichnungen erhalten, darunter den William B. Coley Award des Cancer Research Institute, den Keio Medical Science Prize, den Canada Gairdner International Award und den Crafoord Prize. Im vergangenen Jahr wurde ihm der „Deutsche Immunologie-Preis 2019“ verliehen.

Der Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis
Der Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis wird traditionell an Paul Ehrlichs Geburtstag, dem 14. März, in der Frankfurter Paulskirche verliehen. Mit ihm werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler geehrt, die sich auf den von Paul Ehrlich vertretenen Forschungsgebieten besondere Verdienste erworben haben, insbesondere in der Immunologie, der Krebsforschung, der Hämatologie, der Mikrobiologie und der Chemotherapie. Finanziert wird der seit 1952 verliehene Preis vom Bundesgesundheitsministerium, dem Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V. und durch zweckgebundene Spenden folgender Unternehmen, Stiftungen und Einrichtungen: Christa Verhein Stiftung, Else Kröner-Fresenius-Stiftung, Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, C.H. Boehringer Sohn AG & Co. KG, Biotest AG, Hans und Wolfgang Schleussner-Stiftung, Fresenius SE & Co. KGaA, F. Hoffmann-LaRoche Ltd., Grünenthal Group, Janssen-Cilag GmbH, Merck KGaA, Bayer AG, Holtzbrinck Publishing Group, AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG, die Baden-Württembergische Bank, B. Metzler seel. Sohn & Co. und die Goethe-Universität. Die Preisträger werden vom Stiftungsrat der Paul Ehrlich-Stiftung ausgewählt. Eine Liste der Stiftungsratsmitglieder ist auf der Internetseite der Paul Ehrlich-Stiftung hinterlegt.

Die Paul Ehrlich-Stiftung
Die Paul Ehrlich-Stiftung ist eine rechtlich unselbstständige Stiftung, die treuhänderisch von der Vereinigung von Freunden und Förderern der Goethe-Universität verwaltet wird. Ehrenpräsidentin der 1929 von Hedwig Ehrlich eingerichteten Stiftung ist Professorin Dr. Katja Becker, Präsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die auch die gewählten Mitglieder des Stiftungsrates und des Kuratoriums beruft. Vorsitzender des Stiftungsrates der Paul Ehrlich-Stiftung ist Professor Dr. Thomas Boehm, Direktor am Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik in Freiburg, Vorsitzender des Kuratoriums ist Professor Dr. Jochen Maas, Geschäftsführer Forschung & Entwicklung, Sanofi-Aventis Deutschland GmbH. Prof. Dr. Wilhelm Bender ist in seiner Funktion als Vorsitzender der Vereinigung von Freunden und Förderern der Goethe-Universität zugleich Mitglied des Stiftungsrates der Paul Ehrlich-Stiftung. Die Präsidentin der Goethe-Universität ist in dieser Funktion zugleich Mitglied des Kuratoriums.

Weitere Informationen
Sämtliche Unterlagen der Pressemappe und ein Foto des Preisträgers sind unter www.paul-ehrlich-stiftung.de zur Verwendung hinterlegt. Der Abdruck ist kostenfrei. Den ausführlichen Lebenslauf, ausgewählte Veröffentlichungen und die Publikationsliste erhalten Sie von Dr. Hildegard Kaulen, Telefon: +49 (0) 6122/52718, Email: h.k@kaulen-wissenschaft.de

 

Mär 11 2020
11:01

Digitalisierung: Herausforderungen für Forschung, Unternehmen und Gesellschaft

BWL-Fachgesellschaft tagt mit über 600 Mitgliedern und Gästen an der Goethe-Universität Frankfurt

FRANKFURT. Dem Thema „Digitale Transformation“ widmet sich die 82. Jahrestagung des Verbands der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft e.V. (VHB), die dieses Jahr vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt ausgerichtet wird. Vom 17.-20. März tauschen sich gut 600 Besucherinnen und Besucher in 179 Sessions, Panels, Symposien und Workshops mit etwa 300 Vorträgen über den Stand und die Entwicklung der betriebswirtschaftlichen Forschung, sowie über den Transfer der Erkenntnisse in die Praxis aus.

Digitalisierung, das ist die Umwandlung von analogen Inhalten und Arbeitsweisen in digitale Formen. Der Begriff beschreibt einen tiefgreifenden Wandel, der sämtliche Bereiche unserer Gesellschaft erfasst hat. Die deutschsprachige BWL tagt in Frankfurt und macht diesen Wandel für eine Woche zu ihrem Generalthema. Insbesondere zum Digital Day am Mittwoch, den 18.3.2020, werden die innovativen und praxisnahen Beiträge in unterschiedlichen Formaten thematisiert. Diskutiert werden aktuelle Fragestellungen wie „Bezahlen wir in Zukunft mit dem ‚digitalen Euro'?“, „Wie verändert sich unsere Arbeitswelt mit der Digitalisierung?“, „Welche innovativen Geschäftsmodelle bewegen den Mittelstand?“ und „Digitale Transformation im Gesundheitswesen?“. Am Runden Tisch werden zukünftige Forschungsperspektiven ausgelotet, in Workshops mit Medienvertretern der Transfer betriebswirtschaftlicher Forschung in Praxis und Öffentlichkeit geprobt werden.

Prof. Dr. Birgitta Wolff, die Präsidentin der Goethe-Universität, findet: „Schön, dass 99 Jahre nach der Gründung des VHB in Frankfurt die 82. Jahrestagung wieder in Frankfurt stattfindet. Mit dem Thema „Digitale Transformation“ und dessen Folgen für die Betriebswirtschaftslehre ist die Veranstaltung hier gut aufgehoben. Nicht allein, weil unser Fachbereich Wirtschaftswissenschaften einer der größten und traditionsreichsten an einer deutschen Universität ist, sondern auch, weil uns das Thema digitaler Wandel an der Goethe-Universität wie auch an vielen anderen Universitäten weltweit in vielfältiger Weise intensiv beschäftigt. Diese unterschiedlichen Perspektiven werden unsere Forschenden in die Tagung mit einbringen.“

Eröffnet wird die Konferenz am Dienstagabend mit zwei hochkarätigen Keynotes: Marketing-Professor Bernd Skiera (Frankfurt) spricht über die Regulierung im Netz und die Folgen für die Werbeindustrie und verweist auf den dringenden Bedarf fundierter empirischer Forschung zum Thema. Theodor Weimer, CEO der Deutsche Börse AG, spricht über Digitalisierung als Zukunftsherausforderung für Unternehmen und skizziert Kernelemente einer gelingenden Digitalen Transformation. Zu den Zukunftsherausforderungen wird darüber hinaus am Mittwochabend eine weitere Keynote Session mit dem renommierten Wirtschaftsinformatiker Jan-Marco Leimeister (St. Gallen/Kassel), dem CEO von TeamViewer Oliver Steil, Rolf Felkel und Claus Grunow, Senior Vice President und Vice President aus den Digitalisierungsbereichen von Fraport sowie Dr. Christian Langer, Head of Digital Strategy, Innovation and Transformation der Lufthansa Group, stattfinden.

„Wir freuen uns, dass wir gemeinsam mit vielen Partnern in Frankfurt ein breites und vielfältiges Tagungsprogramm umsetzen können. Im Zentrum der Tagung stehen die Herausforderungen der digitalen Transformation, die immer stärker die betriebswirtschaftliche Forschung und Lehre prägen - sowohl inhaltlich wie auch methodisch. Mit dem ‚Digital Day' stellt die VHB-Tagung die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung in den Mittelpunkt des betriebswirtschaftlichen Diskurses“, so Mark Wahrenburg, Vorsitzender des diesjährigen Organisationskomitees und Professor für Bankbetriebslehre an der Goethe-Universität.

Die 82. Jahrestagung des VHB findet in diesem Jahr erstmalig nicht an Pfingsten, sondern im Frühjahr statt. Mit dem neuen Datum wird ein neues Format eingeführt: Die 18 Fachgruppen sind aufgerufen, ihre individuellen Tagungen ab diesem Jahr unter dem Dach der gemeinsamen Jahrestagung auszurichten. Peter Walgenbach, Vorsitzender des VHB und Professor für BWL an der Universität Jena, betont:
„Uns verbindet die Begeisterung für betriebswirtschaftliche Forschung und Lehre. Die Jahrestagung eröffnet den Blick auf die gesamte Disziplin BWL. Das Thema der diesjährigen Tagung ist für alle unsere Fachgruppen von großer Bedeutung und bietet die Chance, über die Grenzen unserer Teildisziplinen hinauszugehen. Wir sollten die Tagung intensiv nutzen, um uns auszutauschen und voneinander zu lernen.“

Flankiert werden die Kernkonferenztage von der Pre- und Post-Conference am Dienstag und Freitag. Die Pre-Conference steht ganz im Zeichen der Förderung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und der Methoden-Workshops. Im Laufe des Freitags tagen Expertinnen und Experten aus der Wissenschaftsethik zu Möglichkeiten und Grenzen, die sich aus der zunehmenden Digitalisierung betriebswirtschaftlicher Forschung ergeben. Auch ein Punkt auf der Post-Conference: die Vorbereitung der Jubiläumstagung im kommenden Jahr, denn der VHB wird 100 Jahre alt.

Sämtliche Informationen zur Tagung: http://bwl2020.org

Über den VHB
Der Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft e.V. (VHB) setzt sich aus rund 2.600 Mitgliedern zusammen, die sich wissenschaftlich auf dem Gebiet der Betriebswirtschaftslehre betätigen. Ziel des VHB ist die Förderung und Weiterentwicklung der BWL als gesellschaftlich relevante, international anschlussfähige und zukunftsweisende Wissenschaftsdisziplin. Der Verband ist eine wachsende, lebendige Plattform für wissenschaftlichen Austausch, Vernetzung und Nachwuchsförderung in allen Bereichen der BWL und darüber hinaus. 1921 gegründet ist der VHB heute die führende wissenschaftliche Verbandsinstitution der BWL im deutschsprachigen Raum (http://vhbonline.org/).

Für weitere Auskünfte
Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft e.V.
Bianca Volk, Pressesprecherin
Geschäftsstelle: Reitstallstr. 7 – 37073 Göttingen – Deutschland
Tel.: +49 (0)551 - 797 78 566, Fax: +49 (0)551 - 797 78 567
E-Mail: bianca.volk@vhbonline.org - URL: http://vhbonline.org 

 

Mär 10 2020
10:36

Das Projekt „Sprachförderprofis“ kann seine erfolgreiche Arbeit mit Fachkräften in Kitas und Grundschulen fortsetzen

Sprachförderprofis gehen in die zweite Förderrunde

FRANKFURT. Das Projekt „Sprachförderprofis“ der Goethe-Universität und des IDeA-Zentrums bildet seit Herbst 2016 Erzieherinnen und Erzieher sowie Grundschullehrkräfte gemeinsam fort. Die pädagogischen Fachkräfte lernen, linguistisch fundierte Sprachförderung zu konzipieren und diese flexibel in Groß- und Kleingruppen für Kindern mit besonderem Sprachförderbedarf, beispielsweise Deutsch als Zweitsprache, umzusetzen. Nun haben die Förderpartner die Fortsetzung für weitere drei Jahre bewilligt.

Damit pädagogische Fachkräfte aus Kitas und Grundschulen wissen, wie das komplexe System Sprache funktioniert und wie sie Kinder im (Zweit-)Spracherwerb unterstützen können, werden sie an der Goethe-Universität zu „Sprachförderprofis“ ausgebildet. Das Projekt „Sprachförderprofis“ ist angesiedelt an der Arbeitseinheit Deutsch als Zweitsprache unter der Leitung von Prof. Dr. Petra Schulz am Institut für Psycholinguistik und Didaktik der deutschen Sprache. Als Projektpartner beteiligt sind das Stadtschulamt Frankfurt, das Hessische Kultusministerium und die Stiftung Polytechnische Gesellschaft.

„Mehr als 350 Fachkräfte aus ganz Hessen wurden in der ersten Förderphase geschult, 24 Gruppen, davon 14 in Frankfurt, haben das Programm durchlaufen“, berichtet Projektleiterin Prof. Dr. Petra Schulz. Auch ein Lehrbuch für die Praxis ist dabei entstanden, das im Herbst dieses Jahres gedruckt vorliegen soll. In der zweiten Förderphase, für die mehr als 200.000 Euro zur Verfügung stehen, soll das erfolgreiche Konzept fortgeführt werden: Wie bisher wird eine Fortbildungsreihe mit vier Modulen zu linguistischen Grundlagen, Erst- und Zweitspracherwerb, Sprachdiagnostik und Sprachförderung angeboten, kombiniert mit individuell abgestimmten Coachings vor Ort. Neu ist das Modul „Sprachförderprofis im Team“. Dr. Rabea Lemmer und Alina Lausecker, die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen im Projekt, erläutern: „In dem neuen Modul werden die Inhalte der Fortbildungsreihe gemeinsam mit zertifizierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern in den Einrichtungen umgesetzt, um beispielsweise ein neues Sprachförderkonzept zu entwickeln.“ Darüber hinaus soll unter dem Stichwort „Sprache stärken“ der Blick für spät erworbene sprachliche Phänomene geschärft werden, die insbesondere für den schulischen Erfolg von Bedeutung sind, – wie die Unterscheidung von bestimmtem und unbestimmtem Artikel.

Informationen: Prof. Dr. Petra Schulz, Institut für Psycholinguistik und Didaktik der deutschen Sprache, Fachbereich 10, Norbert-Wollheim-Platz 1, 60323 Frankfurt, Telefon 069 798-32561, E-Mail p.schulz@em.uni-frankfurt.de; Homepage: www.uni-frankfurt.de/44192743/DaZ; Sprachförderprofis: www.sprachfoerderprofis.de. Dort können auch frühzeitig Fortbildungstermine eingesehen werden. 

 

Mär 9 2020
14:27

Frobenius-Institut eröffnet die Ausstellung „Baxxe – Home“ im Museum Bautzen (14. März bis 1. Juni 2020)

Äthiopische Perspektiven auf „Heimat“

FRANKFURT. Was bedeutet „Heimat“? Diese Frage steht im Zentrum der Fotoausstellung „Baxxe – Home“ der äthiopischen Fotografin Maheder Haileselassie, die

am Samstag, 14. März, um 15 Uhr
im Museum Bautzen, Kornmarkt 1, 02625 Bautzen

eröffnet wird. Die Ausstellung zeigt Fotos aus den Archiven des Frobenius-Instituts, welche die frühen Expeditionen in die Region Gedeo (Äthiopien) zwischen den 1930er und 1950er Jahren dokumentieren. Diesen Bildern werden aktuelle Fotografien von Haileselassie und Schülerinnen und Schülern aus der Region Gedeo gegenübergestellt, welche ihre eigenen Auffassungen von „Heimat“ abbilden. Entstanden sind diese Werke in einem Workshop, den Maheder Haileselassie im Frühjahr 2019 in der Region geleitet hat.

Darüber hinaus ist in der Ausstellung ein in den 1970er Jahren gedrehter Film des Frobenius-Instituts über Handwerker in Gedeo zu sehen, kommentiert durch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Workshop. Der Film spiegelt die Auseinandersetzung der jungen Menschen aus Gedeo mit ihrer regionalen Geschichte wider.

Die Ausstellung baut auf eine Kooperation zwischen dem Frobenius-Institut für kulturanthropologische Forschung und dem Goethe-Institut in Addis Abeba (Äthiopien) auf, und war erstmals vom 21. November bis 31. Januar 2019 am Goethe-Institut in Addis Abeba ausgestellt. In erweiterter Form ist sie nun im Museum Bautzen zu sehen, wo sie sich in die dortige Ausstellungsfolge zum Thema „Heimat“ einreiht.

Informationen: Dr. Sophia Thubauville, Frobenius-Insitut für kulturanthropologische Forschung an der Goethe-Universität, Telefon +49 (0)69 798-33240, Mail Thubauville@em.uni-frankfurt.de; Näheres unter: https://www.frobenius-institut.de/aktuelles; https://www.museum-bautzen.de/veranstaltungen/ausstellungen/baxxe-heimat/

Den Ausstellungsflyer finden Sie zum Download unter: http://www.uni-frankfurt.de/86430263

 

Mär 5 2020
11:25

Der österreichische Autor und Essayist spricht am Samstag auf dem Campus Westend über „Unterwegs nach Babylon“

60 Jahre Frankfurter Poetikvorlesungen: Jubiläumsdozentur mit Christoph Ransmayr

FRANKFURT. Im Wintersemester 2019/20 feiert die Frankfurter Poetikvorlesung ihr 60-jähriges Jubiläum. Die Jubiläumsvorlesung wird von Christoph Ransmayr gehalten. Eingeleitet und begleitet wurde die Dozentur von einer dreiteiligen wissenschaftlichen Vortragsreihe, die vertiefende Einblicke in das Werk Ransmayrs vermittelte.

60 Jahre Frankfurter Poetikvorlesungen: Christoph Ransmayr - Unterwegs nach Babylon

Öffentliche Vorlesung. Samstag, 7. März, 18 Uhr c.t.. Hörsaalzentrum (HZ 1&2), Campus Westend.

Die wieder von Wolfgang Schopf (Literaturarchiv der Goethe-Universität) kuratierte Begleitausstellung zur Poetikdozentur im „Fenster zur Stadt“/Restaurant Margarete wird im Anschluss an die Vorlesung eröffnet; die Ausstellung ist täglich geöffnet von 11 bis 24 Uhr.
Die Abschlusslesung findet am Montag, 9. März, ab 19.30 Uhr im Literaturhaus Frankfurt statt.

„Geschichten ereignen sich nicht, Geschichten werden erzählt.“ Dieses Zitat stammt aus dem Vorwort des 2012 erschienenen Reise-Erzählbandes „Atlas eines ängstlichen Mannes“ von Christoph Ransmayr und kann als poetologischer Leitsatz für sein gesamtes Werk gelesen werden. In seinem Roman „Die letzte Welt“ (1988) erfüllt Ransmayr diesen Anspruch par excellence und es gelingt ihm der internationale Durchbruch. Zahlreiche weitere Romane folgten seitdem, insbesondere sind hier „Morbus Kitahara“ (1995), „Der fliegende Berg“ (2006) sowie sein aktuellster Roman „Cox oder Der Lauf der Zeit“ (2016) hervorzuheben. Daneben zählen auch Theaterstücke (u.a. „Die Unsichtbare. Tirade an drei Stränden“ (2001), Essays und literarische Reportagen zu seinem Œuvre. Die vielfältigen Perspektiven, Formen, Genres und Medien des Erzählens erkundet Ransmayr in seinem mittlerweile zehn Bände umfassenden großen Projekt „Spielformen des Erzählens“.

Für sein kreatives Schaffen wurde Christoph Ransmayr inzwischen mit unzähligen Auszeichnungen und Preisen geehrt; so erhielt er allein im vergangenen Jahr den Würth-Preis für Europäische Literatur, den Kleist-Preis, den Nicolas-Born-Preis, den Preis der Stadt Wien für Literatur sowie den Bayerischen Buchpreis. Im kommenden Mai wird Ransmayr den Ludwig-Börne-Preis 2020 erhalten. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat als diesjähriger Preisrichter den Preisträger ausgewählt, er wird auch die Laudatio halten.

Weitere Informationen:
Prof. Susanne Komfort-Hein, Geschäftsführung: Frankfurter Poetikvorlesungen, Goethe-Universität Frankfurt. Tel (069) 798 32855; E-Mail: Koch@lingua.uni-frankfurt.de.
www.poetikvorlesung.uni-frankfurt.de

 

Mär 4 2020
12:23

Wissenschaftler von Goethe-Universität, Universität Basel und Forschungszentrum Point Sud haben gestern einzigartige Postgraduiertenakademie in Bamako (Mali) eröffnet

Akademie soll Grundlagenforschung in Afrika stärken

FRANKFURT. Die Grundlagenforschung in afrikanischen Staaten zu stärken, das ist das Ziel der neuen Postgraduiertenakademie in der malischen Stadt Bamako – insbesondere im Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften. Die Einrichtung, die von der Gerda Henkel Stiftung finanziert und von Wissenschaftlern aus Frankfurt und Mali konzipiert wurde, ist am vergangenen Montag, 2. März, feierlich eröffnet worden.  

Trotz großer Fortschritte finden die frankophonen afrikanischen Länder weltweit noch wenig Beachtung in der globalen Wissensproduktion. Insbesondere in den Geistes- und Sozialwissenschaften orientiert man sich stark am Problemlösungsbedarf von Politik und Entwicklungsindustrie – auf Kosten des Weiterentwicklungspotenzials der Fächer. „In politisch orientierten Diskursen steht die Wissenschaft in der Pflicht, Lösungen für menschliche Probleme zu liefern, und der praktische Nutzen wird zum Messstandard für die Feststellung der Gültigkeit von Wissen“, beschrieb Prof. Elisio Macamo von der Universität Basel, einer der beiden Gründungsdirektoren, die Situation bei der Eröffnung. Tatsächlich laufe die Debatte darüber, inwieweit die Wissenschaft gefordert ist, relevantes Wissen zu produzieren, auf ein Dilemma hinaus, das die Diskussion äußerst schwierig gemacht habe. „Die Wissenschaftler stecken besonders in Afrika in einer Zwickmühle zwischen der Vermittlung nützlichen Wissens bei gleichzeitiger Verwässerung wissenschaftlicher Standards einerseits und der Aufrechterhaltung wissenschaftlicher Standards bei gleichzeitigem Risiko der Irrelevanz andererseits“, so Macamo.

Welche Rolle spielt Grundlagenforschung in den Sozial- und Humanwissenschaften in einem Kontext, der im öffentlichen Bewusstsein vor allem durch „scheinbar offensichtliche Problemlagen“ gekennzeichnet ist, die es mit Hilfe des an den Universitäten erlernten wissenschaftlichen Repertoire zu lösen gelte, fragte auch Prof. Mamadou Diawara vom Institut für Ethnologie der Goethe-Universität, der die neue Akademie gemeinsam mit Macamo und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in Mali gegründet hat. Die konzeptuelle und methodische Weiterentwicklung der Disziplinen selbst bleibe dabei oft auf der Strecke. Es sei jedoch von größter Wichtigkeit, die Probleme grundlegend zu verstehen und die richtigen Fragen zu formulieren. Dies sei leider alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Das Übermaß an „angewandter Forschung“ im Dienst der Entwicklungspolitik führe dazu, so die Wissenschaftler, dass Afrika in der globalen Wissensproduktion immer weiter zurückfalle, was sich besonders im frankophonen Afrika zeigt, das im Zentrum des Projektes steht.

Die „Pilote African Postgraduate Academy (PAPA)“, die von Goethe-Universität, Universität Basel und Forschungszentrum Point Sud in Bamako entwickelt wurde, versteht sich jedoch ausdrücklich nicht als dekoloniales Projekt. „Wir sind nicht auf der Suche nach einer afrikanischen Wissenschaft, die alles anders macht als die sogenannte europäisch geprägte Wissenschaft. Wir wollen das wissenschaftliche Vokabular vielmehr von solchen gedanklichen Korsetten befreien“, führte Macamo aus. PAPA soll die Grundlagenforschung in den Geistes- und Sozialwissenschaften stärken. Fünfzehn Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus acht Ländern nahmen nach der Eröffnung ihre Forschungsarbeit auf. Die wissenschaftliche Leitung haben Prof. Mamadou Diawara und Prof. Elisio Macamo inne. Das Ausbildungsprogramm der Akademie soll die Stipendiaten ermutigen, sich in einem kritischen Dialog mit ihren Disziplinen, den Area Studies und ihrer Identität als Wissenschaftler mit grundlegenden epistemologischen Fragen auseinanderzusetzen. Nach Abschluss des dreijährigen PAPA-Zyklus sollen die sorgfältig ausgewählten jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an ihren Heimatinstitutionen auf einem neuen Niveau lehren und veröffentlichen. Zweimal im Jahr soll es zweiwöchige Workshops in Bamako geben, an denen fünfzehn ausgewählte Nachwuchswissenschaftler und bis zu vier etablierte Wissenschaftler in Bamako teilnehmen. Ein Mentoring-Programm soll hochrangige Forscher und Preisträger an ihren Heimatinstitutionen zusammenbringen. Zudem soll ein starkes Netzwerk entstehen, das Wissenschaftlern und Dozenten aus frankophonen afrikanischen Ländern, die innerhalb und außerhalb Afrikas leben, für Austausch und gemeinsame Projekte zur Verfügung steht. Das Projekt wird von der Gerda Henkel Stiftung für die ersten drei Jahre gefördert.

Feierlich eröffnet wurde die Veranstaltung vom malischen Minister für Bildung und Forschung, Prof. Mamadou Famanta, und dem Deutschen Botschafter in Mali, Dr. Dr. Dietrich Fritz Reinhold Pohl. Den Festvortrag hielt der renommierte senegalesische Philosophieprofessor Prof. Souleymane Bachir Diagne von der Columbia University, New York zum Thema „La question de l'Universel et les Etudes Postcoloniales“. Auch Diagne wandte sich gegen die Radikalität von Post- und Dekolonialisten: „Natürlich sollen wir die koloniale Bibliothek nicht verbrennen, sondern nutzen und kritisieren.“ Er sprach sich gegen eine „Erfahrungswissenschaft“ aus, in der Forschungen über bestimmte Bevölkerungsschichten nur noch von dieser selbst durchgeführt werden können, da alle anderen angeblich keine Vorstellung von deren Lebenswirklichkeit haben können. „Die Vorstellung, dass die Alltagsprobleme schwarzer Frauen ausschließlich von schwarzen Frauen untersucht werden können, ist absurd. Mit so einem Vorgehen ist die Wissenschaft schnell am Ende“, so Diagne. Mit seinem brillanten Vortrag und einer mehr als einstündigen Diskussion mit den Fellows endete die Eröffnungsfeier.

Am Nachmittag ging es dann ins Forschungszentrum Point Sud, das seit 2012 von der Goethe-Universität im Rahmen eines DFG-Programms finanziert wird. Hier lernten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die dort arbeitenden Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler kennen. Abends wurde der Projektstart bei traditioneller Kora-Musik gefeiert.

Bilder zum Download finden Sie unter: https://uni-frankfurt.de/86320819

Bildtexte:

PAPA0001: Prof. Mamadou Diawara (links) und der Minister für Bildung und Forschung, Prof. Mamadou Famanta, bei der Eröffnung in Bamako. (Foto: Stefan Schmid)

PAPA0002: Vorstellung des Forschungszentrums Point Sud durch den Vizedirektor Prof. Tiéman Diarra. (Foto: Stefan Schmid)

PAPA0003: Gruppenbild mit Fellows und Mentoren. (Foto: Stefan Schmid)

PAPA0004: Die Fellows der neuen Postgraduiertenakademie. (Foto: Stefan Schmid)

Informationen: s.schmid@em.uni-frankfurt.de; weitere Informationen zum PAPA-Projekt und den ausgewählten Stipendiatinnen und Stipendiaten finden Sie auf der Webseite von Point Sud: http://pointsud.org/pilot-african-postgraduate-academy-papa/?lang=en oder auf den Seiten der Goethe-Universität (https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/staerkung-fuer-grundlagenforschung-in-afrika/ ) und der Gerda Henkel Stiftung (https://www.gerda-henkel-stiftung.de/pressemitteilung?page_id=120413#top

 

Feb 28 2020
11:39

Internationaler Frauentag: Museum Giersch der Goethe-Universität bereitet Ausstellung über Leben und Werk der Frankfurter Fotografinnen Nini und Carry Hess vor

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FRANKFURT. Anlässlich des Internationalen Frauentages möchte das Museum Giersch der Goethe-Universität auf das Schicksal von zwei herausragenden Fotografinnen der Weimarer Republik aufmerksam machen. Die Schwestern Nini (1884–1943) und Carry Hess (1889–1957) schufen einfühlsame individuelle Porträts und prägten das Bild der „Neuen Frau“ der 1920er-Jahre mit. Die geplante Ausstellung des Museums im Frühjahr/Sommer nächsten Jahres mit rund 180 Originalfotografien gibt zum ersten Mal einen differenzierten Überblick über Biographie und Werk der Frankfurter Schwestern, deren Leben und Karriere von den Nationalsozialisten aufgrund ihrer jüdischen Herkunft zerstört wurde. Den Schwerpunkt bilden Porträt- und Theaterfotografie, daneben werden Arbeiten aus dem Bereich der Tanz-, Akt-, Mode- und Architekturfotografie zu sehen sein.

Erinnert wird an zwei Fotografinnen, deren Atelier in der Börsenstraße zu den angesehensten in Deutschland gehörte. Die beiden Schwestern hatten es 1913 gegründet und sich auf Porträtfotografie spezialisiert. Ihre Kundschaft fanden sie vor allem im Großbürgertum der Frankfurter Stadtgesellschaft.

Ausgestattet mit einem Generalvertrag mit der Stadt Frankfurt hielten die Hess-Schwestern zudem das Bühnengeschehen dieser Jahre in einer Vielzahl von Szenenfotos und Rollenporträts fest. Es entstanden ferner zahlreiche Zivilporträts von Bühnenstars wie Heinrich George, Fritta Brod, Constanze Menz oder Gerda Müller, aber auch von berühmten Tänzerinnen wie Mary Wigman, Niddy Impekoven und Anna Pawlowa.

Die Qualität ihrer Aufnahmen und ihre gute Vernetzung in Künstlerkreisen sorgten dafür, dass sie regelmäßig für führende Magazine wie die „Berliner Illustrierte Zeitung“, den „Querschnitt“ oder den „Uhu“ fotografierten. Illustrationsaufträge für die Frauenbeilage der „Frankfurter Zeitung“ kamen hinzu. Prominente wie Carl Zuckmayer, Alfred Döblin, Thomas Mann, Max Beckmann, Paul Hindemith, Ferdinand Kramer oder C. G. Jung ließen sich von Nini und Carry Hess porträtieren.

In der Reichsprogromnacht 1938 zerstörten Angehörige der SA das Atelier sowie das Bildarchiv der Schwestern vollständig. 1942 wurde Nini Hess ebenso wie ihre Mutter deportiert und vermutlich 1943 in Auschwitz ermordet. Carry Hess war 1933 nach Paris emigriert. Nach der Befreiung scheiterte ihr Versuch, dort wieder als Fotografin zu arbeiten. Ihre letzte Lebensphase ist geprägt durch den demütigenden Kampf mit den deutschen Behörden um finanzielle Wiedergutmachung.

Das Museumsteam ist an weiteren Hinweisen zu Leben und Werk der Schwestern sowie möglichen Fotografien in Privatbesitz interessiert. Gerne können Sie sich telefonisch unter 069/13821010 oder per E-Mail an info@museum-giersch.de melden.

Informationen: Dipl.-Kffr. Christine Karmann, Presse und Marketing Museum Giersch der Goethe-Universität, Tel: 069/138210121, E-Mail: presse@museum-giersch.de

Adresse: Museum Giersch der Goethe-Universität, Schaumainkai 83, 60596 Frankfurt am Main 

Foto zum Download unter: http://www.uni-frankfurt.de/86171196Pressefoto: Nini & Carry Hess: Katia Mann, 1928, ETH-Bibliothek Zürich, Thomas-Mann-Archiv

 

Feb 26 2020
13:44

Studie an der Goethe-Universität belegt: Bei der Partnerwahl achten Fische auf die Persönlichkeit

Mutige sucht Mutigen

FRANKFURT. Die Besitzer eines Haustieres sind schon lange davon überzeugt, nun werden sie durch die Wissenschaft bestätigt: Auch Tiere haben Persönlichkeit. Eine an der Goethe-Universität entstandene Studie belegt, dass selbst bei Fischen eigene Persönlichkeitsmerkmale, aber auch die des potenziellen Partners bei der Wahl des „Bräutigams“ entscheidend sind.

Von Wirbeltieren bis hin zu Krebsen und Spinnen zeigen Individuen konsistente Verhaltenstendenzen, die sie von anderen Artgenossen unterscheiden. Das bestuntersuchte Persönlichkeitsmerkmal im Tierreich ist die Risikobereitschaft. Bei dem kleinen Süßwasserfisch Poecilia mexicana, der vorrangig in den Flüssen Mexikos lebt, ist eine große Spannweite von extrem schüchternen bis sehr mutigen Individuen zu finden. Beides kann Vorteile haben: Während schüchterne Fische seltener Gefahr laufen, von räuberischen Fischen und Vögeln gefressen zu werden, sind mutigere Gesellen oft effizienter bei der Nahrungssuche.

Doch mutige Männchen haben auch Vorteile in der Partnersuche, wie eine Studie von Dr. Carolin Sommer-Trembo und Kollegen der Goethe-Universität Frankfurt zeigt. Weibchen und Männchen wurden zunächst mit Hilfe von Verhaltenstests auf der Skala von schüchtern bis mutig eingestuft. Anschließend durften Weibchen sich in Partnerwahltests für eines von zwei Männchen entscheiden, die sich in ihrer Risikobereitschaft unterschieden. Damit die Weibchen nicht zu sehr von anderen Kriterien beeinflussen ließen, wurden die beiden Männchen so ausgesucht, dass sie sich in anderen äußerlichen Merkmalen wie Körperform, Färbung und Größe fast vollständig glichen.

Die Ergebnisse schienen eindeutig: Mutige Männchen haben stets die Nase vorn. Doch bei genauerer Betrachtung spielte auch die Risikobereitschaft der wählenden Weibchen in die Entscheidung mit hinein. Mutige Weibchen zeigten die stärkste Präferenz für mutige Männchen, während die Präferenz bei schüchternen Weibchen schwächer ausfiel. Sind mutige Männchen also für alle Weibchen attraktiver oder haben auch die weniger Couragierten eine Chance nach dem Motto „Gleich und Gleich gesellt sich gern“? Die Studie zeigt, dass beide Mechanismen ineinandergreifen und dass, wie so oft, die Wahrheit in einem Sowohl-als-Auch besteht.

Publikation: Sommer-Trembo C, Schreier M, Plath M (2020) Different preference functions act in unison: mate choice and risk-taking behaviour in the Atlantic molly (Poecilia mexicana). Journal of Ethology, DOI: 10.1007/s10164-020-00643-5

Bilder zum Download finden Sie unter folgendem Link: http://www.uni-frankfurt.de/86091187

Bildtext: Beim Atlantischen Molly sind die Weibchen recht unauffällig gefärbt, während die Schwanzflossen der Männchen in verschiedenen Gelb- und Orange-Tönen leuchten. (Fotos: Claudia Earp (Fische1 und 2)/Martin Plath (Fische3))

Informationen:  Carolin Sommer-Trembo, Postdoc, Zoologisches Institut der Universität Basel, Vesalgasse 1, 4051 Basel, Telefon: +41 (0) 783079999, Email: sommer-trembo@gmx.de

 

Feb 24 2020
15:16

Die Jahrestagung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wissenschaftliche Weiterbildung für Ältere (BAG WiWA) findet vom 4. bis 6. März 2020 in Kooperation mit der Universität des 3. Lebensalters an der Goethe-Universität statt.

Wert der Wissenschaft für die Weiterbildung Älterer

FRANKFURT. Für die Weiterbildung Älterer an Hochschulen stellt Wissenschaftlichkeit eines der zentralen Wesensmerkmale dar, die weitere Konkretisierung des Begriffs ist jedoch nicht eindeutig und die Umsetzung des Wissenschaftsbezugs vielfältig. Auf der Jahrestagung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wissenschaftliche Weiterbildung für Ältere soll daher zum einen Gelegenheit gegeben werden, sich darüber zu verständigen, was genau Wissenschaftlichkeit im Rahmen des Senior*innenstudiums bedeutet, und welche Rolle Wissenschaft für die Organisation von Lern- und Bildungsprozessen Älterer spielt. Im Hinblick auf diese Zielgruppe sind dabei spezifische Aspekte zu berücksichtigen, wie beispielweise die Heterogenität von Bildungsvoraussetzungen und -interessen sowie der Wunsch, an Lebenserfahrung anzuschließen. Zum anderen wird es darum gehen, an der Schnittstellte von Wissenschaft und Öffentlichkeit Wirkungen auszuloten, die von älteren Studierenden ausgehen.

Welche Herausforderungen und Chancen die Öffnungsstrategien der Hochschulen in diesem Kontext bieten, wird im Eröffnungsvortrag von Dr. Beate Hörr, der Leiterin des Zentrums für wissenschaftliche Weiterbildung der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, erörtert. Zwei weitere Vorträge greifen theoretische Positionen auf: Prof. Dr. Alex Demirović (Goethe-Universität Frankfurt a.M.) wird sich mit dem Verhältnis von Wissenschaft und Bildung im Verständnis der Frankfurter Schule beschäftigen und Prof. Dr. Ines Himmelsbach (Katholische Hochschule Freiburg) wird den Fokus auf die Frage richten, welche Rolle das Lebensalter für Bildungsprozesse spielt. Im Tagungsprogramm sind darüber hinaus verschiedene Workshops vorgesehen, die reichlich Gelegenheit für Diskussion und Austausch bieten. Einige Projektvorstellungen aus der Praxis der U3L runden das Programm ab.

Die Tagung wendet sich an Wissenschaftler*innen, Organisator*innen, Institutionen und regulär Studierende, die sich mit der Weiterbildung älterer Menschen befassen. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wissenschaftliche Weiterbildung für Ältere (BAG WiWA) in der DGWF ist der Zusammenschluss der für die wissenschaftliche Weiterbildung älterer Erwachsener verantwortlichen Institutionen wie Hochschulen und mit ihnen kooperierender Einrichtungen. https://dgwf.net/bag-wiwa.html.

Medienvertreterinnen und Medienvertreter sind herzlich zur Veranstaltung eingeladen.

Jahrestagung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wissenschaftliche Weiterbildung für Ältere (BAG WiWA)
4. - 6. März 2020, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Campus Westend, Casino, Nina Rubinstein-Weg 1, Raum 1.811, 60323 Frankfurt am Main.

Kontakt: Universität des 3. Lebensalters an der Goethe-Universität Frankfurt am Main e.V., Silvia Dabo-Cruz, Leiterin der Geschäftsstelle, Senckenberganlage 31, 60325 Frankfurt am Main, Tel: (069) 798 28865, dabo-cruz@em.uni-frankfurt.de

Weitere Informationen zur Anmeldung: https://dgwf.net/jahrestagung-2020.html

 

Feb 24 2020
12:12

Schreibzentrum der Goethe-Universität lädt zur Langen Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten

Schluss mit dem Vertagen

FRANKFURT. „Wer schreibt, der bleibt“ – unter diesem Motto lädt das Schreibzentrum der Goethe-Universität

von Donnerstag, 5. März, 20 Uhr, bis Freitag, 6. März, 5 Uhr
in Q1 des Bibliothekszentrums Geisteswissenschaften
(IG Farben-Gebäude, Norbert Wollheim-Platz 1, 60323 Frankfurt)

zum zehnten Mal zur „Langen Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten“. Das ursprünglich vom Schreibzentrum der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder ins Leben gerufene Event findet mittlerweile weltweit am ersten Donnerstag im März statt. Umgeben von Bücherwänden mit altehrwürdigen Wissensbeständen können Studierende selbst denkend, lesend und schreibend ihre eigenen wissenschaftlichen Texte verfassen – ob es sich nun um die erste Hausarbeit, die letzten Zeilen der Bachelor- oder gar Doktorarbeit oder eine andere wissenschaftliche Textsorte handelt. „Gemeinsam mit anderen lässt sich so manche Schreibblockade leichter überwinden“, erklärt Malte Schefer, Tutor am Schreibzentrum. „Es ist eine tolle, konzentrierte Arbeitsatmosphäre, das motiviert mich zum Schreiben. Ich komme regelmäßig und wünschte, die LNDAH würde häufiger stattfinden,“ so das Feedback einer Teilnehmerin.

Angeboten werden Workshops rund um das Lesen und Schreiben wissenschaftlicher Texte, zu Zeitmanagement und Argumentationstechnik. Für individuelle Beratung und Textfeedback stehen während der gesamten Nacht schreibdidaktisch ausgebildete Peertutorinnen und -tutoren des Schreibzentrums zur Verfügung – in diesem Jahr auch speziell für Studierende aus den Naturwissenschaften. Unterstützung für Teilnehmende, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, kommt vom Internationalen Studien- und Sprachenzentrum (ISZ). Das Zentrum für Hochschulsport stärkt mittels Yoga-Einheiten die Durchhaltekraft der Teilnehmenden, zudem bietet ein Buffet Kaffee, Tee und kleine Snacks.

Das 2009 gegründete Schreibzentrum ist Teil des Zentrums Geisteswissenschaften im Programm „Starker Start ins Studium“ an der Goethe-Universität. Seit 2016 besteht mit dem Schreibzentrum am Riedberg eine Dependance speziell für das Schreiben in den Naturwissenschaften. Mit Workshops, Kursen, Beratung und Handreichungen werden Studierende aller Fächer und Fachsemester, aber auch Doktoranden und Dozentinnen beim Aufbau von Schreibkompetenz unterstützt. Mit jährlich rund 200 Teilnehmenden ist die „Lange Nacht“ eines der Highlights im Programm.

Medienvertreter sind herzlich eingeladen, über die „Lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten“ zu berichten. Dafür melden Sie sich bitte vorab bei Dr. Nora Hoffmann, Leitung Schreibzentrum, Telefon +49(0)69 798 32846, E-Mail n.hoffmann@em.uni-frankfurt.de.

Information: https://www.starkerstart.uni-frankfurt.de/77916930/LNDAH

 

Feb 17 2020
12:03

Frankfurter Projekt PROXIDRUGS unter Leitung der Goethe-Universität wurde in die Konzeptionsphase des Programms „Clusters4Future“ aufgenommen – Suche nach neuartigen therapeutischen Wirkstoffen

Die zelluläre Müllabfuhr überlisten

FRANKFURT. Gezielt eingreifende Wirkstoffe und damit neue Therapieoptionen entwickelt das regionale Netzwerk PROXIDRUGS unter Federführung der Goethe-Universität. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) wählte das Projekt jetzt im Ideenwettbewerb „Clusters4Future“ für eine Förderung in der Konzeptionsphase aus – als einen von 16 aus 137 eingereichten Vorschlägen.

„Der Körper hat eine ausgeklügelte Maschinerie entwickelt, um überflüssige oder schädliche Proteine zu entsorgen. Diese wollen wir nutzen, um krankheitsrelevante Proteine gezielt abzubauen“, erklärt Koordinator Prof. Ivan Dikić vom Institut für Biochemie II der Goethe-Universität die Grundlage des Projekts. Bessere Therapien für Erkrankungen wie etwa Krebs, Herz- und Entzündungskrankheiten sind das Ziel des Verbunds aus Biochemikern, Chemikern, Medizinern und Pharmazeuten von der Goethe-Universität, dem Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie IME und der Technischen Universität Darmstadt.

Das BMBF fördert die im Mai beginnende sechsmonatige Konzeptionsphase mit bis zu 250.000 Euro. Qualifiziert sich der Zusammenschluss anschließend für die Umsetzungsphase, stehen bis zu fünf Millionen Euro pro Jahr für PROXIDRUGS zur Verfügung. Das Ministerium will wissenschaftliche Hotspots zu schlagkräftigen regionalen Innovationsnetzwerken ausbilden. „Die Goethe-Universität im Zentrum des Rhein-Main-Gebiets, einem deutschlandweit einzigartigen Spitzenstandort, bündelt akademische und industrielle Expertise für innovative Therapiekonzepte“, lobt Universitäts-Vizepräsidentin Prof. Simone Fulda den Ansatz des Konsortiums, der auf der Umprogrammierung zelleigener Systeme beruht.

Abzubauende Proteine werden üblicherweise in einer enzymatischen Reaktion mit dem kleinen Protein Ubiquitin markiert. Der „Schredder“ der Zelle, das Proteasom, erkennt diese Markierung und zerlegt das Protein in seine Einzelteile, die dann recycelt werden. Im Fokus von PROXIDRUGS steht eine neuartige Medikamentenklasse, deren Wirkmechanismus auf räumlicher Nähe (proximity) beruht: Die entsprechenden Substanzen weisen zwei funktionelle Einheiten auf – eine zur spezifischen Bindung des jeweiligen Zielproteins, eine zweite, um an das benötigte Enzym anzudocken. So kann im Prinzip jedes unerwünschte Protein, das eine geeignete Bindetasche hat, gezielt mit Ubiquitin markiert und dann abgebaut werden.

Erste auf diesem Wirkprinzip beruhende Substanzen existieren bereits, die PROTACs (Proteolysis Targeting Chimeric Molecules). Der große Vorteil ist, dass diese Substanzen hochspezifisch sind und wieder einsatzfähig aus der Reaktion hervorgehen, sodass nur wenig Wirkstoff benötigt wird. Erste Studien mit PROTACs bei Prostata- und Brustkrebs laufen. Die Forscher des PROXIDRUGS-Verbundes wollen nun neue Substanzen dieser vielversprechenden Medikamentenklasse kreieren, unter anderem für Krankheiten, die bisher nicht mit Kleinmolekülen behandelt werden können.

Der PROXIDRUGS-Zusammenschluss aus Goethe-Universität, der TU Darmstadt und des Fraunhofer IME soll die im Rhein-Main-Gebiet vorhandene Expertise aus Grundlagenforschung, Klinik sowie Pharma- und Biotechfirmen zu einem regionalen Innovationsnetzwerk bündeln. „Eine besondere Herausforderung wird die Übertragung unserer Ergebnisse in die klinische Anwendung“, so Dikić. „Dank der engen Zusammenarbeit mit den in der Region ansässigen Unternehmen, die bereits großes Interesse an dem Projekt bekundet haben, und der Einbindung des Universitätsklinikums bin ich jedoch sehr zuversichtlich, dass wir diese Herausforderung meistern werden.“

Graphik und Logo zum Download finden Sie unter folgendem Link: http://www.uni-frankfurt.de/85772916

Bildunterschrift: Schema der Wirkweise von PROTACs.  Ein PROTAC ist bifunktional und besteht aus einem Liganden (L, grün) für das Enzym E3-Ligase und einer Bindedomäne (L, rot) für das Zielprotein, verbunden über eine kurze Linkerregion (schwarz). (Graphik: IBC2/GU)

Informationen: Dr. Kerstin Koch, Institut für Biochemie II, Goethe-Universität, Theodor-Stern-Kai 7, 60590 Frankfurt am Main, Tel.: 069 6301 84250, Email: k.koch@em.uni-frankfurt.de

http://www.biochem2.de;  www.bmbf.de/zukunftscluster

 

Feb 12 2020
11:23

Patentierung und Vermarktung krönen zehnjährige Entwicklungsarbeit des Green-IT-Ansatzes von Prof. Volker Lindenstruth von der Goethe-Universität und dem GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung

Erfolgreiche Patentierung und Vermarktung für grünen Supercomputer „made in Hessen“

FRANKFURT. 2030 könnten 13 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs durch Rechenzentren verursacht werden. In Frankfurt, dem globalen Netzknoten mit dem höchsten Datenvolumen, werden bereits heute 20 Prozent des gesamten lokalen Stroms von Rechenzentren verbraucht, Tendenz steigend – ein großer Teil davon für Kühlleistung. Mit der Abwärme einzelner großer Rechenzentren könnten heute bereits bis zu 10.000 Haushalte beheizt werden.

Eine Antwort auf diese globale Herausforderung kommt aus Hessen von der Goethe-Universität und dem GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung. Sie haben für das Gesamtkonzept einer energieeffizienten Kühlstruktur von Großrechenzentren kürzlich ein europäisches Patent erhalten. Das Patent öffnet jetzt die Tür für die Vermarktung der von Prof. Dr. Volker Lindenstruth, Prof. Dr. Horst Stöcker sowie Alexander Hauser von e3c entwickelten wegweisenden Technologie. Zusammen mit parallelen Patenten außerhalb Europas kann damit die Erfindung auf der ganzen Welt ökonomisch verwertet werden. Aus verschiedenen Ländern liegen bereits Anfragen nach der Errichtung solcher Großrechenzentren vor.

Das Rechenzentrum entwickelt sich damit zu einem wichtigen Exportprodukt „made in Hessen“. Dieser Erfolg ist auch ein Verdienst der Goethe-Uni-eigenen Transfergesellschaft Innovectis und ihres Geschäftsführers Dr. Martin Raditsch, der die Vermarktung vorangetrieben hat, sowie Dr. Tobias Engert, Leiter der GSI-Abteilung Technologietransfer. Die erfolgreiche Vermarktung der Patente zeigt die beispielhafte Zusammenarbeit von Universität und Großforschungseinrichtung in Hessen.

Das Münchener Unternehmen NDC Data Centers GmbH erhielt die Rechte, um die Green Technology im Rechenzentrumsbau auf der ganzen Welt zu verwerten und leistet damit im Rahmen der globalen Digitalisierung ebenfalls einen erheblichen Beitrag zum schonenden Umgang mit unseren Energieressourcen.

Die Basis hierfür bildet das von Volker Lindenstruth, Professor für die Architektur von Hochleistungsrechnern an der Goethe-Universität und damaliger Leiter der wissenschaftlichen IT bei GSI, entwickelte, visionäre Gesamtkonzept einer stark optimierten Kühlstruktur für energieeffizienteste Großrechenzentren. Auf Grundlage seines Konzepts können Großrechenzentren und kommerzielle IT-Systeme heute im Vergleich zu herkömmlichen Rechenzentren mit einem bis zu 50 Prozent geringeren Primärenergieaufwand betrieben werden.

Die Technik befindet sich bereits seit Jahren im Einsatz und wird kontinuierlich weiter verbessert: Das erste Rechenzentrum dieser Art wurde für das Goethe-Uni-eigene Rechenzentrum am Industriepark Infraserv realisiert. Ein weiteres sehr großes Rechenzentrum, der Green IT Cube, wurde vom GSI Helmholtzzentrum in Darmstadt errichtet und aus Mitteln des Bundes und des Landes Hessen über Helmholtz-Ausbauinvestitionen finanziert. Das Konzept ermöglicht die Realisierung und den besonders effizienten Betrieb von Rechenzentren für Großforschungseinrichtungen, wie die bei GSI entstehende Forschungsanlage FAIR – Facility for Antiproton and Ion Research. Später wird der Green IT Cube das zentrale Rechenzentrum für FAIR, einem der größten Vorhaben für die Forschung weltweit. Mit der Server-Abwärme des Green IT Cubes wird darüber hinaus auf dem GSI-Campus bereits heute ein modernes Büro- und Kantinengebäude beheizt. 

Neben den hohen Energieeinsparungen beim Betrieb dieser neuen Technologie sind solche Rechenzentren auch noch außerordentlich kosteneffizient zu bauen. Somit sind Anschaffungs- und Betriebskosten minimiert. Hier wird Ökologie mit Ökonomie sinnvoll gekoppelt.

Für ihr energieeffizientes Konzept wurden die Supercomputer von Lindenstruth in den vergangenen Jahren mehrfach ausgezeichnet. Ende 2014 erreichte ein von ihm konstruierter Rechner dank seiner stark optimierten Rechner-Architektur Platz 1 der Weltrangliste der energieeffizientesten Supercomputer.

Der Erfolg der Goethe-Universität im Bereich Green IT beflügelt auch die augenblickliche Bewerbung der Goethe-Universität zusammen mit Mainz, Kaiserslautern und Saarbrücken um einen Standort der neuen Nationalen Hochleistungsrechner (NHR). Dank der optimierten Rechner-Architektur nach dem hessischen Green-IT-Ansatz könnte den Nutzern bei gleichen Kosten wesentlich mehr Rechenleistung zur Verfügung gestellt werden. Die Goethe-Universität wäre daher ein idealer NHR-Standort.

Stimmen zur grünen Supercomputer-Technologie:

Die hessische Wissenschaftsministerin Angela Dorn sagt: „Ich gratuliere Prof. Dr. Lindenstruth und seinem Team ganz herzlich. Besonders freut mich, dass dieser Erfolg auf einem Gebiet erreicht wurde, das mir sehr am Herzen liegt: der Energiewende, zu der Green IT einen sehr wichtigen Beitrag leisten kann. Und ich bin froh, dass wir als Land Hessen zu diesem Erfolg beigetragen haben. Der erste Hochleistungsrechner, in dem Herr Prof. Dr. Lindenstruth seine energiesparende Technik eingesetzt hat, war der LOEWE-CSC im Rechenzentrum der Goethe-Uni im Industriepark Infraserv. Das Hessische Wissenschaftsministerium hatte diese Investition sowohl über direkte Mittel als auch aus dem LOEWE-Programm mit insgesamt fast zwei Millionen Euro unterstützt. Wir ernten also heute gemeinsam die Früchte dieser Förderung und des 2008 begründeten LOEWE-Programms.“

Die Präsidentin der Goethe-Universität Prof. Dr. Birgitta Wolff betont: „Genauso wenig, wie es zu Goethes Zeiten sinnvoll war, vor eine Postkutsche immer mehr Pferde zu spannen, um schneller zu werden, so stehen wir heute auch bei der IT vor einem grundlegenden Paradigmenwechsel. Damals war die Eisenbahn die Antwort auf das Geschwindigkeitsproblem. Heute hat die smarte IT-Wirtschaft ein massives Nachhaltigkeits- und Energieproblem. Die IT-basierte Gesellschaft benötigt für ihren enormen Datenhunger neue energetische Konzepte für Großrechner, die den Energieverbrauch drastisch senken. Eine solche Lösung hat Volker Lindenstruth von der Goethe-Universität entwickelt. Die jetzt von unserer Tochter Innovectis begleitete, erfolgreiche Patentierung ist ein großer Schritt in Richtung auf eine Verbreitung und wirtschaftliche Verwertung dieser wirklich smarten Technologie.“

Prof. Dr. Volker Lindenstruth, Professor für die Architektur von Hochleistungsrechnern an der Goethe-Universität, hebt hervor: „Die erfolgreiche Patentierung ist ein Meilenstein für die weitere globale Vermarktung unseres Green-IT-Ansatzes. Es liegen dafür bereits Anfragen aus verschiedenen Regionen der Welt vor. Dies beflügelt unsere weitere Arbeit, zumal wir mit NDC nun auch einen leistungsstarken Wirtschaftspartner für die Umsetzung an unserer Seite haben.“

Prof. Dr. Karlheinz Langanke, Forschungsdirektor des GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung und FAIR – Facility for Antiproton and Ion Research in Europe, sagt: „Das Höchstleitungs-Rechenzentrum Green IT Cube am GSI Helmholtzzentrum ist ein herausragendes Beispiel, wie aus der Grundlagenforschung praktisch nutzbare Erkenntnisse und Entwicklungen entstehen. Der Green IT Cube wurde entwickelt für enorme Mengen an Messdaten aus der wissenschaftlichen Forschung: Er bietet die benötigten höchsten Rechenkapazitäten und ist dabei einzigartig energieeffizient und platzsparend.“

Markus Bodenmeier, Mitgründer und Partner von NDC: „Die NDC Data Centers GmbH baut mithilfe der Innovationen von Professor Volker Lindenstruth der Goethe-Universität und der GSI die energieeffizientesten und ressourcenschonendsten Rechenzentren. So können wir die Vorteile der exponentiell wachsenden Digitalisierung nachhaltig gewährleisten. Wir liegen damit im Trend — die großen Cloudbetreiber fokussieren sich aktuell auf die Auswirkungen Ihrer Aktivitäten auf die Umwelt."

Weitere Statements beteiligter Experten:

Dr. Martin Raditsch, Geschäftsführer der Innovectis GmbH, einem Tochterunternehmen der Goethe-Universität, erklärt: „Die Anwendung dieser Technologie ist ein sehr schönes Beispiel, dass Resultate aus Grundlagenforschung der Universität und deren Transfer  zu technologischen Lösungen gesellschaftlicher Herausforderungen führen. Die fortschreitende Digitalisierung von Industrie und Gesellschaft kann nun durch unsere Technologie deutlich energiesparender umgesetzt werden.“

Dr. Tobias Engert, Leiter der Technologietransfer-Abteilung bei GSI freut sich über den Erfolg: „Das Kühlkonzept des Green IT Cubes bei GSI beruht auf einer innovativen Idee zur Senkung der Energiekosten, die nun gemeinsam mit Innovectis erfolgreich an NDC vermarktet werden konnte. Mit einem innovativen Kühlsystem ausgestattet, erfüllt der Green IT Cube die hohen Anforderungen an optimale Energieeffizienz und höchste Rechenleistung und wird später das zentrale Rechenzentrum der neuen Beschleunigeranlage FAIR – Facility for Antiproton an Ion Research werden. Die Vermarktung der Patente ist wohl einer der bedeutendsten Technologietransfers von GSI in die Industrie.“ Sein Kollege Michael Geier, Leiter der Abteilung Patente, ergänzt: „Der Verkauf der Patente an NDC belegt, wie wichtig es ist, die in Forschungseinrichtungen wie GSI entwickelten neuen technischen Lösungen durch Patente abzusichern. Solche Patente sind ein entscheidender Faktor für einen Technologietransfer in die Industrie, durch den Einnahmen generiert werden, die dann wieder in die Forschung fließen.“

Fotos zum Download unter: http://www.uni-frankfurt.de/85671809

 

Feb 11 2020
11:30

Mit hochauflösender 3D-Mikroskopie zeigen Wissenschaftler der Goethe-Universität die flexible Anpassung der Pflanzen an die Umgebung

Wie Wurzeln zum Wasser finden

FRANKFURT. Pflanzen suchen mit ihren Wurzeln nach Wasser. Während die Hauptwurzel in die Tiefe wächst, erkunden viele feine Seitenwurzeln den Boden in allen Richtungen. Wie Wissenschaftler aus Nottingham, Heidelberg und von der Goethe-Universität Frankfurt in der aktuellen Ausgabe von „Nature Plants“ berichten, „wissen“ die seitlichen Wurzeln schon ganz früh, wo sie Wasser finden.

Daniel von Wangenheim, ein ehemaliger Doktorand im Labor für Physikalische Biologie von Prof. Ernst Stelzer, später Postdoc bei Prof. Malcolm Bennett, legte für sein Experiment Wurzeln der Ackerschmalwand der Länge nach in eine Nährlösung. Die waren jedoch nicht ganz eingetaucht, so dass ihre Oberseite der Luft ausgesetzt war. Nun beobachtete er mit einer hochauflösenden 3D-Mikroskop-Technik, wie sich die Wurzeln verzweigten.

Zu seiner Überraschung stellte von Wangenheim fest, dass sich an der Luftseite fast ebenso viele Seitenwurzeln bildeten wie an der Kontaktseite mit der Nährlösung. Während er im Mikroskop nun weiter das Wachstum mit jeder Zellteilung verfolgte, zeigte sich: Die neuen Zellen treiben die Wurzelspitze von Anfang an in Richtung Wasser. Hatte sich also eine Seitenwurzel an der Luftseite gebildet, wuchs sie in Richtung der Platte mit der Nährlösung aus Agar.

„Pflanzen verzweigen ihre Wurzeln also erst einmal in alle Richtungen, aber schon mit den ersten Zellteilungen weiß die Wurzel offenbar, wo sie Wasser und Nährstoffe findet“, fasst Daniel von Wangenheim die Ergebnisse zusammen. „So können Pflanzen flexibel auf eine Umgebung mit schwankenden Ressourcen reagieren.“

Das Ergebnis beruht auf vielen Stunden Filmmaterial, das mithilfe der von Ernst Stelzer entwickelten Lichtscheibenmikroskopie gewonnen wurde. Daniel von Wangenheim zeigt die Wurzelverzweigung in einem anschaulichen Erklärvideo im Zeitraffer. Sein Tweet hat von seinen Fachkollegen bereits viel Zuspruch erhalten.
https://twitter.com/DvonWangenheim/status/1224365891292405760

Publikation: Daniel von Wangenheim, Jason Banda, Alexander Schmitz, Jens Boland, Anthony Bishopp, Alexis Maizel, Ernst H. K. Stelzer and Malcolm Bennett: Early developmental plasticity of lateral roots  in response to asymmetric water availability, in Nature Plants (3 Februar 2020), https://doi.org/10.1038/s41477-019-0580-z)

Ein Bild zum Download finden Sie unter: http://www.uni-frankfurt.de/85595433

Bildtext: Die Lichtscheiben-Fluoreszenzmikroskopie beruht auf zwei Prozessen: 1) der seitlichen Beleuchtung der Probe mit Laserlicht entlang einer Ebene und 2) der Detektion von Fluoreszenzlicht aus einem dünnen, um die Beleuchtungsebene zentrierten Volumen. Die Pflanze (Arabidopsis thaliana) wird dreidimensional montiert, steht aufrecht in einem pflanzlichen Gel und kann artgerecht mit Medium und Licht versorgt werden.

Bildrechte: Daniel von Wangenheim.

Informationen: Dr. Daniel von Wangenheim, Plant and Crop Sciences, School of Biosciences, University of Nottingham, UK, Email: daniel.vonwangenheim@nottingham.ac.uk

Prof. Dr. Ernst Stelzer, Institut für Zellbiologie und Neurowissenschaft sowie Buchman Institut für Molekulare Lebenswissenschaften Campus Riedberg, Telefon 069 798-42547, Email ernst.stelzer@physikalischebiologie.de.

 

Feb 10 2020
15:44

Am Mittwoch laden Studierende zum Symposium mit Podiumsdiskussion

Klimawandel: Sind wir noch zu retten?

FRANKFURT. Wodurch kommt es zum Klimawandel und was sind die Auswirkungen? Können wir noch gegensteuern? Um diese Fragen geht es beim Klimasymposium

am Mittwoch, 12. Februar, 10-19 Uhr
Otto-Stern-Zentrum, Hörsaal 6
(Unicampus Riedberg),

das Studierende des Masterstudiengangs Ökologie und Evolution veranstalten. In vier Sessions sollen verschiedene Aspekte des Klimawandels beleuchtet werden: In der Session von 10 Uhr an stehen die physikalischen Grundlagen des Klimawandels im Mittelpunkt, ein Kurzvortrag nimmt die Auswirkungen von biogenen Treibhausgasen wie N2O und Methan in den Blick. Von 11:30 Uhr an geht es um den Bericht des Weltklimarats (IPCC) mit Fokus Land, hier unter anderem um Themen wie Desertifikation und die Auswirkungen der Erwärmung für die Wälder. Von 13:45 Uhr an befasst sich die Veranstaltung mit dem IPCC-Bericht, der Ozean und Kryosphäre bearbeitet, Stichworte sind hier die Abschmelzung der Polkappen und Wetterphänomene wie El Niño. Die Session, die um 15 Uhr beginnt, behandelt schließlich die bislang vorgeschlagenen Maßnahmen gegen den Klimawandel. Hier werden Klimaberichte des Landes Hessen und Deutschlands vorgestellt und in Kontrast mit den Vorschlägen des BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz) gesetzt.

Zum Abschluss der Veranstaltung, die sich auch an die Allgemeinheit richtet, laden die Studierenden zu einer Podiumsdiskussion mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Politik. Die Diskutanten sind: Frank Diefenbach (MdL Grüne), Wiebke Knell (MdL FDP), Prof. Bodo Ahrens (Klimatologe, FB Geowissenschaften), Prof. Katrin Böhning-Gaese (Ökologin, Senckenberg-BiK-F und FB Biowissenschaften) sowie Vertreter des AStA und von Students for Future. Thema sind Maßnahmen zur Dämpfung des Klimawandels und zum Umgang mit den klimatischen Veränderungen.

Information und Anmeldung: Prof. Wolfgang Brüggemann, FB Biowissenschaften, Tel. 069-798-42192, w.brueggemann@bio.uni-frankfurt

 

Feb 10 2020
14:08

„Sammlungswerkstatt – die Arbeit am kollektiven Gedächtnis“: Ausstellungseröffnung im Schopenhauer-Studio der Universitätsbibliothek Frankfurt

Was, warum und wie sammeln?

FRANKFURT. Am Donnerstag, 13. Februar 2020, wird die semi-permanente Ausstellung im Schopenhauer-Studio der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg (UB JCS) eröffnet. Die Ausstellung befasst sich mit der Frage: Wie entstehen Sammlungen? Sieben Themen führen durch die Sammlungswerkstatt: bewerten, erwerben, erschließen, erhalten, verfügbar machen, vermitteln sowie forschen und lehren. Wer oder was entscheidet, was wir behalten? Welche Prozesse formen die Überlieferung und Auswahl? Und was bleibt am Ende übrig und wieso?

Sammlungen in Bibliotheken, Archiven und Universitäten haben einen wesentlichen Anteil daran, was wir erinnern, was wir erforschen und was wir wissen (können). Die hier verwahrten Dokumente und Objekte bilden die Grundlage für das kollektive Gedächtnis und prägen insofern wesentlich die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, die Wissensproduktion und damit die Gesellschaft. Doch wie entstehen diese Sammlungen? Die Ausstellung „Sammlungswerkstatt – Die Arbeit am kollektiven Gedächtnis“ setzt bei dieser Frage an. Sieben Themenstationen stellen grundlegende Praktiken rund um Sammlungen sowie die damit verbundenen Entscheidungsprozesse vor- und zur Diskussion.

Entdecken Sie hierbei kleine und große Schätze aus den Sammlungen der UB JCS und der Goethe-Universität. Die Ausstellung „Sammlungswerkstatt“ kann nach der Eröffnung besichtigt werden und ist dann dauerhaft zu sehen, bis im Herbst 2020 die nächste Wechselausstellung eingerichtet wird.

Eröffnung der Ausstellung „Sammlungswerkstatt“
Donnerstag, 13. Februar 2020, um 19.00 Uhr.
Zentralbibliothek in Bockenheim, Bockenheimer Landstr. 134-138.
Öffnungszeiten: Dienstag - Sonntag 13:00 - 18:00 Uhr; Eintritt frei; montags geschlossen.
Medienvertreterinnen und Medienvertreter sind zur Vorbesichtigung herzlich eingeladen am 13. Februar, ab 18 Uhr. Anmeldung erbeten unter events@ub.uni-frankfurt.de.


Information: Jessica Zülch, Veranstaltungsmanagement, Universitätsbibliothek J. C. Senckenberg, Bockenheimer Landstraße 134-138, 60325 Frankfurt am Main, Tel: +49 (69) 798 39571, E-Mail: events@ub.uni-frankfurt.de


Kontakt für Pressefragen allgemein: Bernhard Wirth, Stabsstelle Ausbildung und Öffentlichkeitsarbeit der Bibliothek, Tel. +49 (69) 798 39223; Mail: pr-team@ub.uni-frankfurt.de

 

Feb 10 2020
13:37

Neues Europasommer-Format der Goethe-Universität startet 2020 mit Partnerland Italien: Kooperationen mit dem Land Hessen, Stadt Frankfurt und Frankfurt University of Applied Sciences

Europa inspiriert Frankfurt Rhein-Main

FRANKFURT. Mit dem neuen Format „Europasommer“ unterstreicht die Goethe-Universität zusammen mit Partnern aus dem Ausland und der Region Frankfurt Rhein-Main ihren Europa-Anspruch.

Im Mittelpunkt des ab 2020 jährlich stattfindenden Europasommers steht immer ein anderes europäisches Gastland, in diesem Jahr Italien. Veranstaltungskern bildet das traditionelle, aber deutlich erweiterte Sommerfest der Goethe-Universität, das mit einem entsprechenden Rahmenprogramm künftig für europäische Partnerländer sowie regionale Kooperationspartner geöffnet wird.

Ziel des Europasommers ist es, gerade angesichts aktueller politischer Entwicklungen rund um den BREXIT, Europa und die Vielfalt seiner Länder und Regionen für eine breite Öffentlichkeit sichtbar und erfahrbar zu machen; als thematische Brücke dafür dient ein Fächer hochkarätiger Veranstaltungen aus den Feldern Wissenschaft, Kunst, Kultur und Wirtschaft in der Region Frankfurt Rhein-Main. Der Europasommer dient zudem der wissenschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Vernetzung. Als eine der wichtigsten Europametropolen erscheint Frankfurt als idealer Standort für den Europasommer. Der Europasommer passt auch in den aktuellen Feierkalender der Stadt Frankfurt: Vor 50 Jahren wurde die Städtepartnerschaft zwischen Mailand und Frankfurt besiegelt.

Unter dem Motto „Buongiorno Italia“ stehen zum Auftakt 2020 Italien, die Region Mailand, die Villa Vigoni – Deutsch-italienisches Zentrum für europäische Exzellenz –  sowie das Italienische Generalkonsulat, die ITKAM – Italienische Handelskammer für Deutschland e.V als auch die Italienische Zentrale für Tourismus – ENIT Frankfurt im Mittelpunkt des Veranstaltungsreigens. Den Auftakt bildet am 12. Februar 2020 anlässlich 50 Jahren Städtepartnerschaft zwischen Mailand und Frankfurt die Veranstaltung „Frankfurt ruft Mailand – Triennale Mailand stellt sich vor“ im Deutschen Architekturmuseum. Zu Gast ist die künstlerische Leiterin der Triennale Mailand, Dr. Lorenza Baroncelli. 


Aktive Partner des Europasommers aus dem Land Hessen und der Region Rhein-Main sind auch die Stadt Frankfurt und die Frankfurt University of Applied Sciences. Auch die Wissenschaft profitiert: Gerade erst wurde an der Goethe-Universität ein deutsch-italienisches Zentrum für Forschung gegründet. Außerdem ist die Università Cattolica in Mailand Partner-Universität bei einer europaweiten Bewerbung um den Titel „Europa-Universität“.


Der für Third Mission verantwortliche Vizepräsident der Goethe-Universität, Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz beschreibt die Idee des Europasommers so: „Europa geht uns alle an. Wir wollen Menschen aus Stadt und Region daher einladen, mit uns zusammen Europa und seine vielen Facetten neu zu erleben. Damit rücken Stadt und Region im Zeichen Europas stärker zusammen. Als Bürgeruniversität mit regionaler Verankerung und zugleich internationaler Vernetzung leistet die Goethe-Universität mit ihren Partnern einen wichtigen Beitrag, europäische Ideen und Projekte stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken. Wir sind unseren Partnerinnen und Partnern aus Italien, dem Land Hessen und der Region Rhein-Main sehr dankbar, dass sie sich mit ihren Ideen und Projekten so aktiv in den Europasommer einbringen.“


Der italienische Generalkonsul in Frankfurt, Dr. Andrea Esteban Samà, betonte: „Im Jahr 2020 werden wir das 50. Jubiläum der Städtepartnerschaft zwischen Mailand und Frankfurt feiern. Auch in diesem Rahmen hat die Goethe-Universität Frankfurt beschlossen, Italien und der Stadt Mailand eine Reihe von akademischen und kulturellen Veranstaltungen zu widmen, die am 26. Juni mit dem „Buongiorno Italia – Sommerfest der Goethe Universität“ auf dem Universitätscampus Westend ihren Höhepunkt erreichen werden. Für das Generalkonsulat Italiens in Frankfurt ist es eine große Ehre, bei der Durchführung dieser Initiativen mitwirken zu können und damit einen Beitrag zur Vertiefung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern und zwischen ihren Zivilgesellschaften zu leisten.“


Die Vizepräsidentin der Frankfurt University of Applied Sciences und Direktorin des Center for Applied European Studies (CAES), Prof. Dr. Martina Klärle, hob hervor: „Ich freue mich außerordentlich, dass die großen Hochschulen in Frankfurt in Zeiten eines zusammenwachsenden Europas auch anlässlich des Europasommers zusammenstehen. Durch das neue Format des Europasommers und den großen Kreis an Teilnehmenden erhoffen wir uns frischen Wind für unseren Dialog mit Partnern aus Wirtschaft, Verbänden und Institutionen sowie Impulse für Forschung und Lehre in einer globalen Bildungswelt.“


Dr. Wolfgang Schopf, Goethe-Universität, Kurator des Europasommers: „Was einen europäischen Wesenskern ausmacht, nämlich das Leben in kulturellen Kontrasten als identitätsstiftend zu begreifen, prägt auch das Programm des Europasommers der Goethe-Universität mit Kunst, Wissenschaft und guter Unterhaltung.“


Weitere Stimmen zum Europasommer:

Prof. Dr. Rolf van Dick, Vizepräsident für Internationalisierung Internationalisierung, Nachwuchs, Diversität und Gleichstellung der Goethe-Universität: „Der Europasommer ist mit dem Sommerfest noch lange nicht zu Ende. Im September wird im Rahmen der "University and the City-Konferenz"  über das Thema Innovation diskutiert. Mit dabei sind Vertreter*innen aus Wissenschaft und Politik – insbesondere aus Mailand, mit der die Stadt Frankfurt ihre 50-jährige Städtepartnerschaft begeht.“
Dr. Christiane LiermannGeneralsekretärin der „Villa Vigoni – Deutsch-Italienisches Zentrum für den Europäischen Dialog“: Die Villa Vigoni am Comer See ist ein Zentrum für den europäischen Dialog. Sie wurde 1983 vom Besitzer, dem Adeligen Don Ignazio Vigoni, der Bundesrepublik Deutschland geschenkt, weil sein Urgroßvater ein Frankfurter Kaufmann war, der in Mailand als Unternehmer zu großem Reichtum gekommen war. Diese Frankfurt-Mailand-Verbindung und der dazugehörige Austausch ist die Grundlage der deutsch-italienisch-europäischen Mission der Villa Vigoni heute.“

Mehr Informationen unter https://www.uni-frankfurt.de/europasommer

 

Feb 7 2020
14:43

Die Goethe-Universität beteiligt sich gemeinsam mit dem Forschungsverbund „Normative Ordnungen“ federführend am Rahmenprogramm zum Ausstellungsprojekt „Making Crises Visible“

„Making Crises Visible“ – Wissenschaft trifft Kunst

FRANKFURT. Krisen sind allgegenwärtig. Fast täglich erreichen uns beunruhigende Nachrichten aus der Welt, die eine düstere Gegenwart zeigen und auf eine ungewisse Zukunft hindeuten. Seien es soziale und ökonomische Ungleichheiten, die rasante Ausbreitung neuer Technologien, Risiken im Finanzsystem, der Klimawandel, Konflikte oder Kriege. Doch müssen Krisen nicht unbedingt als lähmend und ausweglos erfahren werden, sondern können mitunter als aktivierende Kraft und Umschlagsmoment in einem kreativen Transformationsprozess betrachtet werden.

In dem wissenschaftlich-künstlerischen Projekt „Making Crises Visible“ arbeiteten Forscherinnen und Forscher des Leibniz-Forschungsverbundes „Krisen einer globalisierten Welt“, des Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“ und der Goethe-Universität Frankfurt mit Studierenden der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main zusammen daran, Ideen für die künstlerische Visualisierung von Forschungsergebnissen zu entwickeln, die sich mit Krisen und Krisendiagnosen befassen. Daraus entstanden ist eine Ausstellung mit „Wissens-Kunst-Objekten“, die vom 12. Februar bis zum 2. Juni 2020 im Senckenberg Museum zu sehen sein und durch ein Rahmenprogramm unterschiedlicher Veranstaltungsformate begleitet wird.

Das vielfältige Rahmenprogramm, welches maßgeblich von der Goethe-Universität – namentlich dem Forschungsverbund „Normative Ordnungen“ und dem Lehr-Forschungs-Projekt KRISENSTAB – mitgestaltet wurde, wird in den kommenden Monaten wissenschaftliche Vorträge zum Krisenthema, Workshops, Führungen, Podiumsgespräche, Performances, Social Media Walks, Stadtspaziergänge und weitere Formate umfassen.

Bereits einen Tag vor der offiziellen Eröffnung der Ausstellung findet am Montag, 10. Februar, um 19.30 Uhr im Hörsaal im Arthur-von-Weinberg-Haus der Senckenberg Gesellschaft eine einführende Podiumsdiskussion der Frankfurter Bürger-Universität „Demokratie weiter denken“ zum Thema „Making Crises Visible – Krise der Demokratie“ statt.

Zum Auftakt des Rahmenprogramms spricht Prof. Rainer Forst, Co-Sprecher des Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität Frankfurt und Professor für Politische Theorie und Philosophie, am 12. Februar 2020 um 19.00 Uhr über die „Krise der Demokratie“.

Am Dienstag, 18. Februar, um 19.00 Uhr untersucht der Jurist und Co-Sprecher des Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität Frankfurt Prof. Dr. Klaus Günther den Stellenwert der Digitalisierung und daraus potentiell resultierende Krisen in einem Vortrag mit dem Titel „Vom Zwang zum Algorithmus – Krise des Normvertrauens?“.

Am Mittwoch, den 19. Februar, findet von 12.00 bis 18.00 Uhr der erste einer Reihe von Workshops des Lehr-Forschungs-Projekts KRISENSTAB zum Thema „(Un)Sichtbarkeiten – Visuelle Krisenkommunikation“ statt. Die von Studierenden mitgestaltete Reihe ist eines von mehreren partizipativen Formaten, in denen die Auseinandersetzung mit dem Spannungsfeld gemeinsam mit Wissenschaftler*innen und Künstler*innen weiter vertieft wird.

„Making Crises Visible“ ist ein Projekt des Leibniz-Instituts Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, des Leibniz-Forschungsverbunds „Krisen einer globalisierten Welt“, der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main, dem Senckenberg Naturmuseum, der Goethe-Universität Frankfurt am Main, dem Forschungsverbund „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität Frankfurt am Main und weiteren Partnern.

Pressekonferenz am 11. Februar 2020:

Wir möchten auch auf die Pressekonferenz zum Ausstellungsprojekt hinweisen, zu der Sie am Dienstag, den 11. Februar 2020, um 11 Uhr herzlich in das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt eingeladen sind (Senckenberganlage 25, 60325 Frankfurt am Main). Als GesprächspartnerInnen stehen Ihnen zur Verfügung: Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese (Leiterin des Programms Wissenschaft und Gesellschaft der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung), Prof. Dr. Nicole Deitelhoff vom Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung) und Prof. Klaus Hesse (Hochschule für Gestaltung Offenbach).

Wir freuen uns auf Ihr Kommen und danken für Ihre Anmeldung per E-Mail an: pressestelle@senckenberg.de


Die Termine im Februar 2020 im Überblick:

10. Februar 2020, 19.30 Uhr, Podiumsdiskussion mit Preview
»Making Crises Visible – Krise der Demokratie«
Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
Hörsaal im Arthur-von-Weinberg-Haus
Robert-Mayer-Straße 2
60325 Frankfurt am Main

11. Februar 2020, 18.00 Uhr
Vernissage der Ausstellung »Making Crises Visible«
Senckenberg Naturmuseum Frankfurt
Senckenberganlage 25
60325 Frankfurt am Main
Um Anmeldung bis zum 27. Januar 2020 wird gebeten: anmeldung_mcv@hsfk.de

12. Februar 2020, 19.00 Uhr, Vortrag
Krise der Demokratie
Prof. Dr. Rainer Forst, Co-Sprecher des Forschungsverbunds »Normative Orders« der Goethe-Universität und Professor für Politische Theorie und Philosophie
Senckenberg Biodiversität und Klima-Forschungszentrum, Hörsaal
Georg-Voigt-Straße 14-16
60325 Frankfurt am Main

18. Februar 2020, 19.00 Uhr, Vortrag
Vom Zwang zum Algorithmus – Krise des Normvertrauens?
Prof. Dr. Klaus Günther, Co-Sprecher des Forschungsverbunds »Normative Orders« der Goethe-Universität und Professor für Rechtstheorie, Strafrecht und Strafprozessrecht
Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
Hörsaal im Arthur-von-Weinberg-Haus
Robert-Mayer-Straße 2
60325 Frankfurt am Main

19. Februar 2020, 12.00 – 18.00 Uhr, Workshop
Visuelle Krisenkommunikation und (Un)Sichtbarkeitspolitiken
Workshop des Lehr-Forschungsprojekts KRISENSTAB Visuelle Kultur, Institut für Kunstpädagogik der Goethe-Universität
Impuls-Gast: Dr. Peer Illner, Kulturwissenschaftler, Postdoktorand des Forschungsverbunds »Normative Orders« der Goethe-Universität
Dante 9, Ausstellungsraum des Universitätsarchivs Frankfurt
Dantestraße 9
60325 Frankfurt am Main
Die Plätze sind begrenzt; um Anmeldung bis 15. Februar 2020 wird gebeten unter: KRISENSTAB@visuelle-kultur.info
Das Projekt KRISENSTAB ist durch den Förderfonds Lehre der Goethe-Universität gefördert.

19. Februar 2020, 19.00 Uhr, Ausstellung
Making Crises Political
Laufzeit: 20. Februar bis 1. März 2020
Offenes Haus der Kulturen
Mertonstraße 26
60325 Frankfurt am Main
In Kooperation mit Medico International sowie mit freundlicher Unterstützung des Offenen Hauses der Kulturen. Weitere Informationen: www.medico.de / www.offenes-haus-der-kulturen.de

26. Februar 2020, 18.00 Uhr / 19.00 – 19.45 Uhr
Kuratorenführung: »Making Crises Visible« / Performance: Frankfurter Hauptschule: MOTOR
18.00 Uhr: Kuratorenführung mit Felix Kosok, Hochschule für Gestaltung, Offenbach am Main
19.00 Uhr: Performance: Frankfurter Hauptschule: MOTOR
Senckenberg Naturmuseum Frankfurt
Senckenberganlage 25
60325 Frankfurt am Main
Eintritt mit »Senckenberg Guten Abend Ticket« ab 17.00 Uhr für 6 €; Karten für die Performance der Frankfurter Hauptschule für 10 €
Anmeldung für Führung und/oder Performance bis 19.02.2020: anmeldung_mcv@hsfk.de

Soweit nicht anderweitig angegeben, sind die Veranstaltungen öffentlich und der Eintritt ist frei.

Informationen zu den Terminen im Februar 2020 unter: www.makingcrisesvisible.de / www.uni-frankfurt.de / www.normativeorders.net/makingcrisesvisible

Weitere Informationen zu den Terminen ab März 2020 folgen in Kürze.

Kontakt:
Dr. Annabelle Hornung, Veranstaltungsmanagerin der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Tel.: 069/798-12442, hornung@pvw.uni-frankfurt.de
Anke Harms, Referentin für Wissenschaftskommunikation des Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität, Tel.: 069/798-31407, anke.harms@normativeorders.net 

 

Feb 7 2020
14:29

Brückenschlag zwischen Lernkultur und Digitalisierung: LAK20 findet im März auf dem Campus Westend statt.

Neue Ausgabe des UniReport stellt weltweit größte Konferenz zu Learning Analytics vor 

FRANKFURT. „Shaping the future of the field“: Die weltweit wichtigste Konferenz zu Learning Analytics findet im März an der Goethe-Universität statt. Prof. Hendrik Drachsler, einer der verantwortlichen Organisatoren, erläutert in der neuen Ausgabe des UniReport Design, Potenziale und Grenzen des recht jungen Forschungsfeldes der Bildungswissenschaft, an dem Informatiker, Psychologen und Pädagogen gleichermaßen beteiligt sind. Der Begriff Learning Analytics beschreibt das technikgestützte Messen und Auswerten von Daten aus Lernprozessen, um das Lernen zu unterstützen und zu optimieren.

Hendrik Drachsler setzt darauf, dass die Europäer im Diskurs mit ihren internationalen Kollegen ihre ethischen Maßstäbe stark machen können. Die Menschen, davon ist der Bildungsforscher überzeugt, müssen bei der Nutzung von Learning Analytics mit einbezogen werden – es gehe um ein „human centered design“. 600 Teilnehmende aus allen Erdteilen werden zur LAK20 erwartet. Die Konferenz ist eine Veranstaltung der weltweit vernetzten Society for Learning Analytics Research (SoLAR); Ausrichter der LAK 20 sind das DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation, die Goethe-Universität Frankfurt und die TU Darmstadt.

Zwei weitere Themen der aktuellen Ausgabe beschäftigen sich ebenfalls mit dem Thema Digitalisierung: Die AG Medien des Fachbereichs Erziehungswissenschaften hat Antworten zur wichtigen Frage erarbeitet, wie die Digitalisierung die Kulturen des Lernens und der Wissensvermittlung verändert. Und im Projekt KUSs haben Studierende Schülerinnen und Schülern der 10. Klasse digitale Präsentationstechniken für die Abschlussprüfung vermittelt.

Die weiteren Themen im UniReport 1/Februar 2020:

  • Kein Schlussstrich unter die Geschichte der nationalsozialistischen Verbrechen:  Prof. Sybille Steinbacher zum 25-jährigen Jubiläum des Fritz Bauer Instituts.
  • „Man muss beide Sprachen lieben“: Studentinnen des „kleinen Faches“ Lusitanistik erzählen von ihrem Studium.
  • Sprachkritik in Zeiten von Social Media: Der Linguist Prof. Horst Dieter Schlosser zu „Klimahysterie“, Unwort des Jahres 2019.
  • Das (un)beschriebene Blatt: Ein Rückblick auf 60 Jahre Frankfurter Poetikvorlesungen.
  • Wie sieht der Wald der Zukunft aus? Der Ökophysiologe Wolfgang Brüggemann erforscht, welche Baumarten ein wärmeres Klima aushalten.
  • Goethe, Deine Forscher: Der Wirtschaftswissenschaftler Raimond Maurer im Porträt.
  • Nicht nur eine Herrschaftsform: Der Historiker Till van Rahden hat sich in seinem neuen Buch mit Demokratie als „Lebensform“ beschäftigt.
  • Fiktion darf (un)wahr sein: Fragen an den Frankfurter Schriftsteller, Übersetzer und Literaturwissenschaftler Jan Wilm zu seinem Debütroman „Winterjahrbuch“.
  • Wann ist die Politologie gesellschaftlich relevant? Auf der 1. Thementagung der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft (DVPW) ging es auch um die Rolle der Wissenschaft in der medialen Öffentlichkeit
  • Auf dem Weg zu einem Unternehmensstrafrecht: Nachbericht zur zehnten Ausgabe der Tagungsreihe ECLE zum Thema „Wirtschaftsstrafrecht und Systeme“.
  • Leben oder Sterben: Die Goethe Law Clinic (GLC) diskutierte zur Seenotrettung im Mittelmeer.
  • „Mit Gender-Wissen in die Praxis!“ Studierende berichten von einem Workshop an der Goethe-Universität.
  • Zwei Monate am Institute of Humanities and Social Sciences der Peking University. Ein Reisebericht von Prof. Bertram Schefold.
  • Sehnsucht nach Spiritualität ungebrochen: Ruth Habermann, Pfarrerin der Evangelischen Studierendengemeinde, verabschiedet sich nach 20 Jahren in den Ruhestand.
  • Sprachpotenziale stärken: Das Projekt Herkunftssprachen im Sprachenzentrum der Goethe-Universität.

Der UniReport 1/2020 steht zum kostenlosen Download bereit unter https://www.unireport.info/aktuelle-ausgabe.

 

Feb 7 2020
11:05

Goethe-Uni startet Teilprojekt zur Erforschung von KI-Anwendungen im Bereich Smart Living

Wenn der Postbote mit der Tür kommuniziert

FRANKFURT. Wie könnte Künstliche Intelligenz das Wohnen der Zukunft „smarter“ machen? Darüber forscht der Frankfurter Wirtschaftsinformatiker Prof. Oliver Hinz mit seinem Team an der Goethe-Universität. Das Vorhaben ist ein Teil des Konsortialprojekts „ForeSight“, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert wird.

Intelligente Anwendungen in Wohngebäuden unterstützen nicht nur die Bewohner in ihrem Alltag. Sie können auch dazu beitragen, Mehrfamilienhäuser wirtschaftlich zu betreiben. Smart Living – die Zukunft des Wohnens – stellt ein einzigartiges Mega-Ökosystem dar, in welchem mit hohen Wachstumsraten zu rechnen ist. Allerdings gibt es bislang häufig Insellösungen mit viel Optimierungspotenzial. Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) sollen diese Systeme künftig nicht nur miteinander sprechen können, sondern auch voneinander lernen. Auf Basis einer offenen Plattform werden bei „Foresight“ bestehende und neue Smart-Living-Lösungen zusammengebracht. Mit Hilfe von KI sollen sie nicht nur reagieren, sondern vorausschauend agieren – dadurch kann ein deutlicher Mehrwert sowohl für die Bewohner als auch für die Betreiber der Gebäude geschaffen werden, so die Projektidee.

Das Frankfurter Projekt, das in diesen Tagen an den Start geht, erhält etwa 900 Tausend Euro aus dem Konsortialprojekt „Foresight“, das vom Zentralverband der Elektroindustrie (ZVEI) geleitet wird und mit „Plattform für kontextsensitive, intelligente und vorausschauende Smart-Living-Services – ForeSight“ übertitelt ist. Im Herbst 2019 ist es mit einem Gesamtvolumen von etwa 18 Mio. Euro Fördersumme erfolgreich aus dem BMWi-Innovationswettbewerb „Künstliche Intelligenz als Treiber für volkswirtschaftlich relevante Ökosysteme“ hervorgegangen.

Foresight wurde von insgesamt 17 Konsortialpartnern beantragt, darunter vor allem Unternehmen, aber auch Verbände und Forschungseinrichtungen. Ein Ziel der nun anstehenden Umsetzungsphase ist der Know-how-Transfer. Mehrstufige Erprobungsumgebungen sollen sicherstellen, dass neue Lösungen praxisfest sind und den Datenschutzanforderungen entsprechen.

Das ForeSight-Team an der Goethe Universität unter der Leitung von Prof. Dr. Oliver Hinz besteht aus vier Forschenden, die sowohl mit technischen als auch nicht-technischen Arbeiten bei der Smart-Living-Plattform involviert sind. Ein Teil des Teams konzipiert und implementiert zum Beispiel in den technischen Arbeitspaketen eine Reihe von (Basis-)Services für Smart Living typische Use Cases wie effizientes Energiemanagement, automatisierte Pförtnerlösungen mit smarten Türen und vorrausschauende Wartung von Gebäudeinfrastrukturen. Ein anderer Teil des Teams wird sich hauptsächlich mit der Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit der Smart-Living-Plattform und darauf angebotenen Services befassen. So wird das Forschungsteam untersuchen, welche digitalen Geschäftsmodelle für Smart-Living-Plattformen geeignet wären, wie sie nachhaltig gestaltet werden könnten und wie die Neuerungen auf eine möglichst breite Akzeptanz bei den Nutzern stoßen könnten. 

Ein Bild von Projektleiter Prof. Dr. Oliver Hinz finden Sie zum Download unter folgendem Link: http://www.uni-frankfurt.de/85484381

Bildtext: Der Wirtschaftsinformatiker Prof. Oliver Hinz forscht an der Goethe-Universität zum Themenbereich Smart Living. (Foto: Markus Hassfurter)

Informationen: Prof. Dr. Oliver Hinz, Professur für Wirtschaftsinformatik und Informationsmanagement, Institut für Wirtschaftsinformatik und Informationswirtschaft, Telefon +49(0)69 798-34675, E-Mail ohinz@wiwi.uni-frankfurt.de

 

Feb 6 2020
15:13

TruMotion: Goethe-Universität schließt Pakt mit Hochschulen in Lodz, Lyon, Mailand und Thessaloniki / Antrag als „Europäische Universität“ geplant 

Ein Fünfer-Netzwerk für Forschung und Lehre

FRANKFURT. Sie hat sich den Namen „TruMotion“ gegeben: Bewegung und Austausch stehen im Mittelpunkt der Allianz der Goethe-Universität mit Hochschulen in Lodz, Lyon, Mailand und Thessaloniki, die gestern vertraglich besiegelt wurde. Gemeinsam plant das Bündnis einen ganzen Strauß von Projekten, Programmen und Studiengängen.

Auf der Ebene der Fachbereiche gab es schon bisher Kooperationen und einen Austausch, nun haben sich die Leitungen der fünf Hochschulen zusammengetan, um künftig noch intensiver zu kooperieren. Gestern (Mittwoch) haben die University of Lodz, die Université Lumière Lyon II, die Università Cattolica del Sacro Cuore in Mailand, die University of Macedonia in Thessaloniki und die Goethe-Universität im Büro der Frankfurter Unipräsidentin Prof. Birgitta Wolff die finalen Vereinbarungen für die Zusammenarbeit unterzeichnet. Ein erstes Ziel auf dem gemeinsamen Weg: Die fünf wollen sich um den Titel „Europäische Universität“ bewerben und damit um Fördermittel der Europäischen Union. Aber unabhängig davon sind schon im Vorfeld der gestrigen Vertragsunterzeichnung zahlreiche Ideen entstanden.

„Wir wollen eine Marke werden“, sagt Prof. Rolf van Dick, als Vizepräsident der Goethe-Universität zuständig für Internationales, am Rande des Treffens. Ein Logo gibt es bereits: Entworfen an der Universität im polnischen Lodz, ziert es bereits die gemeinsamen Dokumente. Fünf Strahlen, die einen Kreis durchkreuzen – abstrakt, aber assoziationsreich. Die nun alliierten Universitäten haben viele Gemeinsamkeiten, viele davon haben mit dem Standort zu tun: „Alle diese Städte sind so genannte Second Cities. Das heißt, sie sind weder Hauptstädte noch die größten Städte im jeweiligen Land. Aber es sind facettenreiche Metropolen mit einer starken Wirtschaft, einem guten gesellschaftlichen Zusammenhalt und einer langen bürgerschaftlichen und liberalen Tradition“, beschreibt van Dick. Und mit ähnlichen Problemen wie hohen Mietpreisen und einer starken Zuwanderung. Aber auch die Universitäten selbst haben einiges gemeinsam: Alle sind sie Volluniversitäten mit Medizin, aber ohne Ingenieurwissenschaften – mit Ausnahme von Thessaloniki.

Gesellschaftlicher Zusammenhalt, gesellschaftlicher Wandel und gesellschaftliche Identität – diese Themen drängen sich geradezu auf, wenn es um eine gemeinsame langfristige Bildungsstrategie geht, einen gemeinsamen (virtuellen) „europäischer Campus“. Als „Europäische Universität“ könnte die Zusammenarbeit konkretisiert und intensiviert werden. Bei einem Erfolg stünden dem Konsortium bis zu fünf Millionen Euro für zunächst drei Jahre zur Verfügung.

In einer vielbeachteten Grundsatzrede hatte der französische Staatspräsident Emmanuel Macron 2017 den Aufbau von zwanzig Europäischen Universitäten bis 2024 vorgeschlagen, womit er keine neu zu schaffenden Institutionen meinte, sondern die europäische Vernetzung und Ausrichtung der bestehenden Hochschulen. In einer für die Europäische Union schwierigen Zeit sollte die universitäre Wissenschaft als wichtiger Motor der europäischen Integration gestärkt werden, auf dass die heranwachsende Generation wieder mehr Verbundenheit zum Projekt Europa entwickele. An der Goethe-Universität hatte Macron seine Vorstellungen bei einem Besuch im Oktober 2017 eindrucksvoll bekräftigt – und damit auch die Goethe-Universität zu einer Initiative inspiriert. Nach einem ersten Anlauf im Frühjahr 2019 will man sich nun erneut um eine Aufnahme in das Programm „Europäische Universität“ bewerben. Die Goethe-Universität fungiert dabei als Konsortialführer.

Auf Stärken fokussieren und für die Herausforderungen gemeinsam nach Lösungen suchen – darum geht es bei der Zusammenarbeit. „In unseren Regionen haben wir zusammen mehr Start-ups als das Silicon Valley“, sagt van Dick. Die Städte und Landkreise der Universitätsstandorte sind als assoziierte Mitglieder des Bündnisses mit im Boot, aber auch das Deutsch-italienische Zentrum für europäischen Dialog, die Villa Vigoni am Comer See, sowie die Association of Science and Technological Transfer (ASTP), eine Non-Profit-Organisation mit dem Ziel, Wissenschaft in die Gesellschaft zu tragen.

Aus dem Treffen in dieser Woche gehen die Mitglieder mit einem ansehnlichen Arbeitspensum hervor. Wichtige Themen sind Mobilität und Austausch, ein neuer gemeinsamer Studiengang „Politics, economics and law“ soll eingerichtet werden, der auch eine Anteil an Informatik enthält und zwei Auslandsaufenthalte beinhaltet. Neue Lehrformate sollen entwickelt werden, die nicht immer einen Ortswechsel erfordern. Und auch die Beschäftigten in Wissenschaft und Verwaltung sollen sich miteinander austauschen und die Arbeitsweisen und Strukturen an anderen Hochschulen kennenlernen. Langfristig ist auch eine gemeinsame technische Infrastruktur geplant. Große Ziele, die einen langen Atem erfordern – und Geld. Die fünf Millionen Euro von der EU würden vieles ermöglichen. Aber auch, wenn es mit der Bewerbung als Europäische Universität nicht klappen sollte, will man weitermachen. Man hofft auch auf Unterstützung durch die eigenen Länder und Regionen.

„Die Hochschulen und ihre Städte sollen zu ‚Living Labs' werden“, formuliert Rolf van Dick, zu „Agenten des Wandels“, der sich im Sinne der Menschen vollziehen soll. „Mobilität, Internationalisierung, gemeinsame Forschung – wir verbinden viele Hoffnungen mit dieser Allianz“, sagt Professor Dimitrios Kyrkilis, Vizepräsident an der University of Macedonia in Thessaloniki. Sein polnischer Kollege aus Lodz präzisiert für seinen Standort: „Wir wollen die europäischen Ideen wieder stärker in Osteuropa verbreiten und die Position der Wissenschaft stärken“, so Professor Pawel Starosta.

Ein Bild zum Download finden Sie unter: http://www.uni-frankfurt.de/85526960

Bildtext: Die Präsidien der Hochschulen in Lodz, Lyon, Mailand und Thessaloniki haben gemeinsam mit Unipräsidentin Prof. Birgitta Wolff die Kooperationsvereinbarungen zu „TruMotion“ unterzeichnet. Gemeinsam will man sich als „Europäische Universität“ bewerben. Von links: Prof. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität, Prof. Stelios D. Katranidis, Rektor der University of Macedonia in Thessaloniki, Prof. Antoni Rózalski, Rektor der Universität Lodz, Prof. Nathalie Dompnier, Präsidentin der Universität Lumière Lyon 2 und Edilio Mazzoleni von der Universität Mailand. (Foto: Uwe Dettmar)

Informationen: Andrea Grebe, Büro des Vizepräsidenten Prof. Dr. Rolf van Dick, Telefon 069 798-12242, E-Mail: grebe@pvw.uni-frankfurt.de