​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​ – 2020

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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
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Mai 14 2020
11:00

​Zellkultur-Modell: Mehrere Wirkstoffe stoppen SARS-CoV-2-Virus

Frankfurter Forscher entdecken Ansatzpunkte für COVID-19-Therapie

FRANKFURT. Wie das SARS-CoV-2-Virus, der Erreger von COVID-19, menschliche Zellen verändert, konnte jetzt ein Team aus Biochemikern und Virologen der Goethe-Universität und des Universitätsklinikums Frankfurt beobachten. Dabei testeten die Wissenschaftler eine Reihe von Wirkstoffen in Modellversuchen im Labor, von denen einige die Vermehrung des Virus verlangsamten oder stoppten. Diese Ergebnisse ermöglichen es, die Suche nach einem Wirkstoff auf eine geringe Anzahl bereits zugelassener Medikamente zu fokussieren. (Nature DOI: 10.1038/s41586-020-2332-7). Ausgehend von diesen Ergebnissen bereitet ein US-amerikanisches Unternehmen eigenen Angaben zufolge einen Wirkstoff für eine klinische Studie vor. Mit einem weiteren Wirkstoff startet ein kanadisches Unternehmen eine klinische Studie.

Seit Anfang Februar verfügt die Medizinische Virologie des Universitätsklinikums Frankfurt über ein Zellkultur-Modell für das SARS-CoV-2-Virus. Aus Abstrichen zweier infizierter Rückkehrer aus Wuhan gelang den Frankfurter Wissenschaftlern um Prof. Sandra Ciesek die Anzucht des Virus in einer Darmzelllinie (Hoehl et al. NEJM 2020). Mit einer am Institut für Biochemie II der Goethe-Universität Frankfurt entwickelten Technik konnten Forscher beider Institute jetzt erstmals gemeinsam zeigen, wie das SARS-CoV-2-Virus die Wirtszelle verändert. Die Wissenschaftler nutzten dazu eine besondere Form der Massenspektrometrie, die sie erst vor wenigen Monaten entwickelt hatten, die so genannte mePROD-Methode. Mit ihr lässt sich die Menge und Herstellungsrate von tausenden Proteinen bestimmen, die sich zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zelle befinden.

Die Ergebnisse zeichnen ein Bild vom Verlauf einer SARS-CoV-2-Infektion: Während viele Viren die reguläre Proteinproduktion ihres Wirts zugunsten viraler Proteine herunterfahren, beeinflusst SARS-CoV-2 die Proteinproduktion der Wirtszellen nur wenig – die viralen Proteine scheinen in Konkurrenz zu den Proteinen der Wirtszelle hergestellt zu werden. Stattdessen scheint der Virus zur Erhöhung der Proteinsynthesemaschinerie zu führen. Ein Schwachpunkt, vermuteten die Forscher, und konnten tatsächlich mit Hemmstoffen der Proteinproduktion (Translationsinhibitoren) die Vermehrung des Virus deutlich mindern.

24 Stunden nach der Infektion verursacht das Virus markante Änderungen in der Zusammensetzung der Wirtszellproteine: Während der Cholesterinstoffwechsel reduziert wird, steigen die Aktivitäten im Kohlehydrat-Stoffwechsel und in der Herstellung von RNA zur Proteinproduktion an. Entsprechend konnten die Wissenschaftler die Virus-Vermehrung in den kultivierten Zellen erfolgreich mit Hemmstoffen gegen diese Prozesse stoppen. Ähnlich erfolgreich war der Einsatz eines Wirkstoffes, der die Produktion neuer Bausteine für virales Erbgut hemmt.

Die Ergebnisse haben jenseits des Atlantiks bereits hohe Wellen geschlagen: Wie seit Beginn der Corona-Krise üblich, haben die Frankfurter Forscher diese sofort auf einem Preprint-Server und auf der Webseite des Instituts für Biochemie II (https://www.biochem2.com/research-group/protein-quality-control#nav-coronavirus) zur Verfügung gestellt. Prof. Ivan Dikic, Direktor des Instituts für Biochemie II, kommentiert: „Sowohl die Kultur der `open science´, in der wir unsere wissenschaftlichen Ergebnisse schnellstmöglich teilen, als auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Biochemikern und Virologen haben zu diesem Erfolg beigetragen. Das Projekt wurde vor nicht einmal drei Monaten begonnen und offenbart schon jetzt neue therapeutische Ansätze bei COVID-19.“

Prof. Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt, erläutert: „In einer besonderen Lage wie dieser müssen wir auch in der Forschung neue Wege gehen. Die bestehende Kooperation zwischen den Forschungsgruppen von Prof. Jindrich Cinatl und Dr. Christian Münch aus Virologie und Biochemie machte eine schnelle Fokussierung der Forschung auf CoV-2 möglich. Die bisherigen Ergebnisse sind eine großartige Bestätigung dieses interdisziplinären Ansatzes.“

Zu den Wirkstoffen, die in der Frankfurter Zellkultur die Virusvermehrung stoppten, zählt unter anderem 2-Deoxy-D-Glukose (2-DG), der direkt in den für die Virusvermehrung notwendigen Kohlehydrat-Stoffwechsel eingreift. Das US-amerikanische Unternehmen Moleculin Biotech verfügt über einen Wirkstoff namens WP1122, der 2-DG ähnlich ist, ein Prodrug. Ausgehend von den Ergebnissen der Frankfurter Wissenschaftler bereitet Moleculin Biotech eigenen Angaben zufolge diesen Wirkstoff bereits für klinische Studien vor: https://www.moleculin.com/covid-19/.

Auf Basis eines weiteren der in Frankfurt getesteten Wirkstoffe, Ribavirin, startet jetzt das kanadische Unternehmen Bausch Health Americas eine klinische Studie mit 50 Probanden: https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT04356677?term=04356677&draw=2&rank=1

Dr. Christian Münch, Leiter der Gruppe Proteinqualitätskontrolle am Institut für Biochemie II und korrespondierender Autor, sagt: „Dank der von uns entwickelten mePROD-Technologie konnten wir den Verlauf der Virusinfektion im Labor erstmals detailliert verfolgen. Wir waren uns natürlich der potenziellen Tragweite unserer Ergebnisse bewusst, auch wenn diese in der Zellkultur erzeugt wurden und weiter getestet werden müssen. Dass unsere Ergebnisse nun womöglich in weiterführende in vivo-Studien zur Medikamentenentwicklung münden, ist sicherlich ein großer Glücksfall.“ Auch unter den darüber hinaus getesteten Hemmstoffen, so Münch, gebe es weitere potenziell interessante Kandidaten, die zum Teil sogar bereits für andere Indikationen zugelassen seien.

Prof. Jindrich Cinatl vom Institut für Medizinische Virologie und korrespondierender Autor, erläutert: „Der erfolgreiche Einsatz von Wirkstoffen gegen SARS-CoV-2, die Bestandteile von bereits zugelassenen Medikamenten sind, ist eine große Chance für die Bekämpfung des Virus. Solche Wirkstoffe sind bereits gut charakterisiert, und wir wissen, wie sie von Patienten vertragen werden. Daher wird derzeit weltweit nach solchen Wirkstoffen gesucht. Im Wettlauf mit der Zeit kann unsere Arbeit einen wichtigen Beitrag dazu liefern, in welche Richtungen diese Suche die schnellsten Erfolge verspricht.“

Publikation: SARS-CoV-2 infected host cell proteomics reveal potential therapy targets. Denisa Bojkova, Kevin Klann, Benjamin Koch, Marek Widera, David Krause, Sandra Ciesek, Jindrich Cinatl, Christian Münch. Nature DOI: 10.1038/s41586-020-2332-7, https://www.nature.com/articles/s41586-020-2332-7 (aktiv ab 14.5.2020, 11 Uhr MESZ)

Bilder zum Download: http://www.uni-frankfurt.de/88340061

Bildtexte: Dr. Christian Münch (Foto: Uwe Dettmar) Prof. Dr. rer. nat. Jindrich Cinatl (Foto: Universitätsklinikum Frankfurt)

Mehr zum mePROD-Verfahren: Biochemie-Forscher der Goethe-Uni entwickeln neues Proteomik-Verfahren https://aktuelles.uni-frankfurt.de/aktuelles/biochemie-forscher-der-goethe-uni-entwickeln-neues-proteomik-verfahren/

Kontakt:
Professor Dr. rer. nat. Jindrich Cinatl, Leiter der Forschergruppe Cinatl Institut für Medizinische Virologie, Universitätsklinikum Frankfurt am Main Tel. +49 (0) 69 / 6301-6409, E-Mail: cinatl@em.uni-frankfurt.de,
Homepage: https://www.kgu.de/einrichtungen/institute/zentrum-der-hygiene/medizinische-virologie/forschung/research-group-cinatl/

Dr. Christian Münch, Leiter der Forschergruppe Münch Institut für Biochemie II, Goethe-Universität Frankfurt am Main Tel: +49 (0) 69 6301 6599, E-Mail: ch.muench@em.uni-frankfurt.de
Homepage: http://pqc.biochem2.de

Goethe-Corona-Fonds: Die Goethe-Universität und das Universitätsklinikum Frankfurt haben den Goethe-Corona-Fonds aufgelegt, um zusätzliche Mittel für Personal und Ausstattung zur wissenschaftlichen und klinischen Bewältigung der Krise einzuwerben. Der Fonds soll mit insgesamt 5 Millionen Euro an Spendengeldern ausgestattet werden. Mehr unter https://www.uni-frankfurt.de/86720349/Goethe_Corona_Fonds

 

Mai 13 2020
11:00

Goethe-Universität zieht nach den ersten drei Wochen rein digitaler Lehre ein positives Resümee

Virtueller Lehrbetrieb im Ausnahmesemester gelingt immer besser

FRANKFURT. Der Lockdown kam plötzlich, der Präsenzbetrieb an der Goethe-Universität wie an allen Hochschulen Mitte März Corona-bedingt zum Erliegen. Die Uni befand sich mitten in der Prüfungsphase für das Wintersemester 2019/2020. Doch unter schwierigen Bedingungen, so das erste Fazit nach gut drei Wochen ohne Präsenzlehre, klappt der virtuelle Lehrbetrieb inzwischen gut. Die Investitionen der vergangenen Jahre zum einen in die technische Infrastruktur, z.B. das Lernsystem OLAT, die langjährige Arbeit der E-Learning-Einrichtung studiumdigitale sowie die Förderung didaktischer Innovationen, z.B. über den uni-eigenen Förderfonds für innovative Lehre, zahlen sich nun aus. Nicht zufällig verfügt die Universität bereits seit 2017 über ein Leitbild „Digitale Lehre“. Die Präsidentin der Goethe-Universität, Prof. Dr. Birgitta Wolff zieht ein erstes vorsichtiges Zwischenfazit: „Wir haben zwar nicht damit gerechnet, jemals den kompletten Lehrbetrieb auf den digitalen Modus umstellen zu müssen. Aber gemessen an der Kürze der Vorlaufzeit ist der Start ins Ausnahmesemester gut gelungen. Inzwischen findet bis zu 95 Prozent der sonst üblichen Lehre an den 16 Fachbereichen virtuell statt, insgesamt ca. 80-90 Prozent.“ Notwendig sei gewesen, so Wolff, die Hardware der Universität kurzfristig weiter aufzurüsten und Software-Lizenzen nachzukaufen, z.B. für die unbegrenzte Nutzung von Zoom durch Uni-Angehörige. Außerdem habe man die Studien- und Prüfungsordnung dem Ausnahmesemester angepasst, damit die digitale Lehre rechtskonform und möglichst ohne Nachteile für die Studierenden durchführbar wurde. Bis mindestens Anfang Juni wird es nach jetzigem Stand einen rein digitalen Lehrbetrieb geben.

Das Hochschulrechenzentrum der Goethe-Universität kann mit Zahlen die großen Herausforderungen für die IT-Services belegen: Während im ganzen Monat April 2019 gerade einmal 36.000 Views auf dem Streaming Server verzeichnet wurden, waren es allein am 20. April 2020, dem Tag des Semesterstarts, über 46.000 Views. Die in den ersten Wochen aufgetretenen Probleme im Bereich Hardware und Software konnten mittlerweile gelöst werden, die Technik funktioniert weitgehend störungsfrei.

Auch die universitätseigene Lernplattform OLAT wird durchgehend sehr stark genutzt: Bis zu 12.000 Nutzer sind gleichzeitig im System unterwegs. Mit OLAT lassen sich vielfältige didaktische Konzepte umsetzen; auch Studierenden werden zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten geboten, zum Beispiel selbst eingerichtete Arbeitsgruppen mit eigenen Foren und Wikis.

Prof. Dr. Roger Erb, Vizepräsident für Studium und Lehre an der Goethe-Universität, sagt: „Ich bin beeindruckt davon, wie Lehrende, aber auch Studierende mit der Ausnahmesituation umgehen. Die digitalen Lehrangebote, ob im synchronen oder asynchronen Betrieb, ob als Vorlesung, Seminar oder Arbeitsgruppe, können von kleineren technischen Problemen mal abgesehen wie geplant stattfinden. Wir hören an vielen Stellen, dass die Möglichkeiten digitaler Kommunikation und Vernetzung auch Potenziale freisetzen können. Wir sehen das zugleich als Experiment und sind gespannt, daraus zu lernen. An der Vorbereitung und Organisation haben viele Menschen in den Fachbereichen, in unseren Arbeitsgruppen und überall dort, wo Prüfungen und Lehre betreut werden, schnell, motiviert und mit einem gemeinsamen Blick gearbeitet: Dafür ein ausdrückliches Dankeschön!“

Auch vonseiten der Studierendenschaft wird der Semesterstart insgesamt positiv bewertet: Florian Knapp und Maurice Schmidt, beide Studierende der Wirtschaftswissenschaften und aktive Fachschaftler, sagen: "Nachdem uns zu Anfang viele Beschwerden von Studierenden unseres Fachbereichs bezüglich schlechter Video-Wiedergabe erreicht haben, hat sich nun die hervorragende Arbeit des HRZ bezahlt gemacht. Mittlerweile kann man den Vorlesungen ohne nennenswerte Probleme folgen. Besonderer Dank gilt auch den vielen Lehrenden, die mit großem Engagement ihre Veranstaltungen interaktiv gestalten und sich eingehend mit Fragen und Wünschen der Teilnehmer beschäftigen. Das motiviert und ermutigt uns als Studierende, dieses Ausnahmesemester zu bestreiten."

Präsidentin Wolff blickt voraus: „Im Moment ist leider überhaupt nicht absehbar, dass wir im kommenden Wintersemester wieder zum alten Modus zurückkehren können. Wir stellen uns daher bereits jetzt darauf ein, auch für das nächste Semester wieder für eine zumindest zunächst rein digitale Lehre zu planen.“

 

Mai 8 2020
11:52

​Meisterwerk der Portraitkunst

Museum Giersch startet ab dem 12. Mai wieder den Ausstellungsbetrieb

FRANKFURT. Am 12. Mai ist es soweit – das Museum Giersch der Goethe-Universität öffnet seine Ausstellung „Die Welt im BILDnis. Porträts, Sammler und Sammlungen in Frankfurt zwischen Renaissance und Aufklärung“.
 
Die Ausstellung sollte eigentlich am 26. März 2020 eröffnet werden. Dazu kam es leider nicht mehr. Die Vernissage musste in Folge der Corona-Pandemie abgesagt werden. Ab dem 12 Mai öffnet das Museum Giersch der Goethe-Universität seine Tore und macht die Schau der Öffentlichkeit zugänglich.
 
Zur Ausstellung
 
Die Faszination des Porträts, die sich in unserer Gegenwart in massenhaft digital verbreiteten Porträts und „Selfies“ ausdrückt, hat Tradition. Die Ausstellung blickt in die Geschichte und widmet sich der Bildniskunst in Frankfurt von der Renaissance bis zur Aufklärung. Sie zeigt Meisterwerke der Porträtkunst, die dem Patriziat der Familie Holzhausen und der gebildeten Oberschicht wie dem Arzt oder Naturforscher Johan Christian Senckenberg zur Repräsentation dienten. Zu sehen sind neben Gemälden druckgraphische Porträts, die vor der Erfindung der Fotografie die einzige Möglichkeit  zur Vervielfältigung und Verbreitung lieferten. Als Sammelobjekt hochgeschätzt, dienten sie durch ihre ursprüngliche Präsentation in geklebten Porträtalben der Welterschließung und der Vermittlung von Wissen.
 
Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit der Städel-Kooperationsprofessur und Studierenden am Kunstgeschichtlichen Institut der Goethe-Universität. Der Ausstellungsrundgang spiegelt mit seiner abwechslungsreichen Auswahl von 42 Gemälden und 105 Druckgraphiken die soziale Ordnung der ständisch organisierten Gesellschaft Frankfurts vom 16. bis 18. Jahrhundert wider. Ausstellung und Katalog vermitteln die Ergebnisse mehrjähriger universitärer Forschungsarbeit und eröffnen faszinierende Perspektiven auf das neuzeitliche Porträt und seinen sozialen Gebrauch.
 
Um die Sicherheit aller Besucher*innen und Mitarbeiter*innen unseres Haus zu gewährleisten, sind im Haus Hygiene- und Schutzmaßnahmen einzuhalten. Die Kasse im Eingang ist mit einem Glasschutz ausgestattet. Ein Wegeleitsystem, das durch das Haus führt, ist installiert. Maximal 15 Personen ist es gestattet, sich in der Ausstellung aufzuhalten. Es ist ein Mund-Nasen-Schutz zu tragen und auf einen Mindestabstand von 2 Metern zu achten. Der Ausstellungsbesuch ist ohne vorherige Anmeldung möglich. Wir bitten um Verständnis für etwaige Wartezeiten.
 
Da leider keine Führungen und Veranstaltungen möglich sind, wird das Museum einen Film anbieten, in dem der Kurator Prof. Dr. Jochen Sander, eine Einführung in die Ausstellung gibt. Dieser Film ist im Museum und auf der Homepage des Museums zu sehen. Weitere Informationen finden sich auf den Plattformen Facebook und Instagram.
 
Allen Medienvertretern steht Jochen Sander für Auskünfte per Telefon, E-Mail oder für einen persönlichen Ausstellungsrundgang bei Wahrung der üblichen Hygiene- und Schutzmaßnahmen zur Verfügung. Bitte vereinbaren Sie mit uns hierfür einen Termin. Der Katalog und das Pressematerial liegen für Sie an der Museumskasse bereit.
 
 
Schutzmaßnahmen zum Download unter: http://www.uni-frankfurt.de/88193767
 
Bilder und Saaltexte zum Download unter: http://www.museum-giersch.de/#/Presse
 
Der Katalog erscheint im Michael Imhof Verlag und kostet 29,- € im Museum.
 
Museum Giersch der Goethe-Universität, Schaumainkai 83, 60596 Frankfurt am Main
Eintritt: Erwachsene 6,- € / Ermäßigt 4,- €. Personen unter 18 Jahren haben freien Eintritt.
 
Öffnungszeiten: Di–So 10–18 Uhr, Mo geschlossen
An Feiertagen 10–18 Uhr geöffnet: 21.5., 31.5., 1.6., 2.6. und 11.6.2020
Informationen: Dipl-Kffr. Christine Karmann, Kommunkation und Marketing Museum Giersch der Goethe-Universität, Tel: 069/138210121, E-Mail: presse@museum-giersch.de
Adresse: Museum Giersch der Goethe-Universität, Schaumainkai 83, 60596 Frankfurt am Main

 

Mai 6 2020
14:16

Wärmeliebende Bakterien nutzen unterschiedliche Oberflächen-Härchen zu Bewegung und DNA-Aufnahme

Arbeitsteilung auf der Bakterienoberfläche

FRANKFURT. Bakterien der Art Thermus thermophilus besitzen zwei unterschiedliche Typen von Fortsätzen auf ihrer Oberfläche (Pili), um sich fortzubewegen und um DNA aus ihrer Umgebung einzufangen und aufzunehmen. Das haben jetzt Forscher der Goethe-Universität zusammen mit Kollegen aus Großbritannien herausgefunden. Die Entdeckung des Fortbewegungs-Pilus hilft, die Funktionsweise des DNA-Fänger-Pilus besser zu verstehen. (Nature Communications, DOI 10.1038/s41467-020-15650-w)

Das Bakterium Thermus thermophilus hat es gerne sehr warm. Erstmals wurde es in den heißen Quellen im japanischen Izu entdeckt, wo es bei rund 65 Grad Celsius optimal gedeiht. Wie alle Bakterien hat Thermus thermophilus Mechanismen entwickelt, um sich wechselnden Umweltbedingungen anzupassen. Dazu verändert das Bakterium sein Erbgut, indem es mit anderen Thermus-Bakterien DNA austauscht oder DNA-Bruchstücke aus seiner Umgebung aufnimmt. Die können von abgestorbenen Bakterien, aber auch von Pflanzen oder Tieren stammen. Das Bakterium baut die DNA-Stücke in sein eigenes Erbgut ein und behält sie, wenn sie sich als nützlich erweisen.

Mikrobiologen der Goethe-Universität um Prof. Beate Averhoff aus der Abteilung für Molekulare Mikrobiologie und Bioenergetik des Instituts für Molekulare Biowissenschaften haben jetzt zusammen mit Wissenschaftlern um Dr. Vicky Gold vom „Living Systems“-Institut der University of Exeter in Großbritannien die Härchen (so genannte Pili) auf den Oberflächen von Thermus-Bakterien untersucht. Dabei fanden die Wissenschaftler heraus, dass es sich um zwei verschiedene Typen von Pili handelt, die unterschiedliche Funktionen haben. Auf hochauflösenden elektronenmikroskopischen Bildern aus Großbritannien ließen sich dicke und dünne Pili unterscheiden, und mit biochemischen und molekularbiologischen Methoden wiesen die Frankfurter Forscher nach, dass die dicken Pili zur DNA-Aufnahme und die dünnen Pili der Bewegung auf Oberflächen dienen.

„Wir wollen herausfinden, wie genau Thermus thermophilus über seine Pili DNA aus der Umgebung aufnimmt, denn der genaue Mechanismus ist nicht bekannt“, erklärt Prof. Beate Averhoff vom Institut für Molekulare Biowissenschaften der Goethe-Universität. „Durch unsere jüngsten Untersuchungen haben wir gelernt, dass Thermus-Bakterien eigene Pili besitzen, mit denen sie sich fortbewegen. Damit dienen die dicken Pili womöglich nur der DNA-Aufnahme, was zeigt, wie wichtig dieser Prozess für die Bakterien ist. In unseren Strukturanalysen haben wir zudem einen Bereich auf den dicken Pili gefunden, an den DNA gut binden könnte.“

Das Zusammenspiel von Elektronenmikroskopie und Molekularbiologie hat die Wissenschaftler auch die Mechanik der Pili besser verstehen lassen. Denn sowohl für Bewegung wie auch für die DNA-Aufnahme müssen die Pili dynamisch sein, also aus- und wieder eingefahren werden können. „Die hochauflösende Struktur der beiden Pili erlaubt uns zum ersten Mal Einblicke nicht nur in den Aufbau der Pili, sondern auch in die Dynamik“, erläutert Averhoff.

Da Pili weit verbreitet sind und auch in pathogenen Bakterien für die Anheftung an den Wirt verantwortlich sind, könnten sich daraus neue Angriffspunkte zur Verhinderung von Infektionsprozessen ergeben.
 

Publikation: Alexander Neuhaus, Muniyandi Selvaraj, Ralf Salzer, Julian D. Langer, Kerstin Kruse, Lennart Kirchner, Kelly Sanders, Bertram Daum, Beate Averhoff, Vicki A. M. Gold (2020). Cryo-electron microscopy reveals two distinct type-IV pili assembled by the same bacterium. Nature Communications 11, 2231 (2020), https://doi.org/10.1038/s41467-020-15650-w

Bild zum Download: http://www.uni-frankfurt.de/88063115

Bildtext: Bakterien der Art Thermus thermophilus besitzen unterschiedliche Härchen (Pili), die entweder zum Einfangen von DNA oder zur Fortbewegung genutzt werden. Dies haben Wissenschaftler der Goethe-Universität Frankfurt und der University of Exeter herausgefunden. Grafik: aduka, Agency Frankfurt am Main(www.aduka.de) für Goethe-Universität Frankfurt.

Weitere Informationen:

Prof. Beate Averhoff
Molekulare Mikrobiologie und Bioenergetik
Tel.: (069) 798-29509
averhoff@bio.uni-frankfurt.de
https://www.mikrobiologie-frankfurt.de

 

Mai 4 2020
15:54

Am 1. Mai trat Prof. Dr. Stefan Zeuzem das Amt als Dekan des Fachbereichs Medizin an

Stabübergabe im Medizin-Dekanat der Goethe-Universität

FRANKFURT. Mit mehr als 100 Professuren und rund 4200 Studierenden ist die Medizin ein großer und bedeutender Fachbereich in der Goethe-Universität. Neben den Schwerpunkten Kardiovaskuläre Medizin, Neurowissenschaften, Onkologie/Immunologie und Translationale Arzneimittelforschung steht aufgrund der aktuellen Lage die Forschung an SARS-CoV-2-Viren und der Lungenkrankheit COVID-19 im Fokus der Forschungsaktivitäten. Im Management des Fachbereichs Medizin stand zum 1. Mai ein Wechsel an: Prof. Dr. Stefan Zeuzem wurde neuer Dekan und löste Prof. Josef Pfeilschifter ab, der 18 Jahre lang dieses Amt innehatte.

Die hessische Wissenschaftsministerin Angela Dorn sagte: „Prof. Dr. Zeuzem ist ein renommierter Facharzt, Wissenschaftler und als Geschäftsführender Direktor des Zentrums Innere Medizin des Frankfurter Uniklinikums auch Gesundheitsmanager. In unterschiedlichen Funktionen engagiert er sich seit vielen Jahren für Forschung und Lehre an der Goethe-Universität. Für die wichtige Führungsaufgabe an der Spitze des Fachbereichs Medizin ist er damit eine hervorragende Wahl, und ich freue mich - auch als Aufsichtsratsvorsitzende des Universitätsklinikums - auf die Zusammenarbeit.“

Prof. Dr. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität, begrüßte den neuen Dekan: „Stefan Zeuzem ist ein äußerst kompetenter und vielseitig engagierter Kollege, der den Fachbereich Medizin durch und durch kennt. Ich bin mir sicher, dass die Medizin mit ihm als Dekan gerade in dieser schwierigen Zeit einerseits Kontinuität, andererseits die richtigen Akzente für die Weiterentwicklung von Forschung und Lehre erfährt. Nachdrücklich danke ich seinem Vorgänger, Prof. Dr. Josef Pfeilschifter, für sein langjähriges Engagement als Dekan.“

Prof. Dr. Jürgen Graf, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikum Frankfurt, sagte: „Zunächst möchte ich Herrn Prof. Dr. Pfeilschifter für die gute Zusammenarbeit danken. In seiner Amtszeit hat sich Frankfurt wissenschaftlich zu einem führenden universitätsmedizinischen Standort entwickelt. Mit Prof. Dr. Zeuzem tritt ein Vollblutmediziner seine Nachfolge an. Neben einer exzellenten, internationalen Reputation in Forschung und Lehre verfügt er als Direktor einer großen Klinik über die entsprechende Expertise auch in der Translation und der Patientenversorgung. Damit ist seine Arbeit exemplarisch für das, was Universitätsmedizin ausmacht. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit ihm in dieser neuen Funktion!“

Prof. Dr. Stefan Zeuzem, Dekan des Fachbereichs Medizin der Goethe-Universität, sagte: „Ich freue mich auf die Herausforderungen meines Amtes, das ich neben der Leitung der Medizinischen Klinik I übernehmen werde. Als Arzt und Wissenschaftler stehe ich für die enge Verzahnung von medizinischer Forschung, akademischem Lehrbetrieb und der Krankenversorgung. Denn im Mittelpunkt stehen grundsätzlich die Patientinnen und Patienten, die wir bestmöglich behandeln wollen. Wie wichtig translationale Forschung ist, zeigt sich in Krisen wie der SARS-CoV-2-Pandemie: Hier leisten unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter herausragende Arbeit in Wissenschaft und Klinik.“

Professor Dr. med. Stefan Zeuzem studierte an der Goethe-Universität sowie in Großbritannien Humanmedizin, promovierte 1986 über ein chemisch modifiziertes Insulin und habilitierte sich 1992 an der Goethe-Universität mit einem Thema aus der Krebsforschung. Im selben Jahr erhielt er die Anerkennung als Facharzt für Innere Medizin. Prof. Zeuzem wurde 1998 zum „Außerplanmäßigem Professor“ der Goethe-Universität ernannt und folgte 2002 einem Ruf an die Universität des Saarlandes, wo er den Lehrstuhl für Innere Medizin innehatte und als Direktor die Medizinische Klinik II der Universitätskliniken des Saarlands leitete. 2007 konnte ihn die Goethe-Universität für den Lehrstuhl für Innere Medizin mit dem Schwerpunkt Gastroenterologie und Hepatologie und als Direktor des Medizinischen Klinikums I des Universitätsklinikums Frankfurt gewinnen. Seit 2011 ist Prof. Zeuzem Direktor des Zentrums für Innere Medizin und wurde vom Fachbereichsrat mit Wirkung zum 1. Mai 2020 zum Dekan des Fachbereichs Medizin gewählt. Prof. Zeuzem forscht im Schwerpunkt zu Lebererkrankungen und Tumorerkrankungen der inneren Organe, hier gehört er zu dem einen Prozent der weltweit meistzitierten Wissenschaftler in der Medizin. Er war Mitglied in zahlreichen DFG-Kommissionen und engagiert sich als Herausgeber von führenden Fachzeitschriften und im Vorstand zahlreicher wissenschaftlichen Fachgesellschaften und Gremien. Prof. Zeuzem wurde 2010 und 2013 durch den Bundespräsidenten in den Wissenschaftsrat berufen und gehörte dem Medizinausschuss des Wissenschaftsrats mehr als 10 Jahre an.

Bild zum Download: http://www.uni-frankfurt.de/88022719

Bildtext: Prof. Dr. med. Stefan Zeuzem, neuer Dekan des Fachbereichs Medizin. Foto: Uwe Dettmar

 

Apr 30 2020
15:49

Auszeichnung würdigt langjähriges Engagement für die Stiftungsuniversität

Rolf-Ernst Breuer ist Ehrensenator der Goethe-Universität

FRANKFURT. Dr. Rolf-Ernst Breuer ist zum Ehrensenator der Goethe-Universität ernannt worden. Der ehemalige Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank erhält die Auszeichnung für sein langjähriges und umfangreiches Engagement für die Stiftungsuniversität.

„Herr Breuer hat sich auf unvergleichliche Weise um die Goethe-Universität verdient gemacht. Die Reichweite seines Engagements ist kaum zu ermessen“, sagt Prof. Dr. Birgitta Wolff, die Präsidentin der Goethe-Universität. Das Präsidium der Goethe-Universität hatte Dr. Rolf-Ernst Breuer als neuen Ehrensenator vorgeschlagen, bereits im Februar hat der Senat dem Vorschlag ohne Gegenstimme zugestimmt. Die feierliche Überreichung der Urkunde wird wegen der derzeitigen Kontaktbeschränkungen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.

Dr. Breuer, Jahrgang 1937, war von 1997 bis 2002 Vorstandssprecher der Deutschen Bank, von 2002 bis 2006 deren Aufsichtsratsvorsitzender. Schon während seiner aktiven Zeit als Bankmanager trat er in mehreren exponierten Funktionen für die Belange der Goethe-Universität ein. Insbesondere war er von 2001 bis 2014 Mitglied im Hochschulrat, von 2005 an dessen Vorsitzender. „In dieser Rolle hat sich Herr Breuer mit unerschöpflicher Kraft für die Modernisierung unserer Hochschule eingesetzt und entscheidend an ihrer Weiterentwicklung zur Stiftungsuniversität mitgewirkt“, betont die Universitätspräsidentin.

Auch an vielen anderen Stellen machte er sich für Forschung und Lehre stark, als Kuratoriumsmitglied an der Goethe Business School und am House of Finance, im Aufsichtsrat und als Finanzausschuss-Vorsitzender des Aufsichtrates des Universitätsklinikums, im Präsidium der Gesellschaft für Kapitalmarktforschung und des Centers of Financial Studies (CFS). Auch an der Weiterentwicklung des SAFE (Sustainable Architecture for Finance in Europe) zum Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung hatte er großen Anteil. Durch seine starke persönliche Präsenz und seinen authentischen Einsatz in den unterschiedlichsten Forschungs- und Kultureinrichtungen hat Dr. Breuer auch zur Vernetzung der Universität beigetragen. Dr. Breuer ist der 11. Ehrensenator der Goethe-Universität.

 

Apr 30 2020
15:35

Neue DFG-Forschungsgruppe an Goethe-Universität zur Modellierung von Netzwerken 

Algorithmen für Infektionsketten und Finanzkrisen

FRANKFURT. Der Informationsfluss in Netzwerken birgt für die moderne Gesellschaft gleichermaßen Chancen wie Risiken. Nachrichten können sich ebenso schnell und dynamisch verbreiten wie Gerüchte. Eine neue Forschungsgruppe hat sich zum Ziel gesetzt diese Prozesse zu modellieren, analysieren, zu verstehen und zu regulieren. Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit 2,1 Millionen Euro über drei Jahre gefördert.

„Eine der wichtigsten Erkenntnisse der Informatik der letzten zwei Jahrzehnte ist, dass Netzwerke mit bestimmten Eigenschaften überraschend viele Bereiche unseres Lebens beschreiben und beeinflussen“, erklärt Forschungsgruppen-Sprecher Prof. Martin Hoefer vom Institut für Informatik an der Goethe-Universität. Allen diesen Netzwerken ist gemeinsam, dass sie durch eine Vielzahl von Faktoren entstehen, die nicht bis ins letzte Detail rekonstruiert werden können.

Es existieren bereits Ansätze zur Modellierung und Simulation von dynamischen Prozessen wie Infektionsketten oder Meinungsbildungsprozessen. Diese will die Forschungsgruppe weiter entwickeln und auf weitere Gebiete anwenden. Insbesondere will sie untersuchen, wie sich – reale wie virtuelle – Epidemien verbreiten und wie Finanzkrisen entstehen. Die Forschungsgruppe will dazu die Entstehung von Netzwerken modellieren und simulieren. In einem weiteren Schritt will sie untersuchen, wie diese Prozesse durch neue Algorithmen beherrschbarer machen kann.

Bei der Verbreitung von Epidemien geht es darum zu rekonstruieren, wie Infektionsketten sich ausgehend von einem mutmaßlichen Ersterkrankten entwickeln. Hier spielen viele Zufallsprozesse eine Rolle. Etwa, ob es bei der Begegnung zwischen zwei Menschen zu einer Infektion kommt oder ob ein PC-Nutzer eine Viren verseuchte Datei öffnet. Mithilfe realistischer Modellrechnungen können unter anderem Test-Designs optimiert werden.

Ein Beispiel ist das „group testing“, das es ermöglicht, eine große Anzahl von Personen mithilfe weniger Tests zu untersuchen und damit Infizierte möglichst gezielt zu erkennen. Es geht auch um die Frage, wie viele Tests notwendig sind, um mit großer Sicherheit festzustellen, wer erkrankt ist. Eine Anwendung auf die aktuelle Corona-Pandemie erwarten die Forschenden jedoch nicht. „Unsere Resultate könnten eher langfristig zu neuen Einsichten, Analysen und davon ausgehend eventuell veränderten Herangehensweisen führen“, so Hoefer.

Ein weiterer Schwerpunkt ist, die Entstehung von Netzwerken zu modellieren, etwa sozialen Netzwerken im Internet. Denn sie haben einen großen Einfluss auf Meinungsbildungsprozesse. Um ein realistisches Modell zu erhalten, müssen sowohl weit verbreitete Eigenschaften von Netzwerkstrukturen erfasst werden als auch Besonderheiten von Netzwerken in bestimmten Anwendungen. Das Ziel sind Modelle, die beide Aspekte gleichzeitig abbilden können. Außerdem wollen die Forschenden effiziente Algorithmen entwickeln, um große Netzwerke realistisch zu erzeugen.

Ein weiteres wichtiges Anwendungsgebiet ist die Einschätzung von Risiken in Finanznetzwerken. Hier ist eine realistische Modellierung wichtig, um die systemischen Risiken in einer Portfolio-Struktur ermitteln zu können. Partner in diesem Teilprojekt ist die Deutsche Bundesbank.

Die Forschungsgruppe unter Federführung der Goethe-Universität ist ein Kooperationsprojekt mit der Universität Hamburg und dem Hasso-Plattner-Institut in Potsdam.


Informationen:

Prof. Martin Hoefer
Algorithmen und Komplexität
Fachbereich 12 Informatik/Mathematik
Tel. (069) 798-28155
E-Mail: mhoefer@cs.uni-frankfurt.de

 

Apr 30 2020
13:35

​Computermodell verschmelzender Neutronensterne sagt voraus, wie dies erkannt werden kann

Gravitationswellen könnten Existenz des Quark-Gluon-Plasmas beweisen

FRANKFURT. Der modernen Teilchenphysik zufolge ist Materie im Inneren verschmelzender Neutronensterne so dicht, dass sie aufgelöst in ihre Elementarteilchen vorliegen könnte. Dieser Materiezustand, das sogenannte Quark-Gluon-Plasma, könnte ein bestimmtes Muster in Gravitationswellen hervorrufen. Dies haben Physiker der Goethe-Universität und des Frankfurt Institute for Advanced Studies jetzt mithilfe von Supercomputern berechnet. (Physical Review Letters, DOI 10.1103/PhysRevLett.124.171103)

Neutronensterne gehören zu den dichtesten Objekten im Universum: Wäre unsere Sonne mit ihrem Radius von 700.000 Kilometern ein Neutronenstern, so wäre ihre Masse in einer nahezu perfekten Kugel mit einem Radius von rund 12 Kilometern zusammengepresst. Wenn zwei Neutronensterne miteinander kollidieren und zu einem hypermassiven Neutronenstern verschmelzen, so wird die Materie im Kern dieses neuen Objekts unvorstellbar heiß und dicht. Physikalischen Berechnungen zufolge hätte dies zur Folge, dass sich Hadronen wie zum Beispiel Neutronen und Protonen – aus diesen Teilchen setzt sich die Materie in unserer Umgebung zusammen – in ihre Bestandteile Quarks und Gluonen auflösen und ein Quark-Gluon-Plasma bilden.

2017 wurde erstmals entdeckt, dass verschmelzende Neutronensterne ein Signal in Form einer Gravitationswelle verursachen, die auf der Erde detektiert werden kann. Aus der Gravitationswelle lässt sich nicht nur etwas über Gravitation lernen, sondern auch über das Verhalten von Materie unter extremen Bedingungen. Bei der ersten Entdeckung solcher Gravitationswellen 2017 wurden diese allerdings nicht über den Verschmelzungszeitpunkt hinaus aufgezeichnet.

Dort setzt die Arbeit der Frankfurter Physiker an. Sie simulierten in einem Computermodell verschmelzende Neutronensterne und das Produkt dieser Verschmelzung, um die Bedingungen zu untersuchen, unter denen ein Übergang von Hadronen zu einem Quark-Gluon-Plasma stattfinden könnte und wie sich dies auf die entstehende Gravitationswelle auswirken würde. Das Ergebnis: In einer bestimmten, späten Phase der Existenz des verschmolzenen Objekts fand ein Phasenübergang zu einem Quark-Gluon-Plasma statt und hinterließ ein klares und charakteristisches Muster im Gravitationswellensignal.

Professor Luciano Rezzolla von der Goethe-Universität ist überzeugt: „Wir haben ein im Vergleich zu bisherigen Simulationen neues und wesentlich klarer zu detektierendes Muster in den Gravitationswellen entdeckt. Wenn sich dieses Muster in den Gravitationswellen findet, die wir von künftigen Neutronenstern-Verschmelzungen empfangen, haben wir einen deutlichen Beweis für die Entstehung eines Quark-Gluon-Plasmas im heutigen Universum.“

Publikation: Post-merger gravitational-wave signatures of phase transitions in binary mergers Lukas R. Weih, Matthias Hanauske, Luciano Rezzolla, Physical Review Letters DOI 10.1103/PhysRevLett.124.171103 https://link.aps.org/doi/10.1103/PhysRevLett.124.171103

Video: Visualisierung einer Neutronensternverschmelzung https://www.youtube.com/watch?v=rj-r-YA9d6E&t=1s

Diese Simulation zeigt die Dichte gewöhnlicher Materie, hauptsächlich Neutronen, in den Farben Rot und Gelb. Kurz nachdem die beiden Sterne verschmelzen, verfärbt sich das extrem dichte Zentrum nach Grün, was die Bildung des Quark-Gluon-Plasmas anzeigt.

Bilder zum Download: http://www.uni-frankfurt.de/87973606

Bildtext Montage: Montage aus Computersimulation der verschmelzenden Neutronensterne (links) und dem Bild einer Schwerionenkollision, die die Verbindung von Astrophysik und Kernphysik verdeutlicht. Bild: Lukas R. Weih & Luciano Rezzolla (Goethe-Universität Frankfurt) (right half of the image from cms.cern)

Bildtext Simulation: Kurz nach der Verschmelzung zweier Neutronensterne bildet sich im Zentrum des neuen Objekts ein Quark-Gluon-Plasma (grün). Rot, gelb: gewöhnliche Materie, hauptsächlich Neutronen. Bild: Lukas R. Weih & Luciano Rezzolla (Goethe-Universität Frankfurt)

Kontakt: Goethe-Universität Frankfurt, Prof. Dr. Luciano Rezzolla, Chair of Theoretical Astrophysics, Institute for Theoretical Physics, +49-69-79847871/47879, rezzolla@itp.uni-frankfurt.de, https://astro.uni-frankfurt.de/rezzolla/

 

Apr 30 2020
13:27

​Bundesregierung fördert Fem4Dem an der Goethe-Universität mit 5,7 Millionen Euro

Erziehungswissenschaftliches Projekt soll „Graswurzel-Initiativen“ stärken

FRANKFURT. Die Demokratie stärken, Radikalisierung verhindern und dabei wissenschaftliche Erkenntnisse über die Basis der Gesellschaft gewinnen – das sind die Hauptziele des Projekts Fem4Dem am Fachbereich Erziehungswissenschaften der Goethe-Universität in Kooperation mit der Universität Osnabrück. Das Projekt Fem4Dem II wird bis Ende 2021 von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration gefördert. Bereits 2019 hat die Beauftragte das vorangegangene Projekt Fem4Dem I gefördert. Insgesamt sind dafür rund 5,7 Millionen Euro vorgesehen.

Was geschieht an der Basis der muslimischen Zuwanderungsgesellschaft? Welche Initiativen gibt es, und wie versuchen Frauen und Mädchen, sich zu organisieren, um ihre Interessen in der Gesellschaft zu artikulieren? Um das herauszufinden, haben Prof. Dr. Harry Harun Behr und Dr. Meltem Kulaçatan von der Goethe-Universität sowie Prof. Dr. Bülent Uçar und Dr. Michael Kiefer von der Universität Osnabrück ihre Teams seit Anfang 2019 „ins Feld“ geschickt: Das heißt, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben recherchiert, wo es bereits Projekte der muslimischen Selbstorganisation gibt, wo Frauen und Mädchen mit islamischen Glauben sich organisieren im Interesse einer gemeinsamen Sache. Was sind die Ziele dieser Projekte, und wie kann man das Erreichen dieser Ziele mit wissenschaftlicher Expertise unterstützen? Bis zu 10.000 Euro können die Projekte erhalten, um sich besser zu organisieren und nachhaltiger wirken zu können. Von Januar bis Dezember 2019 ist das Projekt Fem4Dem I in einer Art Pilotphase gelaufen, und nun hat die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration die Förderung des darauf aufbauenden Projekts bewilligt. Die Förderung steht im Kontext des Nationalen Präventionsprogramms gegen islamistischen Extremismus und des Strategiepapiers der Bundesregierung zur Extremismusprävention und Demokratieförderung.

In der Fortführung des Projekts soll die Zielgruppe nun erweitert werden, indem auch Jungen- und Männerarbeit in den Blick kommen. Die Zielsetzung bleibt jedoch gleich: Die Initiativen sollen enger mit der Wissenschaft verzahnt und auf ihrem Weg hin zu mehr Eigenständigkeit und Professionalisierung unterstützt werden. 15 Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter forschen im gesamten Bundesgebiet nach Beispielen muslimischer Selbstorganisation und übernehmen für jeweils drei bis vier dieser Projekte die wissenschaftliche Begleitung. „Wir bieten ihnen eine inhaltliche und strategische Beratung an und unterstützen sie dabei, Anschluss an die Regelsysteme zu finden“, erklärt Dr. Kulaçatan. Dabei würden gezielt Probleme angesprochen und wissenschaftlich analysiert.

„Das ist für eine Universität ungewöhnlich: Wissenschaft begibt sich als Akteur ins soziale Feld“, erklärt Prof. Behr. Diese neue Rolle führe zu einem erweiterten Verständnis von Wissenschaft, mache diese „engagierter, kritischer“. Zusammen mit dem Team der Universität Osnabrück habe man ein echtes „Dreamteam“ gebildet: „Osnabrück ist vor allem stark in der Theorie der Sozialen Arbeit, sie arbeiten eng mit den Wohlfahrtsverbänden und den kommunalen Entscheidungsträgern zusammen“, so Behr. Der Großteil des Projekts werde jedoch von Frankfurt aus gesteuert, außerdem spiele hier der Aspekt der Genderforschung eine größere Rolle.

Die Projekte könnten von ihrer Ausrichtung her ganz unterschiedlich sein, sagt Dr. Kulaçatan. In der Pilotphase beteiligte sich zum Beispiel eine Gruppe aus Bielefeld, in der sich muslimische Frauen gegen Antisemitismus in der Stadtgesellschaft engagierten. „Diese Frauen haben auf mehreren Seiten mit Vorurteilen zu kämpfen, wir helfen ihnen, ein Konzept zu entwickeln, damit sie erfolgreich Aufklärung betreiben können, zum Beispiel in Schulen und in der Erwachsenenbildung“, so die Erziehungswissenschaftlerin. Die Frauen müssten auch lernen, mit Rückschlägen klarzukommen und nicht aufzugeben – auch dabei würden sie vom Projekt Fem4Dem gestärkt.

Bilder zum Download finden Sie unter dem Link: www.uni-frankfurt.de/87969984

Bildtext: Bild 1: Einige der Fem4Dem Wissenschaftlerinnen am Rande einer gemeinsamen Tagung.
Bild 2: Die Migrations- und Bildungsexpertin Bahar Aslan auf dem Podium einer Fem4Dem-Tagung.
Bild 3: Prof. Harry Harun Behr lehrt am Fachbereich Erziehungswissenschaften an der Goethe-Universität. Bild 4: Dr. Meltem Kulaçatan hat das Projekt Fem4Dem initiiert. (Fotos: Deniz Greschner/Hilal Akdeniz)

Information: Prof. Dr. Harry Harun Behr, hb@em.uni-frankfurt.de, Dr. Meltem Kulaçatan, kulacatan@em.uni-frankfurt.de, Institut für Pädagogik der Sekundarstufe, Fachbereich für Erziehungswissenschaften (Campus Westend).

 

Apr 28 2020
10:16

Psychologen der Goethe-Universität Frankfurt erforschen Kurzzeitgedächtnis visueller Eindrücke

Wie uns Fehler beim Erkennen helfen

FRANKFURT. Wenn wir kurz hintereinander dieselben Objekte sehen, gibt uns unser zweiter Blick immer ein leicht verfälschtes Bild der Objekte wieder. Unser Kurzzeitgedächtnis macht hier systematische Fehler, wobei es sich an verschiedenen Merkmalen der Objekte wie Bewegungsrichtung, Farbe und räumliche Position orientiert. Offenbar helfen uns diese Fehler, die ständig wechselnden Eindrücke unserer Umgebung zu stabilisieren. Dies haben Wissenschaftler des Instituts für Medizinische Psychologie der Goethe-Universität Frankfurt jetzt herausgefunden. (Nature Communications, DOI 10.1038/s41467-020-15874-w)

Schon als Kind haben wir es gelernt: Wer vorbildlich die Straße überquert, blickt erst nach links, dann nach rechts und zum Schluss noch einmal nach links. Wenn wir beim ersten Linksblick ein Auto und einen Fahrradfahrer herannahen sehen, wird diese Information im Kurzzeitgedächtnis gespeichert. Beim zweiten Linksblick meldet das Kurzzeitgedächtnis: Fahrrad und Autofahrer waren vorher schon da, es sind dieselben, sie sind immer noch weit genug entfernt. Wir gehen gefahrlos über die Straße.

Das stimmt allerdings gar nicht, unser Kurzzeitgedächtnis betrügt uns. Denn unser Auge sieht beim zweiten Linksblick etwas komplett anderes: Fahrradfahrer und Auto haben nicht mehr dieselben Farben, weil sie gerade durch den Schatten eines Baumes fahren, sie sind nicht mehr am selben Ort, und das Auto ist vielleicht etwas langsamer geworden. Dass wir trotzdem Fahrradfahrer und Auto direkt wiedererkennen, liegt daran, dass die Erinnerung an den ersten Linksblick die Wahrnehmung des zweiten Linksblicks verfälscht.

Wissenschaftler der Goethe-Universität um den Psychologen und Privatdozenten Christoph Bledowski und die Doktorandin Cora Fischer haben – sehr abstrakt – die Verkehrssituation im Labor nachgestellt: Studienteilnehmer bekamen die Aufgabe, sich an die Bewegungsrichtung von grünen oder roten Punkten zu erinnern, die über einen Bildschirm wanderten. Pro Versuchsdurchlauf bekamen die Probanden hintereinander jeweils ganz kurz zwei wandernde Punktewolken zu sehen und mussten anschließend die Bewegungsrichtung einer dieser beiden Punktewolken angeben. In weiteren Versuchsreihen waren die beiden Punktewolken gleichzeitig nebeneinander zu sehen. Alle Probanden absolvierten jeweils viele Versuchsdurchläufe hintereinander.

Die Frankfurter Wissenschaftler waren sehr daran interessiert, welche Fehler die Probanden machten und wie diese Fehler in aufeinander folgenden Versuchsdurchläufen systematisch zusammenhingen. Wenn zum Beispiel die zu beobachtenden Punkte im vorigen Versuchsdurchlauf in Richtung 10 Grad wanderten und im folgenden Versuchsdurchlauf in Richtung 20 Grad, dann gaben die meisten Menschen für den zweiten Versuchsdurchlauf 16 bis 18 Grad an. Wenn im folgenden Versuchsdurchlauf aber 0 Grad richtig wären, geben sie für den zweiten Versuchsdurchlauf 2 bis 4 Grad an. Der Richtung des vorangegangenen Versuchsdurchlaufs verzerrt also die Wahrnehmung des folgenden, „nicht sehr viel, aber systematisch“, sagt Christoph Bledowski. Er und sein Team haben in Erweiterung bisheriger Untersuchungen den Einfluss der Kontext-Informationen Farbe, Raum (rechts oder links) und Verlauf (zuerst oder als zweites gezeigt) untersucht. „Damit nähern wir uns realen Situationen an, in denen wir ja viele unterschiedliche visuelle Informationen von Objekten aufnehmen“, erklärt Bledowski. Auch diese Kontext-Informationen, besonders Raum und Verlauf, tragen entscheidend zur Verzerrung der Folgewahrnehmung im Kurzzeitgedächtnis bei. Erstautorin Cora Fischer sagt: „Die Kontext-Informationen helfen uns dabei, zwischen verschiedenen Objekten zu unterscheiden und so nur Informationen des gleichen Objektes über die Zeit hinweg zu integrieren.“

Was sich daraus für die Verkehrssituation ableiteten lässt? „Zunächst einmal hört es sich nicht so gut an, wenn unser Kurzzeitgedächtnis etwas anderes wiedergibt, als wir physikalisch sehen“, meint Bledowski. „Wenn allerdings unser Kurzzeitgedächtnis dies nicht könnte, würden wir bei beim zweiten Linksblick eine für uns komplett neue Verkehrssituation sehen. Das wäre ganz schön irritierend, denn plötzlich wären wie aus dem Nichts ein anderer Fahrradfahrer und ein anderes Auto aufgetaucht. Das leichte ‚Verschleifen' unserer Wahrnehmung durch die Erinnerung führt letztlich dazu, dass wir unsere Umgebung, deren Erscheinung sich durch Bewegungen und Lichtwechsel permanent ändert, als stabiler wahrnehmen. Die aktuelle Wahrnehmung des Autos zum Beispiel wird dabei nur von der vorherigen Wahrnehmung des Autos, nicht aber von der Wahrnehmung des Fahrradfahrers beeinflusst.“

Publikation: Context information supports serial dependence of multiple visual objects across memory episodes. Cora Fischer, Stefan Czoschke, Benjamin Peters, Benjamin Rahm, Jochen Kaiser, Christoph Bledowski.  Nat. Commun. 11, 1932 (2020). https://doi.org/10.1038/s41467-020-15874-w

Kontakt:
Goethe-Universität Frankfurt
PD Dr. Christoph Bledowski
Institut für Medizinische Psychologie
Tel.: 069-6301-4533
bledowski@em.uni-frankfurt.de
http://imp-frankfurt.de/bledowski.html#welcome

 

Apr 28 2020
10:10

​Dr. Birgit Sander tritt Nachfolge von Dr. Großkinsky an

Museum Giersch der Goethe-Universität unter neuer Leitung

FRANKFURT. Zum 1. Mai 2020 hat das Museum Giersch der Goethe-Universität eine neue Leitung: Direktorin wird die Kunsthistorikerin Dr. Birgit Sander, die das Haus bisher kommissarisch geführt hat. Der bisherige Direktor Dr. Manfred Großkinsky war Ende 2019 in Ruhestand gegangen.

„Schön, dass es jetzt mit Frau Dr. Sander in der Museumsleitung Kontinuität im Wandel gibt. Als stellvertretende Direktorin mit langjähriger Museums- und Ausstellungserfahrung hat sie im Museum Giersch der Goethe-Universität schon in der Vergangenheit vielbeachtete Ausstellungen realisiert. Ihr Konzept für die Weiterentwicklung des Museums hat die Findungskommission beeindruckt. Ich freue mich darauf, die produktive Zusammenarbeit mit ihr fortsetzen zu können“, sagt Prof. Dr. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität. Sander konnte sich in einem starken Bewerberfeld durchsetzen: 16 Fachleute aus Kunst- und Universitätsmuseen hatten sich um die Großkinsky-Nachfolge beworben.

1964 in Hannover geboren, hat Birgit Sander in Bonn und Wien Kunstgeschichte, Germanistik und Geschichte studiert. In ihrer Doktorarbeit untersuchte sie das Künstlerplakat der Avantgarde vom Historismus bis zum Bauhaus. Nach einem Volontariat am Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg war sie als Kustodin am Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum Schloss Gottorf in Schleswig tätig.

Am Museum Giersch wirkt Birgit Sander seit dem Jahr 2000. Sie war am Aufbau des regional ausgerichteten Hauses beteiligt und gab dem Museum mit zahlreichen Sonderausstellungen sein spezifisches Profil. Nachdem das Museum Giersch zum 100-jährigen Bestehen der Goethe-Universität zum Universitätsmuseum geworden war, forcierte Sander gemeinsam mit Großkinsky auch die thematische Anbindung an die Hochschule. Als Kuratorin zeichnete sie zuletzt für die Ausstellungen „Ersehnte Freiheit – Abstraktion in den 1950er Jahren“ (2017) und „Frobenius – die Kunst des Forschens“ (2019) mitverantwortlich. Sie ist sowohl mit der Museumsszene als auch mit verschiedenen Bereichen der Universität gut vernetzt.

„Ich möchte das Museum Giersch als universitäre Institution noch stärker in der öffentlichen Wahrnehmung positionieren und in die universitäre Community einbinden“, fasst Sander ihre Ziele als Direktorin zusammen. Sie wolle interessante Ausstellungen konzipieren, die Forschung, Lehre und Museum verbinden sowie multiperspektivische und interdisziplinäre Ansätze verfolgen. Sie werde eng mit universitären Partnern kooperieren, auch mit Blick auf die zahlreichen Sammlungen der Universität, und das Haus noch stärker für Veranstaltungen der universitären Community öffnen. Das bisherige Profil des Museums als Ausstellungsort für wichtige Themen der Kunst- und Kulturgeschichte des Rhein-Main-Gebiets soll auf alle Fälle erhalten bleiben. „Ich freue mich sehr auf die Aufgabe, zukünftig dieses schöne Ausstellungshaus am Schaumainkai zu leiten. Ich sehe eine große Chance darin, einer breiten Öffentlichkeit Themen der Kunst und der Wissenschaft gleichermaßen in Ausstellungen nahezubringen“, so die neue Museumsleiterin.


Bilder zum Download finden Sie unter dem Link: www.uni-frankfurt.de/87885824

Bildtext: Dr. Birgit Sander ist vom 1. Mai an Direktorin des Museums Giersch der Goethe-Universität. (Foto: Uwe Dettmar)

Information: Dipl-Kffr. Christine Karmann, Presse und Marketing Museum Giersch der Goethe-Universität, Tel: 069/138210121, E-Mail: presse@museum-giersch.de

 

Apr 24 2020
16:21

​Forscherteam der Goethe-Universität und der Universität Hildesheim fragt Eltern und Kinder nach ihren Erfahrungen mit den Corona-Beschränkungen

Bundesweite Studie: Wie erleben Kinder und Familien die Corona-Zeit?

FRANKFURT. Durch die Maßnahmen, Schließungen und Kontaktbeschränkungen in Zeiten des Coronavirus hat sich vor allem auch der Alltag von Familien verändert. Doch bislang hat kaum jemand nach den Erfahrungen und Perspektiven der Kinder und Eltern gefragt. Ein Forschungsteam der Universität Hildesheim und der Goethe-Universität Frankfurt befragt in einer bundesweiten Studie Eltern mit Kindern unter 15 Jahren.  Eine Teilnahme ist ab sofort online möglich.

Das Forschungsteam fragt Eltern zum Beispiel, wie die Stimmung zu Hause ist, ob Eltern und Kinder Kontakt zu Freund*innen halten können, wie sie die aktuelle Betreuungssituation erleben und ob sie sich größere Sorgen machen seit der Corona-Pandemie:
Welche Ansprechpersonen stehen zur Verfügung bei Problemen und Sorgen?
Wie verbringen Kinder und Eltern Ihre Zeit zu Hause?
Wie gut fühlen Sie sich informiert durch Einrichtungen, Medien und Politik?
 
Teilnehmen können alle Eltern mit Kindern unter 15 Jahren. Der Link zur Online-Befragung darf und soll gerne geteilt werden. Je mehr Familien sich beteiligen, desto wirksamer sind die Ergebnisse, um sie in öffentliche Diskussionen einzubringen. https://www.soscisurvey.de/Elternbefragung_Corona/
 
Die Online-Befragung startet am 24.04.2020 und endet voraussichtlich am 15.05.2020. Die Anonymität der Teilnehmenden ist gewährleistet. Die Befragung dauert etwa 15 Minuten.
 
Zum Forschungsteam gehören Prof. Dr. Sabine Andresen, Anna Lips, Dr. Tanja Rusack, Prof. Dr. Wolfgang Schröer, Dr. Severine Thomas und Johanna Wilmes.
 
Kontakt für Presseanfragen: Dr. Severine Thomas, Universität Hildesheim. https://www.uni-hildesheim.de/fb1/institute/institut-fuer-sozial-und-organisationspaedagogik/team/wissenschaftliche-mitarbeiterinnen/dr-severine-thomas/

 

Apr 24 2020
10:37

​Professorin der Goethe-Universität tritt das Amt im Dezember 2020 an.

Stefanie Dimmeler zur Vorstandssprecherin des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) gewählt

FRANKFURT. Die Mitglieder des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung e.V. (DZHK) haben Prof. Dr. Stefanie Dimmeler zur Vorstandssprecherin gewählt. Dimmeler ist Direktorin des Instituts für Kardiovaskuläre Regeneration im Zentrum für Molekulare Medizin an der Goethe-Universität, Sprecherin des Exzellenzclusters „Cardio-Pulmonary Institute“ und stellvertretende Standortsprecherin des DZHK-Standortes RheinMain. Sie übernimmt die Position des Vorsitzes von Prof. Dr. Thomas Eschenhagen, der sich Ende 2020 aus dem Vorstand verabschieden wird. Das DZHK besteht aus 32 Partnereinrichtungen an 7 Standorten. Die Mitglieder des DZHK decken das gesamte Spektrum der Herz-Kreislauf-Forschung auf einem auch im internationalen Vergleich hohen Niveau ab. Zu den Partnereinrichtungen gehören 14 Universitätskliniken bzw. Universitäten sowie Zentren der Helmholtz-Gemeinschaft, Leibniz- und Max-Planck-Institute und eine Ressortforschungseinrichtung.

Prof. Dr. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität, sagt: „Ich gratuliere Stefanie Dimmeler herzlichst zu dieser ehrenvollen Wahl. Sie ist eine herausragende Wissenschaftlerin auf dem Gebiet der Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ganz maßgeblich am Erfolg des Exzellenzclusters ‚Cardio-Pulmonary Institute' in der Exzellenzstrategie beteiligt. Mit ihr als Vorstandssprecherin des DZHK wird zugleich die Vernetzung der Goethe-Universität in der Szene weiter intensiviert. Auch darüber freue ich mich. “

In ihrer dreijährigen Amtszeit möchte Dimmeler insbesondere die Zusammenarbeit der Standorte intensivieren: „Kooperation ist schon jetzt unsere Stärke. Dies zeigt sich insbesondere in der aktuellen COVID-19-Krise, wo verschiedene Experten innerhalb des DZHK in Zusammenarbeit mit den anderen Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung gemeinsam an Lösungen arbeiten. Mir kommt es darauf an, dass wir diese Stärke weiter ausbauen und fokussiert einsetzen. Dazu gehört auch, dass wir uns noch stärker öffnen für nationale und internationale Partnerschaften“, so Prof. Dr. Stefanie Dimmeler.
Stefanie Dimmeler ist seit 2001 Universitätsprofessorin an der Goethe-Universität. Im Jahr 2008 übernahm sie die Leitung des Instituts für Kardiovaskuläre Regeneration am dortigen Zentrum für Molekulare Medizin. Die studierte Biologin und Biochemikerin ist Sprecherin des Exzellenzclusters Cardio-Pulmonary Institute und arbeitet auf dem Gebiet der molekularen Kardiologie. Sie erforscht Herz-Kreislauferkrankungen und entwickelt neue Therapieansätze zur Verbesserung der kardiovaskulären Regeneration nach Herzinfarkt. Im Jahr 2005 erhielt sie den renommierten Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Von 2008 bis 2012 gehörte sie dem Deutschen Ethikrat als Mitglied an. Seit 2017 ist sie Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften. Im DZHK ist sie seit der Gründung im Jahr 2011 in verschiedenen Funktionen und Gremien aktiv. Sie ist Principle Investigator und als stellvertretende Sprecherin des DZHK-Standorts RheinMain Mitglied des Research Coordinating Committee (RCC), das für die wissenschaftliche Strategie des DZHK verantwortlich ist.

 

Apr 20 2020
12:17

​Erfreulicher Platz 8 in den Naturwissenschaften

WiWo-Ranking: Goethe-Uni bei Wirtschaftswissenschaften erneut vorne mit dabei

FRANKFURT. Erfreuliche Nachrichten in schwierigen Zeiten: Im aktuellen Uni-Ranking der Wirtschaftswoche belegt die Goethe-Universität in gleich drei Bereichen einen der vorderen Plätze.
 
Sowohl im Fach Betriebswirtschaftslehre (BWL) als auch in Volkswirtschaftslehre (VWL) nimmt die Goethe-Universität den jeweils vierten Platz ein. In BWL rangiert sie hinter der Universität Mannheim, der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) und der Universität Köln und noch vor der privaten Frankfurt School of Finance and Management. In VWL teilt sie sich mit der Uni Mannheim den Platz hinter LMU, Uni Köln und Humboldt-Universität Berlin. Und in den momentan besonders im Fokus stehenden Naturwissenschaften liegt die Goethe-Universität bundesweit auf einem sehr respektablen Platz acht.
 
Universitätspräsidentin Prof. Dr. Birgitta Wolff freut sich über das gute Abschneiden der Goethe-Universität: „„Unsere Wirtschaftswissenschaften sind eine der bevorzugten Quellen für die Personalgewinnung in Deutschland. Die Einschätzung der Personalverantwortlichen bestätigt erneut, dass hier nicht nur gute Forschung geleistet, sondern auch praxisrelevante Ausbildung geboten wird“, betont Wolff, selbst Wirtschaftswissenschaftlerin. Auch der Dekan des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften, Prof. Dr. Raimond Maurer, ist sehr zufrieden: „Die herausragende Qualität unserer ganzheitlichen Ausbildung in Betriebs- und Volkswirtschaftslehre wird von den Personalverantwortlichen der deutschen Wirtschaft anerkannt und geschätzt. Insbesondere die quantitative Orientierung sämtlicher Studiengänge ist in einer zunehmend digitalisierten Wirtschaft gefragt, so dass unsere Absolventinnen und Absolventen optimal auf zukünftige Herausforderungen in Wirtschaft und Politik sowie nationalen und internationalen Institutionen vorbereitet sind.“ Und auch in den Naturwissenschaften kann sich die Goethe-Universität über ihr gutes Abschneiden freuen: „Hier gibt es in zahlreichen Fächern herausragende Forschung, die auch für Unternehmen interessant ist“, so Uni-Präsidentin Wolff.
 
Für das jährlich stattfindende Hochschul-Ranking der Wirtschaftswoche hat das Marktforschungsunternehmen Universum Communications diesmal 590 Personalverantwortliche von Unternehmen danach gefragt, von welchen Hochschulen die von ihnen bevorzugten Absolventen kommen. Der Schwerpunkt der Befragung liegt auf wirtschaftsnahen Fächern wie BWL, VWL, Jura und Maschinenbau, aber eben auch den Naturwissenschaften. Die Befragten können mehrere Unternehmen nennen, das Ranking gibt die Hochschulen nach der Häufigkeit ihrer Nennung wieder.
 
In manchen Fächern ist das Ranking äußerst knapp ausgefallen: So trennt die ersten fünf Hochschulen im Fach Volkswirtschaftslehre nur ein einziger Prozentpunkt. Während der Spitzenreiter LMU von 17,9 Prozent der Befragten genannt wurde, ist die Goethe-Universität ebenso wie die Uni Mannheim von 16,9 Prozent der Teilnehmer als Spitzen-Uni erwähnt worden.

 

Apr 19 2020
11:50

„Jetzt kommen andere Zeiten angerückt“: Schriftstellerinnen der Romantik im Zentrum der Jubiläumsausgabe

Goethe-Ringvorlesung findet digital statt

FRANKFURT. Corona-bedingt findet auch die 10. Goethe-Ringvorlesung in digitaler Form statt. Die diesjährige Veranstaltungsreihe, die sich unter dem Titel „Es kommen andere Zeiten angerückt“ mit den Schriftstellerinnen der Romantik befasst, startet am kommenden


Montag, 20. April,
um 18:15 Uhr
auf der Plattform Moodle,

mit einem Vortrag von Prof. Bunzel über Bettine von Brentano/Arnim, „Autorin ohne Werk, Publizistin undercover, Dokumentaristin avant la lettre“. Interessierte können via Zoom-Konferenz teilnehmen. (Nähere Informationen siehe unten.)

Die Schriftstellerinnen der Goethezeit waren besonders produktiv. Viele ihrer Werke wurden in den vergangenen 30 Jahren von den literaturwissenschaftlichen Gender Studies neu ediert und im kulturhistorischen Kontext der Zeit untersucht. Die 10. Goethe-Ringvorlesung bietet einen Überblick über das vielfältige Schaffen der Schriftstellerinnen der Romantik, dabei werden auch aktuelle und neue Aspekte der Forschung vorgestellt.

Für die Autorinnen jener Zeit war es schwer, sich einen Namen zu machen. Oft publizierten sie unter Pseudonym oder waren auf die Unterstützung durch einflussreiche Freunde angewiesen. Der Anteil von Marianne Willemer (1784-1860) an Goethes West-Östlichem Divan wird beispielsweise erst in jüngerer Zeit gewürdigt. Sophie Mereau (1770-1806) hingegen gelang es schon damals, sich als Berufsschriftstellerin zu etablieren, gegen alle gesellschaftlichen Widerstände und intellektuellen Vorbehalte der männlichen Kollegen. Ihre Briefromane – mit denen sie sich auf dem Buchmarkt etablieren konnte – zeigen die Relevanz der Empfindsamkeit für die Emanzipation der Frauen. Als „moralisches Geschlecht“ beanspruchen die Autorinnen eine gleichberechtigte Stellung; die erfolgreiche Breitenwirkung ihrer Werke gibt ihnen Recht. Waren diese Autorinnen im „historizistischen Kanon“ stets präsent, wurde ihnen in der universitären Lehre jedoch nur wenig Aufmerksamkeit zuteil. Die Ringvorlesung will dazu beitragen, ihre Texte und Lebensumstände sichtbarer zu machen.

Die regelmäßig vom Institut für deutsche Literatur und ihre Didaktik ausgerichtete Goethe-Ringvorlesung richtet sich an die Studierenden der Universität und an die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Frankfurt. Das Thema „Schriftstellerinnen der Romantik“ wurde in Kooperation mit dem Deutschen Hochstift entwickelt.

Der virtuelle Ort der Ringvorlesung ist ein ‚Raum' in der Lernplattform ‚Moodle'. Dort finden Sie auch das aktualisierte Programm: https://kurzelinks.de/seno. Das Passwort für den Gast-Account lautet „Blütenalter“.

Die Vorträge werden von Mal zu Mal unterschiedlich sein – live oder vorproduziert. Die Veranstalter raten, vor jedem Vortrag wieder die aktualisierten Informationen in Moodle zu konsultieren.

Den Link zur Videokonferenz am 20. April finden Sie spätestens am Tag der Veranstaltung in Moodle. Zoom muss einmalig (kostenfrei) installiert werden, danach am Montag einfach dem Link in Moodle folgen.

Die Termine und Themen im Überblick:

Montag, 20. April, 18:15 bis 19:45 Uhr
Prof. Dr. Wolfgang Bunzel (Frankfurt): Autorin ohne Werk, Publizistin undercover,
Dokumentaristin avant la lettre – Bettine Brentano/von Arnim

Montag, 27. April, 18:15 bis 19:45 Uhr
Prof. Dr. Marita Metz-Becker (Marburg): „Im Widerspruch mit der Welt“.
Das Leben der Schriftstellerin Sophie Schubart-Mereau-Brentano (1770-1806)

Montag, 4. Mai, 18:15 bis 19:45 Uhr
Dr. Christiane Holm (Halle-Wittenberg): Romantische Textilien.
Zum Wechselspiel von weiblichen Hand- und Schreibarbeiten

Montag, 11.Mai, 18:15 bis 19:45 Uhr
Prof. Dr. Roland Borgards (Frankfurt): „Treu bis in den Tod“.
Tiere bei Caroline de la Motte Fouqué, Bettina von Arnim und Rahel Varnhagen

Montag, 18. Mai, 18:15 bis 19:45 Uhr
Prof. Dr. Barbara Becker-Cantarino (Ohio State University, Columbus): Webinar zu Bettina von Arnims „Clemens Brentanos Frühlingskranz“ (1844)

Montag, 25. Mai, 18:15 bis 19:45 Uhr
Prof. Dr. Anne Bohnenkamp-Renken (Frankfurt): Romantische Geheimschrift?
Zu Marianne von Willemers Autorschaft

Montag, 8. Juni, 18:15 bis 19:45 Uhr
Prof. Dr. Günter Oesterle (Gießen): Johanna Schopenhauer und Johann Wolfgang Goethe. Zur Bedeutung von Netzwerkbildung und Geselligkeit in Weimar

Montag, 22. Juni, 18:15 bis 19:45 Uhr
Prof. Dr. Frederike Middelhoff (Frankfurt): Lost/Life in Translation
Dorothea Schlegel, Caroline Schelling, Henriette Hertz

Montag, 6. Juli, 18:15 bis 19:45 Uhr
Bryan Norton, MA (Pennsylvania, University of Pennsylvania, Urban): Zweckmäßigkeit ohne Zweck, Weiblichkeit ohne Weib.
Leserschaft und das algorithmische Denken Dorothea Schlegels

Montag, 13. Juli, 18:15 bis 19:45 Uhr
Dr. Frank Berger (Frankfurt): Romantisches Geld.
Die Finanzen der Dichterinnen


Organisation:
Apl. Prof. Dr. Carola Hilmes und Dr. Martina Wernli

Information/Kontakt: Dr. Martina Wernli, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für deutsche Literatur und ihre Didaktik: wernli@lingua.uni-frankfurt.de

 

Apr 17 2020
15:48

​Mit den eingeworbenen Mitteln kann nun ein Projekt der Infektiologie gefördert werden, das auch zur Sonographie der Lunge und Mitarbeitersicherheit forscht.

Goethe-Corona-Fonds ermöglicht Aufbau einer Biobank

FRANKFURT. Mitte März wurde er ins Leben gerufen, nun liegt das Spendenaufkommen im Goethe-Corona-Fonds bereits bei 1,5 Millionen Euro. Die Mittel werden vor allem für die Corona-Forschung in der Frankfurter Virologie und Intensivmedizin genutzt. Ein Projekt wird von Prof. Dr. Maria J. G. T. Vehreschild, Leiterin des Schwerpunkts Klinische Infektiologie und ihrem Mitarbeiter PD Dr. Timo Wolf am Universitätsklinikum Frankfurt, geleitet.

Vehreschild und Wolf werden dabei drei Aspekte adressieren: Zum einen soll eine Biobank aufgebaut werden, in der klinische und biologische Proben von betroffenen Patient*innen gesammelt werden. Diese kann dann auch anderen Corona-Forscherinnen und -forschern zugänglich gemacht werden, die im Bereich Diagnostika, Impfung oder Therapie arbeiten. Zum zweitem sollen Ultraschallmethoden (Sonographie) zur Untersuchung der Lunge an die Bedingungen der Isolierbehandlung, wie sie bei schwer erkrankten Corona-Patienten notwendig sein kann, angepasst werden. Zum dritten möchten Vehreschild und Wolf die Mitarbeitersicherheit bei der Isolationsbehandlung ausbauen. Dafür bedarf es unter anderem zusätzlicher Geräte, um beispielsweise die Kreislaufwerte der Mitarbeiter*innen beim Tragen der Schutzausrüstung zu messen.

Prof. Dr. Maria J. G. T. Vehreschild: „Mit dem Aufbau einer Biobank, aber auch mit den Verbesserungen im Bereich der Ultraschallmethoden und den Untersuchungen zur Mitarbeitersicherheit können wir einen wichtigen Beitrag für die medizinische Bewältigung der Corona-Krise leisten. Ich bedanke mich ganz herzlich bei allen Spenderinnen und Spendern für ihr großartiges Engagement!“

Professor Dr. Birgitta Wolff, Präsidenten der Goethe-Universität, sagt: „Mit unserem Goethe-Corona-Fonds können wir unsere Kollegen und Kolleginnen in der Uni-Medizin auch ganz kurzfristig und unmittelbar bei der klinischen Arbeit ebenso wie bei der Forschung unterstützen. Daher meine Bitte: Bleiben Sie uns gewogen, helfen Sie uns weiterhin. Die positiven Wirkungen sind wirklich sehr unmittelbar!“

Vor allem Patientenversorgung und der Corona-Forschung in der Frankfurter Virologie und Intensivmedizin kommen die Mittel des Goethe-Corona-Fonds zugute. Darüber hinaus helfen sie bei der Durchführung von Schulungen und der Anschaffung von Schutzkleidung. (www.goethe-corona-fonds.betterplace.org) Die Spendenbereitschaft für den Goethe-Corona-Fonds hält unvermindert an: Unternehmen und Unternehmer, Stiftungen und Privatleute beteiligen sich mit großen und kleinen Beträgen und werben ihrerseits für den Goethe-Corona-Fonds. Ehemalige der Goethe-Universität stellen Kontakte zwischen Uniklinikum und Maskenherstellern her, die Vereinigung von Freunden und Förderern unterstützt mit eigenen Mitteln und wirbt weitere externe Gelder ein.

 
Spendenmöglichkeiten:

Betterplace:
www.goethe-corona-fonds.betterplace.org

Payback:
https://www.payback.de/spendenwelt/projekt/bp78009

Spendenkonto des Goethe-Corona-Fonds
IBAN DE95 5005 0000 0001 0064 10
Landesbank Hessen-Thüringen
Verwendungszweck: Goethe-Corona-Fonds

Grafik Spendenbutton zum Download: www.uni-frankfurt.de/87249210

Weitere Informationen:
Goethe-Universität
Abteilung Private Hochschulförderung
Susanne Honnef
Telefon 069 798-12433, E-Mail honnef@pvw.uni-frankfurt.de

 

Apr 16 2020
10:24

Psychologie sucht Teilnehmende für Online-Umfrage zur Corona-Pandemie.

Wie wirkt sich die Corona-Krise langfristig auf das Verhalten der Bevölkerung aus?

FRANKFURT. Regierungen weltweit haben sehr unterschiedlich auf die Coronavirus-Pandemie reagiert. Wie sich dies kurz- und auch langfristig auf das Verhalten und die Stimmung der Bevölkerung auswirkt, erforscht nun eine Gruppe von Psycholog*innen der Goethe-Universität Frankfurt, des Universitätsklinikums Frankfurt und der Hochschule Fulda. Ziel der international angelegten Untersuchung ist, Einblick zu gewinnen in die individuellen Auswirkungen und Belastungen für bestimmte Berufs- und Bevölkerungsgruppen um Unterstützungsmaßnahmen effizienter planen und umsetzen zu können.

Die Online-Befragung liegt auf Deutsch, Englisch und Spanisch vor und besteht aus einer Eingangs- und mehreren kürzeren Follow-Up-Befragungen um die Entwicklungen im Langzeitverlauf erfassen zu können. Der Link zur Teilnahme an der Studie lautet: http://thecoronastudy.org

Verantwortliche Projektleiter*innen sind Prof. Dr. Stephan Bongard, Institut für Psychologie, Goethe-Universität, Prof. Dr. Matthias Kieslich und Dr. Emily Frankenberg, Pädiatrische Neurologie, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Frankfurt sowie Prof. Dr. Uli Sann, Hochschule Fulda.

Kontakt
Dr. Emily Frankenberg, Pädiatrische Neurologie, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum der Goethe-Universität Frankfurt. Emily.Frankenberg@kgu.de

 

Apr 14 2020
10:57

​Frankfurter Forscher lösen Rätsel um Compton-Effekt – neuer Ansatzpunkt zum Testen quantenmechanischer Theorien

Teilchen-Billard mit drei Partnern

FRANKFURT. Mit Licht lassen sich Elektronen aus Atomen herausschlagen, dabei prallen Lichtteilchen und Elektronen wie zwei Billardkugeln voneinander ab – der Compton-Effekt. Warum Elektronen sogar aus einem Atom herausgeschlagen werden, wenn das Licht dafür eigentlich zu wenig Energie hat, hat jetzt ein internationales Team von Physikern unter der Leitung von Wissenschaftlern der Goethe-Universität Frankfurt herausgefunden. (Nature Physics, DOI 10.1038/s41567-020-0880-2)
 
Als der amerikanische Physiker Arthur Compton 1922 entdeckte, dass sich Lichtwellen wie Teilchen verhalten und in einem Stoßexperiment Elektronen aus Atomen herausschlagen können, war dies ein Meilenstein für die Quantenphysik. Fünf Jahre später wurde der Wissenschaftler dafür mit dem Nobelpreis geehrt. Für seine Experimente nutzte Compton sehr kurzwelliges Licht mit hoher Energie, demgegenüber er die Bindungsenergie des Elektrons an den Atomkern vernachlässigen konnte. Compton nahm daher für seine Berechnungen kurzerhand an, dass das Elektron frei im Raum ruhen würde.
 
In den folgenden 90 Jahren wurden bis heute zahlreiche Experimente und Berechnungen zum Compton-Effekt gemacht, die immer wieder Asymmetrien zeigten und Rätsel aufwarfen. So wurde beobachtet, dass in bestimmten Experimenten scheinbar Energie verloren ging, wenn man die Bewegungsenergie der Elektronen und Lichtteilchen (Photonen) nach dem Zusammenstoß mit der Energie der Photonen vor dem Zusammenprall verglich. Da Energie nicht einfach verschwinden kann, wurde vermutet, dass sich in diesen Fällen der Einfluss des Atomkerns bei dem Photon-Elektron-Zusammenprall entgegen der vereinfachenden Annahme von Compton nicht vernachlässigen lässt.
 
Ein Team von Physikern um Professor Reinhard Dörner und Doktorand Max Kircher von der Goethe-Universität Frankfurt hat nun erstmals bei einem Stoßexperiment mit Photonen gleichzeitig die abgelenkten Elektronen und die Bewegung des Atomkerns beobachtet. Dazu bestrahlten sie Heliumatome mit Röntgenlicht der Röntgenstrahlungsquelle PETRA III am Hamburger Beschleunigerzentrum DESY. Die herausgelösten Elektronen und die geladenen „Atomreste“(Ionen) detektierten sie in einem COLTRIMS-Reaktionsmikroskop, einer Apparatur, die Dörner mitentwickelt hat und die ultraschnelle Reaktionsprozesse von Atomen und Molekülen sichtbar machen kann.
 
Die Ergebnisse waren überraschend: Die Wissenschaftler beobachteten nämlich nicht nur, dass die Energie der stoßenden Photonen natürlich erhalten bleibt und zu einem Teil auf in eine Bewegung des Atomkerns (genauer: des Ions) überführt wird. Vielmehr wird zuweilen ein Elektron sogar aus dem Atom herausgeschlagen, wenn die Energie des stoßenden Photons eigentlich zu gering ist, um die Bindungskräfte des Elektrons an den Atomkern zu überwinden.
Insgesamt wurde nur in zwei Dritteln der Fälle das Elektron dorthin gestoßen, wo man es bei einem Billard-Stoßexperiment erwarten würde. In allen anderen Fällen wurde das Elektron quasi vom Kern reflektiert und teilweise sogar in die entgegengesetzte Richtung gelenkt.
 
Reinhard Dörner: „Wir konnten damit zeigen, dass das ganze System aus Photon, herausgeschlagenem Elektron und Ion nach quantenmechanischen Gesetzen schwingt. Unsere Experimente liefern damit einen neuen Ansatzpunkt zum experimentellen Testen quantenmechanischer Theorien des Compton Effekts, der zum Beispiel in der Astrophysik oder der Röntgenphysik eine wichtige Rolle spielt.“

 
Publikation:
Kinematically complete experimental study of Compton scattering at helium atoms near the ionization threshold. Max Kircher (Goethe University Frankfurt, Germany (GU)), Florian Trinter (Deutsches Elektronen-Synchrotron DESY, Hamburg, Germany, and Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin), Sven Grundmann (GU), Isabel Vela-Perez (GU), Simon Brennecke (Leibniz Universität Hannover, Germany), Nicolas Eicke (Leibniz Universität Hannover, Germany), Jonas Rist (GU), Sebastian Eckart (GU), Salim Houamer (University Sétif-1, Algeria), Ochbadrakh Chuluunbaatar (Joint Institute for Nuclear Research, Dubna, Russia (JINR); National University of Mongolia, Ulan-Bator), Yuri V. Popov (Lomonosov Moscow State University, Russia; JINR), Igor P. Volobuev (Lomonosov Moscow State University, Russia), Kai Bagschik (DESY) M. Novella Piancastelli (Sorbonne Universités, Paris, France; Uppsala University, Sweden) Manfred Lein (Leibniz Universität Hannover, Germany), Till Jahnke (GU), Markus S. Schöer (GU), Reinhard Dörner (GU)
Nature Physics, DOI 10.1038/s41567-020-0880-2; https://www.nature.com/articles/s41567-020-0880-2

Bilder zum Download: http://www.uni-frankfurt.de/87402622
 
Bildtext Grafik: Schematische Darstellung des Compton-Effekts (vorne), wie er im COLTRIMS-Reaktionsmikroskop (hinten) gemessen wird. Ein Photon (geschlängelte Linie) trifft ein Elektron eines Helium-Atoms, wodurch das Elektron aus dem Atom herausgeschlagen wird (roter Punkt). Das Atom wird dadurch zum geladenen Ion (blauer Punkt). Elektrische und magnetische Felder lenken Elektron und Ion zu Detektoren (rot: Elektronendetektor, blau: Ionendetektor). Copyright: Goethe-Universität Frankfurt
 
Bildtext Foto: Selfie von Max Kircher vor dem COLTRIMS-Reaktionsmikroskop
 
Kontakt:
Professor Reinhard Dörner
Institut für Kernphysik
Goethe-Universität Frankfurt
Max-von-Laue-Strasse 1
60438 Frankfurt
Telefon +49 (0)69 798 47003
doerner@atom.uni-frankfurt.de
http://www.atom.uni-frankfurt.de

 

Apr 9 2020
15:34

​Studie der Goethe-Universität Frankfurt und der Technischen Universität Darmstadt zeigt, dass verlässliche Daten zu neuen Covid-19-Infizierten erst mit Verzögerung vorliegen. Andere Datenquellen sollten ergänzend zu Rate gezogen werden.

Corona-Krise: Forscher*innen mahnen höhere Aktualität offizieller Zahlen an

FRANKFURT. In der Corona-Krise werden Entscheidungsträger täglich mit Daten zur Zahl der Neuinfizierten mit Covid-19 versorgt. Dies erscheint wichtig, um auf der Datenbasis zu bewerten, ob die Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus auch greifen. Doch sind die Daten auch aktuell genug, werden die richtigen Daten dafür ausgewertet? Wie Forscher*innen der Goethe-Universität und der Technischen Universität Darmstadt nun in einer aktuellen Studie für Deutschland aufzeigen, können offizielle Zahlen erst mit einigen Tagen Verzögerung bekannt gegeben werden. Zudem werden an Wochenenden 40 Prozent zu wenige Fälle gemeldet. Die häufig zitierten Zahlen der Johns Hopkins University würden, so die Kritik, im Durchschnitt zu 79 Prozent von den offiziellen Zahlen abweichen. Die zeitlichen Verzögerungen erschwerten es, geeignete politische Entscheidungen zu treffen, um die sozialen, humanitären und ökonomischen Folgen der Corona-Krise zu begrenzen.

Die Ökonomen Prof. Bernd Skiera und Lukas Jürgensmeier von der Goethe-Universität sowie die Informatiker Prof. Iryna Gurevych und Dr. Kevin Stowe von der TU Darmstadt sehen daher einen dringenden Bedarf, alternative Datenquellen hinzuzuziehen. Sie schlagen dafür vor, die offiziellen Zahlen um Daten von Google Search und Twitter zu ergänzen. Auf dieser Datengrundlage seien sogar bessere Prognosen möglich, als mit den Zahlen der Johns Hopkins University. Die Daten von Google Search und Twitter könnten ebenso in Ländern verwendet werden, wo offizielle Zahlen nicht vorliegen oder als nicht zuverlässig betrachtet werden.

Link zur Studie „How to Best Predict the Daily Number of New Infections of Covid-19“:  https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=3571252.

Kontakt:
Prof. Dr. Bernd Skiera, Abteilung Marketing, Fachbereich 2 – Wirtschaftswissenschaften, Goethe-Universität Frankfurt. Tel. 069/798-34649, skiera@wiwi.uni-frankfurt.de

 

Apr 8 2020
11:10

​Institut für Sportwissenschaften an der Goethe-Universität sucht Teilnehmer für Online-Studie

Studie zu Sport und Wohlbefinden mit Corona

FRANKFURT. Sport in Fitnessstudios, Sportvereinen und Sportanlagen ist als Folge der Corona-Epidemie nicht mehr möglich. Gleichzeitig hat Sport viele günstige Einflüsse auf Gesundheit und Wohlbefinden. Wie sich die Einschränkungen des öffentlichen Lebens auf den Umfang sportlicher Aktivitäten und auf das Wohlbefinden auswirken, wollen jetzt Sportwissenschaftler aus dem In- und Ausland unter der Projektleitung der Goethe-Universität in einer internationalen Studie herausfinden. Ihr Ziel: Die passgenaue Entwicklung kostenfreier Trainingsinhalte, ‑methoden und -programme.

Die Sportwissenschaftler haben daher einen Online-Fragebogen in acht Sprachen entwickelt, dessen Beantwortung fünf bis zehn Minuten in Anspruch nimmt. Dort werden Art und Umfang sportlicher Aktivitäten und das gesundheitliche und psychische Wohlbefinden seit Beginn der Kontaktbeschränkungen im Vergleich zu der Zeit davor abgefragt.

Folgende Universitäten führen die Studie gemeinsam durch:

Goethe-Universität Frankfurt (Deutschland, Projektleitung)
Hamburg Medical School (Deutschland)
VU Amsterdam / UMC Amsterdam (Niederlande)
Harvard Medical School (USA)
Karl-Franzens-Universität Graz (Österreich)
University of Queensland (Australien)
Universidade Cidade de São Paulo (Brasilien)
Universidad de Santiago de Chile (Chile)
University Hospital Basel (Schweiz)
Università degli Studi di Roma "Foro Italico" (Italien)
Université Jean Monnet (Frankreich)
Universidad Politécnica de Madrid (Spanien)

Link zum Online-Fragebogen: https://goethe.link/ASAP

Kontakt:
Dr. Jan Wilke
Department of Sports Medicine
Goethe-Universität Frankfurt
Tel: 069 798 24588
Email: wilke@sport.uni-frankfurt.de
www.sportmedizin.uni-frankfurt.de