​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​ – Mai 2016

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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
presse@uni-frankfurt.de

Forschung

Mai 10 2016
15:31

Der Mathematiker Matthias Ludwig hat mit fussballmathe.de den Ausgang der EM 2016 in Frankreich simuliert.

Statistiker: Deutschland wird Fußball-Europameister

In vier Wochen beginnt die Fußball-Europameisterschaft 2016 in Frankreich. Die deutsche Nationalmannschaft tritt als amtierender Weltmeister an. Doch welche Chancen haben die Mannen von Jogi Löw auf den begehrten Titel Europameister? Matthias Ludwig, Professor für Didaktik der Mathematik an der Goethe-Universität, und sein Mitarbeiter Iwan Gurjanow können bereits mit einer wissenschaftlich fundierten Prognose aufwarten: Statistisch betrachtet hat Deutschland die größten Chancen, Fußball-Europameister zu werden. Laut dem verwendeten Prognosemodell, das drei Faktoren berücksichtigt - historische Ergebnisse inklusive des Torverhältnisses zwischen den Mannschaften, die derzeitig erreichten FIFA-Punkte sowie den aktuellen Mannschaftswert -, gewinnt Deutschland mit einer Wahrscheinlichkeit von 15,84 Prozent den Titel. Spanien kommt knapp dahinter auf 15,57 Prozent, England auf 10,15 Prozent.

„Beim Prognosemodell im Web kann der Benutzer die Gewichtung der drei Faktoren aber auch individuell ändern“, erläutert Ludwig. Wer beispielsweise die Gewichtung des Mannschaftswerts deutlich erhöht, erhält als Ergebnis Spanien als wahrscheinlichen Europameister. Ebenfalls kann der Benutzer in einer Simulation eine ganz persönliche EM durchspielen. Die einzelnen Spielausgänge werden über das jeweilige Torverhältnis, den aktuellen Fifa-Rang und den Mannschaftswert berechnet. „Da kann es schon mal vorkommen, dass Island Weltmeister wird. Aber eben nur in einem von 1000 Fällen“, sagt Matthias Ludwig.

Zur Prognose und Simulation der Fußball-EM auf fussballmathe.de: http://fussballmathe.de/2015/12/wer-wird-europameister-2016/

fussballmathe.de zur EURO 2016 ist ein Projekt der Arbeitsgruppe MATIS I des Instituts für Didaktik der Mathematik und Informatik (Goethe-Universität Frankfurt a.M.) in Kooperation mit der Stiftung Rechnen. Auf der Website finden Mathematiklehrkräfte kostenfrei weiteres interessantes Material und Aufgaben für ihren Unterricht zum Download.

Weitere Informationen: Prof. Dr. Matthias Ludwig, Institut für Didaktik der Mathematik und Informatik (IDMI), Goethe-Universität Frankfurt am Main, Tel. (069) 798-28695; ludwig@math.uni-frankfurt.de

Personalia/Preise

Mai 10 2016
13:08

Fabian Meinecke erhält für seine Dissertation über das Prominentenstrafrecht den Preis des Vereins Deutsche Strafverteidiger e.V.

Auch Prominente haben Rechte

FRANKFURT.Hoeneß, Zumwinkel, Wulff – diese Namen stehen nicht nur für eine große Bekanntheit beim deutschen Publikum, sondern auch für einen beträchtlichen Medienwirbel in Zusammenhang mit gerichtlichen Auseinandersetzungen. Aber wie weit dürfen die Medien gehen bei der Berichterstattung über eine prominente Person? Wird das „öffentliche Interesse“ nicht zu Unrecht oft als Freibrief vorgeschoben? Mit diesen Fragen hat sich der Jurist Dr. Fabian Meinecke, der bei Prof. Dr. Matthias Jahn an der Goethe-Universität promoviert wurde, ausführlich befasst. Für seine Dissertation mit dem Titel „Prominentenstrafrecht – Funktionsträger aus Politik und Wirtschaft im Strafverfahren“ erhält er den erstmals verliehenen Preis des Verbandes „Deutsche Strafverteidiger e.V.“.

Vor Gericht sind alle Menschen gleich – sollte man meinen. Ist der Angeklagte jedoch ein „Promi“, muss er mit einem stark erhöhten Interesse der Medien rechnen, und mit dessen etwaigen Folgen. Denn in der Fachwelt ist es längst kein Geheimnis mehr, dass die ausgiebige Berichterstattung über bekannte Tatverdächtige insbesondere aus dem Wirtschaftsleben Auswirkungen auf das Strafverfahren hat, sei es in vorteilhafter oder in nachteiliger Form. Gerechtfertigt wird die hohe Medienaufmerksamkeit durch das „öffentliche Interesse“ infolge der Bekanntheit der Person. Fabian Meinecke ist der Frage wissenschaftlich auf den Grund gegangen, inwiefern dieses Interesse tatsächlich die zum Teil ausufernde Berichterstattung rechtfertigt.

Unstrittig ist, dass die ausführlichen Berichte stark in die Persönlichkeitsrechte des Einzelnen eingreifen. Noch bevor ein Urteil gesprochen wurde, meint die Öffentlichkeit schon genau Bescheid zu wissen, finden Vorverurteilungen statt. Befeuert wird die skandalisierende Berichterstattung noch durch Lecks bei der Justiz wie im Falle Wulff: Eigentlich geheime Informationen werden an Journalisten gegeben. Müssen die Betroffenen das hinnehmen? Fabian Meinecke, der etliche Fälle aus der jüngeren Vergangenheit untersucht hat, ist der Auffassung, dass das „öffentliche Interesse“ klarer abgegrenzt werden müsste. Bekanntheit allein sei keine Rechtfertigung; das öffentliche Interesse müsse von der Sache her direkt betroffen sein. Dies sei gerade in Verfahren aus dem Wirtschaftsleben häufig nicht der Fall, sondern es gehe um die Sensation, so ein ‚Ergebnis seiner Untersuchung. Die Betroffenen jedoch müssen, selbst nach einem Freispruch, mit ihrem angeschlagenen Ruf und oftmals existenziellen Folgen auch im privaten Leben. Sanktionen für die Presse gibt es bislang kaum.

Fabian Meinecke habe in seiner Arbeit „ein bisher kaum beachtetes, aber wesentliches Problemfeld von Strafverfahren hervorgehoben“, begründet der Verein „Deutsche Strafverteidiger e.V.“, warum er sich für ihn als Preisträger entschieden hat. In der Laudatio heißt es weiter, der Autor habe in eindrucksvoller Weise gezeigt, dass die (Beschuldigten-)Rechte von Funktionsträgern aus Politik und Wirtschaft im Strafverfahren oftmals besonders gefährdet seien und daher einer besonderen Sicherung bedürften. Damit habe sich Meinecke in besonderer Weise um das Strafrecht und die Strafverteidigung verdient gemacht. Der Preis, der mit einem Druckkostenzuschuss in Höhe von 1000 Euro dotiert ist und eine Aufnahme in die renommierte, im NOMOS-Verlag erscheinende Schriftenreihe „Deutsche Strafverteidiger e.V.“, zum Inhalt hat, wird im Rahmen des jährlichen Nordseetreffens des Vereins „Deutsche Strafverteidiger e.V.“ im Juli vergeben.

Fabian Meinecke, Jahrgang 1983, ist in Frankfurt aufgewachsen. Sein Jura- und Philosophiestudium hat er in Würzburg und Leuven absolviert, zum Referendariat kam er zurück in die Mainmetropole. Die Leidenschaft fürs Strafrecht hat der inzwischen seit zwei Jahren praktizierende Anwalt bei der Bearbeitung der ersten Fälle im Referendariat entdeckt. Bei Prof. Jahn kam die Begeisterung für wissenschaftliche Perspektiven hinzu: „Im Strafrecht ist zunächst alles offen, es geht um die Wahrheit. Das fasziniert mich“, so Meinecke.

Bild zum Download: www.uni-frankfurt.de/61364882

Veranstaltungen

Mai 10 2016
13:04

Öffentliche Veranstaltung auf dem Campus Westend

„Von Roboter bis Rembrandt – Aktuelles aus der Frankfurter Alternsforschung“

FRANKFURT. Das Frankfurter Forum für interdisziplinäre Alternsforschung (FFIA) lädt Experten und Interessenten zu seiner nächsten Veranstaltung zum Thema „Von Roboter bis Rembrandt – Aktuelles aus der Frankfurter Alternsforschung“ ein

am 12. Mai (Donnerstag) 10 bis 12 Uhr
auf dem Campus Westend, Festsaal des Casino-Gebäudes.

Vorgestellt werden zwei aktuelle Projekte: Der Mediziner Prof. Dr. Johannes Pantel und der Diplom-Psychologe Arthur Schall M.A. berichten über das Artemis-Projekt (ART Encounters – A Museum Intervention Study); dabei geht es um ein Pilotstudie zur Kunstvermittlung für Menschen mit Demenz, das in Kooperation mit dem Frankfurter Städel stattfindet. In einem zweiten Vortrag stellen der Alternsforscher Prof. Dr. Frank Oswald und die Diplom-Psychologin Stefanie Baisch Befunde aus dem interdisziplinären Projekt „ERimAlter“ (Emotionale und soziale Robotik im Alter) vor.

Das Artemis-Projekt ermöglicht Menschen mit Demenz und ihren betreuenden Angehörigen, an einem niedrigschwelligen und speziell auf sie zugeschnittenen Kunstvermittlungsangebot am Frankfurter Städel teilzunehmen. Dazu gehören thematische Kunstführungen in Kleingruppen und anschließende kreative Arbeit im Atelier unter kunstpädagogischer Anleitung. Dies ist die erste randomisierte und kontrollierte Studie zum Einfluss von Museumsbesuchen und künstlerischer Betätigung auf das emotionale Befinden von Menschen mit Demenz. Neben der wissenschaftlichen Auswertung geht es in diesem Projekt auch darum, Menschen mit Demenz, die sich bei fortschreitender Erkrankung immer stärker isoliert fühlen, und ihren durch die Pflege belasteten Angehörigen ein Stück gesellschaftliche Teilhabe und soziale Integration zu ermöglichen. Inzwischen wurde das Artemis-Projekt bereits auf zahlreichen nationalen und internationalen Fachkonferenzen und Kongressen vorgestellt und stieß auf großes fachliches und öffentliches Interesse. So interessierten sich auch Experten in anderen deutschen Großstädten für die Frankfurter Erfahrungen, die ersten Netzwerke wurden geknüpft.

Im Projekt „ERimAlter“ geht es um die zentrale Funktion von sozialen oder emotionalen Robotern, Interaktionen anzuregen, aufrecht zu erhalten und den sozialen sowie emotionalen Bedürfnissen von Menschen entgegen zu kommen. In diesem Projekt wird der Frage nachgegangen, bei welchen chronischen Krankheitsbildern, das heißt, bei welchen Funktionsverlusten bzw. für welchen Funktionserhalt, emotionale und soziale Robotik eingesetzt werden können. Was wissen wir überhaupt zur Wirkung von sozialen oder emotionalen Robotern, insbesondere wenn sie bei Menschen im höheren Alter oder inspezifischen Lebenssituationen eingesetzt werden? Welche Voraussetzungen müssen dafür gegeben sein, und wie können Roboter-Artefakte für spezifische Zielgruppen optimiert werden? Ebenso werden die erforderlichen Rahmenbedingungen für den Einsatz untersucht.

Informationen: Dipl.-Psych. Tanja Müller, Frankfurter Forum für interdisziplinäre Alternsforschung, Fachbereich Erziehungswissenschaften, Campus Westend, Telefon (069) 798 -6393; E-Mail: tanja.mueller@em.uni-frankfurt.dewww.uni-frankfurt.de/ffia

Veranstaltungen

Mai 6 2016
16:00

Podiumsdiskussion an der Goethe-Universität

„Third Mission – wie und für wen?“

Mit der sozialen Verantwortung und gesellschaftlichen Verflechtung von Hochschulen beschäftigt sich die Diskussion „Third Mission – wie und für wen?“ an der Goethe-Universität. Sie findet statt

am Montag (9. Mai) von 18 bis 20 Uhr
auf dem Campus Westend, PEG-Gebäude, Raum1.G191

Es diskutieren:Prof. Dr. Peer Pasternack, Direktor Institut für Hochschulforschung (HoF), Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg, Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz, Vizepräsident Goethe-Universität, sowieMyrella Dorn, Vertreterin der Studierenden. Moderieren wird Prof. Dr. Birgit Blättel-Mink, Sprecherin Demokratische Liste der Goethe-Universität, auf deren Initiative diese Veranstaltung zurückgeht.

Das Präsidium der Goethe-Universität hat einen universitätsinternen Prozess der Identifizierung, Selbstvergewisserung und Systematisierung von Third Mission Aktivitäten initiiert. Dazu gehört auch die Teilnahme an der Pilot-Phase des Transfer-Audits des Stifterverbandes der Deutschen Wirtschaft und der Heinz Nixdorf Stiftung. Über den aktuellen Stand aus der Perspektive des Präsidiums wird Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz informieren. Inhaltlich orientiert sich die Goethe-Universität u.a. an einer Studie des Instituts für Hochschulforschung an der Universität Halle-Wittenberg; Prof. Dr. Peer Pasternack, Autor dieser Studie, wird detaillierte Einblicke geben. Darüber hinaus verspricht die Besetzung des Podiums auch eine anregende und kontroverse Debatte.

Die gesellschaftliche Rolle der Universitäten wird in der bundesdeutschen Hochschullandschaft zurzeit breit diskutiert. Neben Lehre und Forschung wird zunehmend ein drittes Standbein der Universität, die Aufgabe des Wissenstransfers oder der Third Mission, von Bedeutung. Neben den bereits bestehenden vielfältigen Formen des Wissenstransfers wird aktuell über weitere Aktivitäten wie Politikberatung, wissenschaftliche Weiterbildung, Service Learning, die Einrichtung von Stiftungsprofessuren debattiert. Adressaten sind alle Teile der Zivilgesellschaft wie auch die Politik.

Der Demokratischen Liste geht es zum einen um eine generelle Debatte zu Third Mission, zum anderen um die spezifischen Herausforderungen von Third Mission für die Goethe Universität. „Als relativ junge Stiftungsuniversität sieht sich die Universität der Tradition einer Kritischen Theorie verpflichtet und will ihren Studierenden und Mitgliedern optimale Lehr- und Forschungsbedingungen, aber auch optimale Chancen der gesellschaftlichen Nutzung ihres Wissens ermöglichen“, so die Demokratische Liste in ihrer Veranstaltungsankündigung.

Informationen: Prof. Dr. Birgit Blättel-Mink, Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, Tel. +49 69 798 36661 | E-Mail: b.blaettel-mink@soz.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Mai 6 2016
14:07

Eröffnungsveranstaltung mit Vortrag von Dr. Prinz Asserate zu „Geschichte und Gegenwart der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche“

Das neue Leibniz-Projekt an der Goethe-Universität „Polyphonie des spätantiken Christentums“

FRANKFURT. „Polyphonie des spätantiken Christentums“ ist das Thema des großen Projekts, das der Althistoriker Hartmut Leppin von der Goethe-Universität aus seinem mit 2,5 Millionen Euro dotierten Leibniz-Preis finanzieren kann. Forscherinnen und Forscher verschiedener historisch ausgerichteter Disziplinen werden bis 2022 erforschen, wie sich die Vielfalt und Vielsprachigkeit des Christentums vom 4. Jahrhundert bis zum 9. Jahrhundert entwickelte und wie sich das Verhältnis zwischen den Christentümern und den Großreichen gestaltete.

Das Team von zurzeit sechs Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verschiedener Erfahrungsstufen ist seit einigen Wochen komplett, die Forschungen sind angelaufen, erste Seminare haben stattgefunden – und nun lädt Hartmut Leppin am 10. Mai (Dienstag) zu einer Eröffnungsveranstaltung auf den Campus Westend ein (Beginn um 18 Uhr c.t., Casino Raum 1.801). Den Gastvortrag hält Dr. Prinz Asfa-Wossen Asserate, Alumnus der Goethe-Universität und Großneffe des letzten äthiopischen Kaisers Haile Selassie. Er spricht über die Geschichte und Gegenwart der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche. Die äthiopische Kirche gehört zu den Kirchen, die eine ungewöhnliche Kontinuität zur Antike aufweisen und immer noch lebendig sind, im Gegensatz zu anderen Kirchen des Nahen Ostens, die gerade in diesen Tagen existenziell gefährdet sind. So soll ein Bogen von der historischen Forschung, die auch der Bewahrung des kulturellen Erbes dient, zur Gegenwart geschlagen werden.

Polyphonie steht für die Vielfalt von Formen christlichen Glaubens, wie Leppin sie bereits in seinem ebenfalls von der DFG geförderten Reinhart-Koselleck-Projekt zu „Christianisierungen im Römischen Reich“ untersucht hat. Die großzügigen Mittel des Leibniz-Preises erlauben eine räumliche, zeitliche und vor allem sprachliche Erweiterung. Die Erforschung dieser Vielfalt erfolgt bewusst aus einer historischen Perspektive. „Dabei sollen, neben den verschiedenen Ausprägungen des Christentums griechischer und lateinischer Sprache, insbesondere auch die sogenannten orientalischen Christentümer untersucht werden“, so Hartmut Leppin, „das heißt, wir wollen gerade die Formen des Christentums betrachten, deren wichtigste Texte in Sprachen wie etwa Altäthiopisch, Arabisch, Armenisch, Georgisch, Koptisch und Syrisch geschrieben wurden und deren Zentren oft außerhalb des Römischen Reiches lagen.“

Insbesondere sollen sprachliche, intellektuelle, religiöse und politische Austauschprozesse zwischen den verschiedenen christlichen Kulturen und Sprachräumen in den Blick genommen werden, um damit eine globale und differenzierte Perspektive auf die Geschichte der Spätantike in einem weiten Verständnis zu gewinnen. Deshalb arbeitet das Team des Leibniz-Projekts auch mit verschiedenen anderen Forschern der Goethe-Universität zusammen, die sich mit diesen Sprachen und Räumen befassen, so etwa der Indogermanistik am Institut für empirische Sprachwissenschaft, dem Institut für Islamische Studien und der Forschungsstelle für Byzantinische Rechtsquellen am Max-Planck-Institut für Europäische Rechtsgeschichte.

„Die Forschung soll auch dazu beitragen, die Entwicklung des spätantiken Christentums in weltgeschichtliche Zusammenhänge einordnen zu können“, betont Hartmut Leppin. Es soll neben dem bereits skizzierten Forschungsprogramm auch der Frage nach dem Verhältnis von Religion und Großreich nachgegangen werden: Inwiefern stützten Universalreligionen die Stabilität von Reichen oder bildeten ein Gegengewicht? War Toleranz in Großreichen mit ihrer kulturellen und religiösen Vielfalt wahrscheinlicher? Begünstigten Reiche gar religiöse Minderheiten, die auf das Wohlwollen der Herrscher angewiesen waren? Diese Aspekte sollen vor allem im Rahmen internationaler Tagungen untersucht werden.

Neben seiner Professur am Historischen Seminar der Goethe-Universität ist Hartmut Leppin auch Principal Investigator im Frankfurter Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ und Sprecher des Sonderforschungsbereiches 1095 „Schwächediskurse und Ressourcenregime“.

Informationen: Dr. Alexandra Hasse-Ungeheuer, Koordinatorin des Leibniz-Projektes „Polyphonie des spätantiken Christentums“, Historisches Seminar, Abteilung für Alte Geschichte, Gräfstraße 78, 60486 Frankfurt am Main, Tel. 069/798-33967, hasse-ungeheuer@em.uni-frankfurt.de

Einladung für Medienvertreter: Journalisten und Journalistinnen sind zu der Eröffnungsveranstaltung am 10. Mai ab 18 Uhr c.t., (Campus Westend, Casino, Raum 1.801) herzlich eingeladen, um eine vorherige Anmeldung bei Dr. Alexandra Hasse Ungeheuer per E-Mail wird gebeten (hasse-ungeheuer@em.uni-frankfurt.de).

Personalia/Preise

Mai 4 2016
15:41

Ein originelles Geschenk zum 60. Geburtstag: Sprachwissenschaftler Jost Gippert wird mit Wikipedia-Eintrag in 72 Sprachen geehrt

Multilinguale Liebeserklärung

FRANKFURT. Prof. Dr. Jost Gippert, Sprachwissenschaftler und Kaukasiologe an der Goethe-Universität und Dekan des Fachbereichs Sprach- und Kulturwissenschaften, hat im März seinen 60. Geburtstag gefeiert. Aus diesem Anlass ist eine ganz besondere Festschrift entstanden: Der Wikipedia-Artikel zu seiner Person wurde in rekordverdächtige 72 Sprachen übersetzt.

„Wir wollten Herrn Gippert für seinen unermüdlichen Einsatz auf eine spezifische Weise danken“, erklärt Initiator Dr. Zakharia Pourtskhvanidze die Idee hinter dem Projekt. Koordiniert von der Fachschaft der Empirischen Sprachwissenschaft an der Goethe-Universität, haben mehr als 90 Personen auf allen Kontinenten der Welt von Februar bis April an dem ungewöhnlichen Projekt gearbeitet.

Der ursprünglich nur auf Deutsch veröffentlichte Artikel ist nun in 62 weiteren Sprachen online auf Wikipedia zu lesen – zum Beispiel auch auf Tagalog, der häufigsten Sprache auf den Philippinen oder auf Pälzisch, aber auch in Sprachen, die nicht mehr oder kaum noch gesprochen werden. In all diesen Sprachen gibt es eine eigene Wikipedia-Version. Hinzu kommen zehn Sprachen, für die noch überhaupt kein Wikipedia-Eintrag besteht. Diese Beiträge findet man im sogenannten Test-Wiki, einer Art Inkubator, wo Sprachen, die noch nicht offiziell als Wiki-Sprachen zugelassen sind, verortet werden. Einige davon sind im Zuge des Projekts erstmalig eingerichtet worden: Im Test-Wiki Svanisch etwa ist Jost Gipperts Biographie die einzige Eintragung. Mit einer Sprachenliste aus mehr als 70 Sprachen sind die großen Sprachwissenschaftler Saussure, Greenberg, Panini und Humboldt längst überholt.

Jost Gippert beschäftigt sich seit mehr als 40 Jahren mit Indogermanistik und vergleichender Sprachwissenschaft mit dem Schwerpunkt auf kleinere Sprachen des Kaukasusraumes. Von ihm stammen zahlreiche Sprachkarten, die in renommierten Sprachlexika (z.B. Metzler-Lexikon Sprache) abgedruckt sind, sowie das weltweit zugängliche TITUS-Projekt zur koordinierten Erfassung von relevanten Originaltexten altüberlieferter indogermanischer Sprachen.

Als haptische Version dieses digitalen Geschenkes sind alle Artikel in eine Buchform gebracht worden. Der Widmungstext hierfür ist von Prof. Dr. Wolfgang Schulze auf Kaukasisch-Albanisch verfasst worden, er wurde in Form eines Palimpsests – einem „recycelten“ Pergament abgebildet, das eines der Hauptforschungsfelder von Prof. Gippert darstellt.  „Sprachen sind die Schlüsseln zu den Herzen der Menschen – Sprachwissenschaft ist die Schlüsselschmiede“, heißt es darin.

Für die Empirische Sprachwissenschaft als ein „Orchideenfach“ der Goethe-Universität zeigt dieses Projekt, dass auch kleine Institute Großes vollbringen. Jost Gipperts Freude war groß, als er das originelle Geschenk bei einer unter einem Vorwand anberaumten Überraschungsfeier am Dienstag überreicht bekam.

Veranstaltungen

Mai 4 2016
15:35

Im Rahmen der Frankfurter Bürger-Uni beleuchtet FAZ-Mitherausgeber Jürgen Kaube die Lebensstationen seines Lehrers Niklas Luhmann

Vom Eigenwert der Theorie

FRANKFURT. In der Biografienreihe „Wie wir wurden, wer wir sind“ der Frankfurter Bürger-Universität werden am kommenden Montag, 9. Mai 2016, die Lebensstationen eines der einflussreichsten deutschen Soziologen der Nachkriegsgeschichte vorgestellt. Niklas Luhmann hat mit seinem gesellschaftstheoretischen Lebenswerk wichtige Impulse für die öffentliche Debatte über das Selbstverständnis des modernen Menschen gegeben. Ein Anspruch seiner Systemtheorie war dabei sämtliche soziologische Strukturen der aktuellen Gesellschaft abzubilden und sie verständlich zu machen. Ein wesentlicher Bestandteil von Luhmanns Arbeit ist die Definition von Begriffen wie etwa Kommunikation oder Komplexität als Grundlage für seine Theorie. Wie kaum ein anderer Vertreter seines Faches beharrte er in seiner Arbeit auf dem Eigenwert des theoretischen Denkens.

Luhmann war studierter Rechtswissenschaftler. 1949 beendete er sein Studium in Freiburg. Als Assistent des Präsidenten am Oberverwaltungsgericht 1954 in Lüneburg, begann er seine berühmten Zettelkästen mit einem Umfang von schließlich 90.000 Zetteln als Grundlage für sein Werk aufzubauen. Anfang der 1960er Jahre kam er mit einem Stipendium an die Harvard-Universität, wo er über den bekannten US-amerikanischen Soziologen Talcott Parsons erstmals in Kontakt mit der soziologischen Systemtheorie kam. Zurück in Deutschland wurde er 1966 an der Universität Münster in Sozialwissenschaften promoviert. Nach seiner Habilitation wenige Monate später wurde Luhmann 1968 schließlich als erster Professor an die Universität Bielefeld berufen, wo er die erste soziologische Fakultät im deutschsprachigen Raum aufbaute.

Der Vortrag von Jürgen Kaube über seinen akademischen Lehrer versucht den großen Soziologen nicht nur von seinen biografischen Wegemarken her zu betrachten, sondern auch aus der Erfahrung seiner Person lebendig werden zu lassen. Kaube, einer von vier Herausgebern der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, war als Assistent in Bielefeld einst selbst Schüler des bekannten Soziologen.

Die Veranstaltungsreihe „Wie wir wurden, wer wir sind“ wird von Prof. Tilman Allert, Soziologe an der Goethe-Universität, kuratiert. Die Hauptreihe der Frankfurter Bürger-Universität im Sommersemester stellt an insgesamt sechs Abenden Lebensläufe berühmter Protagonisten deutscher Sozial- und Kulturgeschichte vor.

Vom Eigenwert der Theorie – Niklas Luhmann
Referent: Jürgen Kaube
Zeit: Montag, 9. Mai 2016, 19.30 Uhr
Ort: Zentralbibliothek der Stadtbücherei, Hasengasse 4, 60311 Frankfurt

Der Eintritt ist frei.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.buerger.uni-frankfurt.de