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Vortrag und Podiumsdiskussion mit den Co-Autoren des Berichts Johan Rocktröm und Jonathan Donges vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
FRANKFURT. Seit mehr als 50 Jahren setzt sich der Club of Rome, dem Expertinnen und Experten verschiedener Disziplinen aus mehr als 30 Ländern angehören, für die nachhaltige Entwicklung der Menschheit und des Planeten Erde ein. Der erste von ihm beauftragte Bericht erschien 1972 unter dem Titel „Die Grenzen des Wachstums“. Diese Studie über die Zukunft der Weltwirtschaft fand weltweit große Beachtung; nicht zuletzt war sie ausschlaggebend für die Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an den Club of Rome im Jahr 1973.
2022 ist ein neuer Bericht
erschienen: „Earth for All. Ein Survivalguide für unseren Planeten“. Um diesen
Bericht, der die wichtigsten sozial-ökologischen Maßnahmen skizziert, die das
Überleben der Menschheit ermöglichen würden, geht es
am
Montag, 8. Mai, um 16 Uhr
im
Gebäude „Normative Ordnungen“
auf dem
Campus Westend der Goethe-Universität
(Max-Horkheimer-Straße
2, 60323 Frankfurt am Main).
Der Co-Autor des Berichts und
Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung Prof. Johan Rockström
und sein Kollege Dr. Jonathan Donges werden den Bericht vorstellen.
Anschließend diskutieren
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Goethe-Universität und des
Potsdam-Instituts über den Inhalt des Berichts und die darin entwickelten
konkreten Handlungsleitlinien für eine sozial-ökologische Transformation der
Gesellschaft. Auf dem Podium: die Soziologin Prof. Barbara Brandl
(Goethe-Universität), der Klimaforscher Dr. Jonathan Donges (Potsdam-Institut),
der Politikwissenschaftler
Prof. Darrel Moellendorf (Goethe-Universität), der Jurist Prof. Tobias Tröger
(Goethe-Universität), die Physikerin Prof. Dr. Ricarda Winkelmann (Physik,
Potsdam-Institut) und die Nachhaltigkeitsforscherin Prof. Flurina Schneider
(Goethe-Universität und Institut für sozialökologische Forschung Frankfurt),
die die Diskussion auch moderieren wird.
Initiiert wurde die
Veranstaltung von Forscherinnen und Forschern, die sich für die
transdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung in Frankfurt engagieren: Prof.
Henner Hollert (Biowissenschaften), Dr. Helge Kminek (Erziehungswissenschaft),
Prof. Matthias Lutz-Bachmann (Philosophie), Prof. Darrel Moellendorf
(Politikwissenschaft), Dr. Philipp Schink (Philosophie).
Der einführende Vortrag von
Johan Rockström (online zugschaltet) und Jonathan Donges findet auf Englisch
statt, die anschließende Diskussion auf dem Podium und mit den Zuhörerinnen und
Zuhörern auf Deutsch. Aufgrund von begrenzten Sitzplätzen ist die Teilnahme nur
nach vorheriger Anmeldung möglich (siehe unten).
Plakat
und Buchcover zum Download unter: https://www.uni-frankfurt.de/136439450
Anmeldung zum Vortrag bei Ellen Nieß unter ellen.niess@normativeorders.net.
Information:
Beate Sutterlüty
Wissenschaftskommunikation
Forschungskolleg Humanwissenschaften
Telefon 06172 13977-15
Email: b.sutterluety@forschungskolleg-humanwissenschaften.de)
www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation,
Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Barbara Klemm-Dauerausstellung auf dem Campus Westend erhält 44 neue Fotografien
Die öffentliche Dauerausstellung mit Bildern von Barbara Klemm auf dem Campus Westend hat Zuwachs bekommen: 44 neue Fotografien zeigen Motive von Auslandsreisen der langjährigen F.A.Z.-Fotografin. Damit erhält die bisherige Ausstellung im Bereich Studium, Lehre, Internationales (SLI) der Goethe-Universität auch Bilder zum Thema „Internationales“.
FRANKFURT. Adorno
bei der Besetzung des Rektorats, Tanzende auf einem Open-Air-Festival, Szenen aus
dem Frankfurter Bahnhofsviertel – 32 Fotografien zu Motiven studentischen
Lebens, zu Momenten der deutschen Geschichte, der Stadt Frankfurt und der
Universität hat die langjährige F.A.Z.-Fotografin bereits 2018 der
Goethe-Universität überlassen. Nun sind in der Dauerausstellung im Bereich
Studium, Lehre, Internationales (SLI) auf dem Campus Westend weitere 44 Bilder
zu sehen.
Die Fotos entstanden auf Reisen seit der 70er Jahre, die Barbara
Klemm gemeinsam Redakteuren der F.A.Z. unternommen hat – wie etwa nach Polen,
Rumänien und Tschetschenien, nach Moskau und Kiev, nach Kuba, Brasilien und
Indien. Die Ausstellung, angeregt vom früheren Vizepräsidenten für
Internationales, Prof. Dr. Rolf van Dick, ist das Ergebnis eines Dialogs
zwischen der Fotografin und der Bereichsleiterin Studium Lehre Internationales,
Dr. Rebekka Göhring.
Die gezeigten Bilder entstanden jenseits der offiziellen Haupt-
und Staatsakte. Frühmorgens, erzählte Klemm im Gespräch mit Rebekka Göhring bei
der Ausstellungseröffnung am vergangenen Mittwoch, stiehlt sie sich des Öfteren
aus dem Hotel, um möglichen Aufpassern zu entkommen: „Zum Frühstück war ich
wieder zurück und hatte meine Arbeit schon gemacht.“ Entstanden sind Bilder wie
etwa das von kochenden und feiernden Bäuerinnen statt der beauftragten
Aufnahmen von Traktoren. „Man muss als Fotograf immer in Bewegung und dabei
hochkonzentriert bleiben. Manchmal sieht man nichts, manchmal ist alles sehr
dicht“, sagte Klemm. Der Filmwissenschaftler Prof. Dr. Vinzenz Hediger
beschreibt in seinem Begleittext zur Ausstellung Barbara Klemms Kunst als “eine
Kunst des fruchtbaren, entscheidenden historischen Moments: des kairós der
Geschichte:" Mitunter entstünden Bilder, die “Kipppunkte und Wendemarken"
erfassen, somit “Vorwegnahmen kommender Ereignisse" sind.
Die öffentliche Austellung zeige, so Hediger, „dass Kunst und
gesellschaftspolitisches Engagement keine getrennten Sphären sind und dass ihre
Scheidung künstlich wäre. Die Ausstellung soll damit auch einer der Orte sein
können, an dem Stadt und Universität ihr Gespräch fortführen." In den
Beratungsräumen für – auch internationale – Studierende der Goethe-Universität
angesiedelt, sei die Ausstellung auch ein Ort, der deutlich mache, was
Internationalität auch bedeute, betonte die Vizepräsidentin Prof. Dr.
Christiane Thompson bei der Eröffnung: nämlich „verschiedene kulturelle
Bezugssysteme aufzuzeigen und miteinander ins Gespräch zu bringen".
Die 76 Schwarz-Weiß-Fotografien (s/w, 30 x 40cm, Silbergelatine
auf Barytpapier) sind im Bereich “Studium, Lehre, Internationales“ (SLI) im 1.
Obergeschoss des PEG-Gebäudes, Theodor-W.-Adorno-Platz 6, zu sehen.
Bild zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/136429595
Bildtext: Barbara Klemm bei der Eröffnung ihrer Dauerausstellung in der
Goethe-Universität (Uwe Dettmar/Goethe-Universität Frankfurt)
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Büro für
PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de
Der US-amerikanische Philosoph und Verfassungsrechtler Bruce Ackerman spricht bei den Frankfurt Lectures des Forschungszentrums „Normative Ordnungen“
FRANKFURT. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist die Physik in Aufruhr. Heisenbergs Unschärferelation und Einsteins Relativitätstheorie haben eine neue Ära eingeläutet – indem sie unter anderem die Newtonschen „Gesetze“ in Frage stellen, die die Grundlage des aufklärerischen Denkens gewesen sind. Eine Vielzahl von Denker:innen und Künstler:innen hat sich mit den weitreichenden Folgen dieser wissenschaftlichen Neudefinition der Realität auseinandergesetzt – so auch die französischen und deutschen Existentialisten. Was lehren sie uns über unsere Zeit, eine Zeit der tiefgreifenden Ungewissheit?
Die
diesjährigen Frankfurt Lectures des renommierten US-amerikanischen Philosophen
und Verfassungsrechtlers Bruce Ackerman konzentrieren sich auf eine kritische
Gegenwartsdiagnose in den Vorträgen
„Postmodern
Predicaments“
am 8. und 9. Mai,
jeweils um 18.15 Uhr
im Hörsaalzentrum, HZ5,
auf dem Campus
Westend der Goethe-Universität.
In
zwei Einzelvorträgen, „How Real is Virtual Reality?“ (am 8. Mai) und „The
Genetic Lottery“ (am 9. Mai) behandelt der Sterling Professor of Law and
Political Science an der Yale University Ackerman die Ideen der
Existentialisten als eine entscheidende Ressource in der Auseinandersetzung mit
gegenwärtigen Herausforderungen: Wie kann ein sinnvolles Leben in einer durch
die High-Tech-Revolution veränderten sozialen Welt gestaltet werden?
Die
Vorträge beruhen auf Ackermans demnächst erscheinendem Buch „The Post-Modern
Predicament“ (Yale University Press). In diesem geht es darum, wie Menschen ihr
Leben in der sogenannten „schönen neuen Welt“ des einundzwanzigsten
Jahrhunderts selbst in die Hand nehmen können. Ackerman geht dabei davon aus,
dass Simone de Beauvoir, Jean-Paul Sartre und andere Denker:innen des 20.
Jahrhunderts zum Verständnis der Herausforderungen für die Grundlagen einer
liberal-demokratischen Gesellschaft beitragen können.
Bruce
Ackerman ist Sterling-Professor für Recht und Politikwissenschaft an der Yale
University und Autor zahlreicher Bücher im Bereich der politischen Philosophie,
des Verfassungsrechts und öffentlichen Rechts. Zu seinen wichtigsten Werken
gehören "Social Justice in the Liberal State" und die mehrbändige
Verfassungsgeschichte "We the People" sowie „Die
Stakeholder-Gesellschaft“.
Ackerman
ist zudem „Commandeur des Ordre national du Mérite“ der Französischen Republik
und Fellow der American Academy of Arts and Sciences. Die American
Philosophical Society hat ihn mit dem Henry Phillips Prize for Lifetime
Achievement in Jurisprudence ausgezeichnet.
Die
Vorträge finden auf Englisch statt und sind öffentlich. Der Eintritt ist frei.
Weitere Informationen
Anke
Harms
Referentin
für Wissenschaftskommunikation des Forschungszentrums „Normative Ordnungen“ der
Goethe-Universität
anke.harms@normativeorders.net
069/798-31407
www.normativeorders.net
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Büro für
PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de
Ausstellung in der Studiengalerie 1.357: Tony Cokes – Evil.13. (Triumph of Evil)
FRANKFURT. Vom 3. Mai bis zum 2. Juni 2023 präsentiert die Studiengalerie 1.357 das Video Evil.13. (Triumph of Evil, 2006) des US-amerikanischen Künstlers Tony Cokes. Cokes ist Professor für Moderne Kultur und Medien an der Brown University in den USA, seine Werke wurden in zahlreichen internationalen Ausstellungen gezeigt. Die Eröffnung findet am 3. Mai 2023 um 20 Uhr in der Studiengalerie, Raum 1.357 statt. Prof. Dr. Antje Krause-Wahl übernimmt die Begrüßung, in das Werk einführen wird Jeanne Nzakizabandi. Die Ausstellung ist vom 3.05.2023 bis zum 2.06.2023 im I.G.-Farben-Haus der Goethe-Universität, Raum 1.357 im 1. Stock, von montags bis donnerstags, 12 bis 17 Uhr, zu sehen.
Wenn
Völkermord geschieht, greift die internationale Gemeinschaft der Vereinten
Nationen ein. In Evil.13. (Triumph of Evil) gibt Tony Cokes Textpassagen
aus einer Pressekonferenz aus dem Jahr 1994 zu lesen, in welcher die damalige
Sprecherin des US-Außenministeriums Christine Shelly zum Genozid in Ruanda
befragt wird. Parallel zu den Textpassagen läuft die aggressive Musik der
Grunge Band Nirvana, die die Antworten Shellys musikalisch kommentiert. Shelly
weigert sich, das Wort Völkermord zu verwenden, um so die Verpflichtung der USA
und der Vereinten Nationen zu vermeiden, militärisch zu intervenieren. Die
systematische Vernichtung der Tutsi in Ruanda geschah vor Augen der Weltöffentlichkeit.
Bereits während der deutschen und später belgischen Kolonialherrschaft führte
die Bevorzugung der Tutsi als führende Elite zu Spannungen zwischen der
Mehrheit der Hutu und der Minderheit der Tutsi.
Tony
Cokes Videoessay verzichtet bewusst auf visuelle Darstellungen des
Völkermordes, wie sie in den Medien zu finden waren. Die diplomatische Sprache
wird von einer aggressiven Musik begleitet, die den Grundton einer Politik
bildet, die sich den Folgen der Kolonialpolitik entzieht.
Tony
Cokes (*1956, Richmond, Virginia, USA) lebt und arbeitet in Providence, Rhode
Island. 2022 hatte er seine erste Einzelausstellung in Deutschland Fragments,
or just Moments im Haus der Kunst und im Kunstverein München. Darin setzte
er sich mit den kulturellen Propagandastrategien des NS-Regimes und der
visuellen Identität der Olympischen Spiele 1972 in München auseinander.
Ausstellung in der
Studiengalerie 1.357:
Tony Cokes: Evil.13.
(Triumph of Evil)
Bis zum 2.06.2023
im I.G.-Farben-Haus
der Goethe-Universität, Raum 1.357 (1. Stock),
von montags bis donnerstags, 12 bis 17 Uhr.
Die
Studiengalerie 1.357 ist eine Kooperation des Städel Museums, des MMK
Museum für Moderne Kunst Frankfurt und des Forschungszentrums für Historische
Geisteswissenschaften und der Goethe-Universität. Sie realisiert pro Jahr vier
Ausstellungen zur zeitgenössischen Kunst.
Kontakt: Franka Marlena
Schlupp, Studiengalerie 1.357. franka.schlupp@em.uni-frankfurt.de; http://studiengalerie.uni-frankfurt.de/13.html
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Büro für PR &
Kommunikation, Telefon 069
798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
Veranstaltung zum 175-jährigen Paulskirchenjubiläum mit Thea Dorn und Ricarda Lang
FRANKFURT. Anlässlich des 175-jährigen Jubiläums der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche laden Nicole Deitelhoff, Professorin für Internationale Beziehungen an der Goethe-Universität, und der Moderator Michel Friedman
am
Mittwoch, 10. Mai, um 19:30 Uhr
in die
Frankfurter Paulskirche
ein zur Diskussion über das Thema „Demokratie und Freiheit heute“.
Zu Gast bei der Veranstaltungsreihe „StreitClub“ sind diesmal die
Schriftstellerin und Moderatorin Thea Dorn und die Bundesvorsitzende von Bündnis
90/Die Grünen Ricarda Lang.
In Zeiten, da autoritäre Regime immer aggressiver auftreten und
auch innerhalb demokratischer Gesellschaften autoritäre Stimmen und
demokratiefeindliche Positionen an Zustimmung zu gewinnen scheinen, wächst die
Sorge um die Zukunft der Demokratie. Wie können wir demokratische Werte
schützen? Wie sicherstellen, dass jeder Mensch seine Stimme erheben und für
seine Rechte eintreten kann ohne Schaden zu nehmen? Und wie steht es überhaupt
um grundlegende demokratische Werte wie Freiheit heute?
Der 7. StreitClub steht ganz im Zeichen des Paulskirchenjubiläums,
das im Mai begangen wird, und findet ausnahmsweise auch in der Paulskirche
statt. Nicole Deitelhoff und Michel Friedman werden sich mit Thea Dorn und
Ricarda Lang diesen Fragen stellen und gemeinsam nach Antworten suchen. Wie
immer wird es sicher auch kontrovers zugehen. Schließlich geht es um nichts
Geringeres als die Zukunft unserer Demokratie.
Der
Eintritt kostenlos, es wird jedoch eine Platzkarte benötigt. Diese gibt es über
das English Theatre: https://english-theatre.de/tickets/event/streitclub/ Livestream auf
YouTube: https://cutt.ly/streitclub_live
Weitere Informationen finden Sie unter: https://fgz-risc.uni-frankfurt.de/category/veranstaltungen/streitclub/
Das
Plakat zur Veranstaltung, sowie weiteres Bildmaterial, das für
Pressearbeit genutzt werden kann, finden Sie unter folgendem Link: https://cutt.ly/streitclub-7 (Bitte
beachten Sie, dass Sie den Materialordner nur komplett downloaden können. Der
Download einzelner Dateien ist nicht möglich.)
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Wissenschaftsmagazin der Goethe-Universität jetzt neu erschienen – wie Forscherinnen und Forscher sich in fremde Koordinatensysteme vorwagen
Wenn Neutronensterne fern im Weltall miteinander kollidieren, rufen sie gewaltige Erschütterungen des Raum-Zeit-Gefüges hervor, die sich als Gravitationswellen noch auf der Erde messen lassen. Was solche Wellen über das Innere der Sterne verraten und wie in den Kollisionen Gold und andere schwere Elemente entstehen, berichten Forschende des von Goethe-Universität und TU Darmstadt geleiteten Verbunds ELEMENTS in der aktuellen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“. Unter dem Titel „Fremde Welten“ zeigt das Magazin ein facettenreiches Spektrum von Forschungsprojekten, Einschätzungen und Analysen Forschender der Goethe-Universität und ihrer Kooperationspartner.
FRANKFURT.
Neutronensterne gehören zu den extremsten Objekten, die unser Weltall zu bieten
hat: In ihnen ist die Masse unserer Sonne auf den Durchmesser einer Großstadt
zusammengepresst. Ihre geballten Gravitationskräfte können die Raumzeit
verformen und damit Gravitationswellen hervorrufen. Besonders stark sind solche
Gravitationswellen, wenn etwa zwei Neutronensterne einander umkreisen und
schließlich miteinander kollidieren.
Prof. Luciano Rezzolla, theoretischer Physiker an der
Goethe-Universität und Forscher im Clusterprojekt ELEMENTS, gewinnt durch
Simulationsrechnungen in Supercomputern Informationen darüber, was derartige
Gravitationswellen über den inneren Aufbau von Neutronensternen verraten. Auch
über rätselhafte Dunkle Materie könnten diese vor wenigen Jahren erstmals
gemessenen Wellen Auskunft geben, wie Prof. Laura Sagunski in der aktuellen
Ausgabe von Forschung Frankfurt erklärt. Ein weiterer Beitrag des
Forschungsmagazins zeigt das Wechselspiel zwischen Theorie und Experiment, in
dem sich beiden ELEMENTS-Forscherinnen Prof. Hannah Elfner und Prof. Tetyana
Galatyuk bewegen. Sie analysieren Teilchenkollisionen, die für
Sekundenbruchteile Materiezustände wie bei Neutronensternkollisionen erzeugen –
und damit Hinweise auf die Entstehung von Gold und anderer schwerer Elemente
geben könnten.
In weiteren
Artikeln von „Forschung Frankfurt“ geht es zum
Beispiel darum, was Diamanten über die frühe Erdgeschichte erzählen, wie
Klimawandel und Bergbau der Tiefsee zusetzen oder welche erstaunlichen
Geometrien p-adische Zahlen hervorrufen. Andere Beiträge handeln von
Quantenmaterialien mit überraschenden Eigenschaften, von Supercomputern mit
Quantenmodulen und von simulierten Welten im Theater und von der Frage, warum dem
berühmten romantischen Autor E.T.A. Hoffmann die Realität nicht reichte.
Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (1/2023) kann von
Journalistinnen und Journalisten kostenlos bestellt werden über: ott@pvw.uni-frankfurt.de
Alle
Beiträge sind online erhältlich unter www.forschung-frankfurt.de.
Bild zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/136143399
Bildtext: Forschung Frankfurt: Fremde Welten (Titelblatt). Bild:
Goethe-Universität Frankfurt
Vortragsreihe an der Goethe-Universität widmet sich der Paulskirche als demokratischem Erinnerungs- und Diskursort
Das 175-jährige Jubiläum der Nationalversammlung hat eine Debatte über die Zukunft der Paulskirche ausgelöst, des historisch symbolträchtigsten Ortes der Demokratie in Deutschland. Die Vortragsreihe „Das Bauwerk der Demokratie. Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Paulskirche als politisches Symbol“ des Forschungszentrums „Normative Ordnungen“ im Rahmen der Deutsche Bank-Stiftungsgastprofessur „Wissenschaft und Gesellschaft“ will einen Beitrag zur Debatte leisten.
FRANKFURT. 1848
kam in der Paulskirche das erste national gewählte Parlament zusammen – das es
sich zur Aufgabe machte, eine demokratische Nation zu gründen. Nach vielen
Kompromissen kam 1849 ein Verfassungsvorschlag zustande – der dann aber an den
politischen Kräfteverhältnissen der Zeit scheiterte. Die Paulskirche ist mithin
ein dialektischer politischer Ort: Er zeugt von den Versuchen demokratischer
Anfänge und Gründungen wie auch vom Scheitern derselben, ohne dass die
Hoffnung, es möge einst gelingen, ausgelöscht werden konnte.
Im Zuge des anstehenden 175-jährigen Jubiläums der
Nationalversammlung im Mai 2023 wird eine breite gesellschaftliche Debatte zur
Zukunft der Paulskirche geführt. Ziel ist, die Paulskirche in den kommenden
Jahren zu sanieren und sie in Verbindung mit dem Bau eines ‚Hauses der
Demokratie' zum demokratischen Erinnerungs- und Diskursort zu machen.
Einen Beitrag zur aktuellen Debatte leisten will die Vortragsreihe
„Das Bauwerk der Demokratie. Geschichte, Gegenwart und Zukunft der
Paulskirche als politisches Symbol“, die
am 3.
Mai, um 18:15 Uhr
auf dem
Campus Westend, Hörsaal HZ 3,
mit dem
Vortrag
„Eine neue Welt voll Wunder": Demokratische Lebensformen in Zeiten der
Revolution,
von Prof.
Dr. Till van Rahden (Montréal) beginnt.
Neben konkreten Auseinandersetzungen mit der Vergangenheit,
Gegenwart und Zukunft der Frankfurter Paulskirche soll die Vortragsreihe
besonders die Fragen aufgreifen, die dieser Ort der Demokratiegeschichte an uns
heute stellt. Sprechen werden ausgewiesene Expert*innen zu einer Reihe
zentraler demokratischer Themen.
Zum Abschluss der Reihe findet in der Paulskirche eine
Podiumsdiskussion mit dem Thema Das Bauwerk (bzw. die Baustelle) der
Demokratie statt. Es diskutieren: Peter Cachola-Schmal (Deutsches
Architekturmuseum/angefragt), Prof. Dr. Nicole Deitelhoff (Goethe-Universität,
Normative Orders und Leibniz-Institut Hessische Friedens- und
Konfliktforschung), Prof. Dr. Rainer Forst (Goethe-Universität, Normative
Orders), Mike Josef (Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt), Volker Kauder
(ehem. Mitglied des Deutschen Bundestages und Vorsitzender der Kommission zur
Weiterentwicklung der Paulskirche) und Staatsministerin Claudia Roth
(Staatsministerin für Kultur und Medien/angefragt). Moderieren wird Rebecca
Caroline Schmidt (Goethe-Universität, Normative Orders).
Die Vorlesungsreihe des Forschungszentrums „Normative Ordnungen“
findet statt im Rahmen der Deutsche Bank-Stiftungsgastprofessur „Wissenschaft
und Gesellschaft“, unter Federführung von Prof. Dr. Nicole Deitelhoff und Prof.
Dr. Rainer Forst.
Weitere Termine und Themen:
7. Juni
Prof. Dr. Andreas Fahrmeir, Goethe-Universität
Demokratie, Nation und Europa – damals und heute
21. Juni
Prof. Dr. Sabine Freitag, Universität Bamberg
Die Paulskirche und die Herausforderung demokratischer Erinnerung
28. Juni
Prof. Dr. Tine Stein, Universität Göttingen
Grundrechte und demokratische Gründungen im Lichte der Paulskirche
5. Juli
Prof. Dr. Miriam Wenzel, Jüdisches Museum und Goethe-Universität
Wer wählt? Wer spricht? Wer setzt sich durch? Zum Spannungsverhältnis
zwischen Repräsentation und Partizipation in der deutschen Demokratiegeschichte
12. Juli, Paulskirche
Podiumsdiskussion: Das Bauwerk (bzw. die Baustelle) der Demokratie
Peter Cachola-Schmal (Deutsches Architekturmuseum), Prof. Dr.
Nicole Deitelhoff (Goethe-Universität, Normative Orders und Leibniz-Institut
Hessische Friedens- und Konfliktforschung), Prof. Dr. Rainer Forst
(Goethe-Universität, Normative Orders), Mike Josef (Oberbürgermeister der Stadt
Frankfurt), Volker Kauder (ehem. Mitglied des Deutschen Bundestages),
Staatsministerin Claudia Roth (Staatsministerin für Kultur und
Medien/angefragt). Moderation: Rebecca Caroline Schmidt (Goethe-Universität,
Normative Orders).
Die Vorträge finden jeweils um
18:15 Uhr auf dem Campus Westend, Hörsaal HZ 3, statt; die
Abschlussdiskussion lädt Interessierte in die Paulskirche.
Weitere Informationen
Anke
Harms
Referentin
für Wissenschaftskommunikation des Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“ der
Goethe-Universität
anke.harms@normativeorders.net
069/798-31407
www.normativeorders.net
https://www.normativeorders.net/ringvorlesungen
www.hausamdom-frankfurt.de
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Büro für
PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de
Freiluftausstellung auf dem Campus Westend der Goethe-Universität zeigt 30 Kunstwerke zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte
30 Artikel umfasst die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen“ – 30 Künstler*innen wurden vom Verein „Pictures for the Human Rights e.V.“ aufgefordert, die Artikel in einem Bild zu gestalten. Die Kunstwerke sind nun in einer Freiluftausstellung bis zum 23. Juni am IG Farben-Haus der Goethe-Universität zu sehen.
FRANKFURT. Vor 75
Jahren wurde die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ von der
Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet – nach einem
langwierigen Aushandlungsprozess und keineswegs rechtsverbindlich, so wie es
ursprünglich geplant war. Seitdem wirke die Erklärung als „moralischer
Weckruf“, erläuterte die Rechtswissenschaftlerin Prof Dr. Beatrice Brunhöber an
der Goethe-Universität bei der Eröffnung der Ausstellung „Pictures for the
Human Rights“ am vergangenen Freitag. Dennoch lohne es sich darüber
nachzudenken, wie diese grundlegenden Formulierungen zu Menschenrechten
rechtliche Wirkung entfalten könnten.
Die Open-Air-Ausstellung „Pictures for the
Human Rights“ – bis zum 23. Juni entlang der Bauzäune um das IG
Farben-Haus auf dem Campus Westend zu sehen – zeigt 30 Bilder internationaler
Künstlerinnen und Künstler; diese wurden vom Verein „Pictures for Human Rights
e.V.“ aufgefordert, zu je einem der 30 Artikel der Allgemeinen Erklärung der
Menschenrechte der Vereinten Nationen ein Kunstwerk zu schaffen. „Die
Menschenrechte sind schon da, aber zu wenig bekannt“, erklärte die
Vereinsvorsitzende Barbara Wilmers-Hillenbrand das Ziel der Initiative. „Wir
wollen diese Rechte über die universelle Sprache der Kunst sichtbar machen und
sie dann im öffentlichen Raum an Bauzähnen zeigen“ – wie etwa das Werk der
Juristin und Malerin Ulrike Lang, die per Videobotschaft erläuterte, warum sie
das Bild zu Artikel 26 gestaltete, der jedem Menschen das Recht auf Bildung
zuspricht. „Bildung ist der wichtigste Schlüssel für eine bessere Welt.“
Die Universität habe zur Ausstellung auf den Campus eingeladen,
betonte Universitätspräsident Prof. Dr. Enrico Schleiff bei der
Ausstellungseröffnung, weil Menschenrechte an der Goethe-Universität in
vielfältiger Weise eine Rolle spielten: Menschenrechte würden in Forschungen
zur Migrationspolitik ebenso thematisiert, wie sie grundsätzlich in Forschung
und Lehre der Sozial-, Rechts- und Geisteswissenschaften präsent seien. Auch
die Erinnerungskultur auf dem Campus sei mit dem Thema untrennbar verbunden:
über das IG Farben-Gebäude als Hauptverwaltungssitz der IG Farben, die das in
Konzentrationslagern verwendete Giftgas Zyklon B herstellte, sowie als Ort, von
dem aus General Dwight D. Eisenhower 1948 den Auftrag zur Erarbeitung des
Grundgesetzes an die westdeutschen Ministerpräsidenten erteilte.
Veranstalter der Freiluftausstellung auf dem Campus Westend, die
für Interessierte jederzeit frei zugänglich ist, ist die Goethe-Universität,
unterstützt von der Vereinigung der Freunde & Förderer der
Goethe-Universität und der Johanna Quandt Universitäts-Stiftung. Der
gemeinnützige Verein „Pictures for the Human Rights e. V.“ wurde von
Kunstschaffenden und Kunstunterstützenden gegründet, um die Artikel der
Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte wieder mehr in das Bewusstsein zu
bringen.
Die Wanderausstellung war bereits an acht Orten, u.a. in
Regensburg und Luxemburg, zu sehen.
Bild zum Download: www.uni-frankfurt.de/136102727
Bildtext: Barbara Wilmers-Hillenbrand vom Verein „Pictures for Human Rights“
(re.) erläutert Besucherinnen die Kunstwerke zur „Allgemeinen Erklärung der
Menschenrechte“ auf dem Campus Westend (Foto: Uwe Dettmar/Goethe-Universität
Frankfurt)
Weitere Informationen
https://www.picturesforthehumanrights.de/
Pia Barth
Referentin
für Wissenschaftskommunikation
Telefon 069 798-12481
p.barth@em.uni-frankfurt.de
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Büro für
PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de
Die Sammlungen der Goethe-Universität erproben Wege, Sammlungsgut aus Afrika global zugänglicher zu machen / Eröffnung der Ausstellung „We are happy to see these things“ und Vorstellung des Projektes „Open Africoll GU“ am 27. April 2023.
FRANKFURT. Die Diskussion um den Umgang mit wissenschaftlichen Sammlungen aus kolonialen Kontexten ist spätestens mit der Planung und Eröffnung des Humboldt-Forums in Berlin auch in Deutschland angekommen. Der starke Fokus auf die Museen lässt vergessen, dass auch universitäre Sammlungen Objekte aus aller Welt beherbergen. In der von Bund und Ländern beschlossenen Drei-Wege-Strategie zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten stehen Transparenz und ein gleichberechtigter Dialog an erster Stelle. An der Goethe-Universität versuchen mehrere Projekte, dieser Verantwortung mit unterschiedlicher Akzentsetzung gerecht zu werden. Zwei vom Zentrum für interdisziplinäre Afrikaforschung (ZIAF) geförderte Projekte werden am 27.4.2023 im Rahmen einer Ausstellungseröffnung im Schopenhauer-Studio der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg vorgestellt.
Ausstellungseröffnung: „We are happy to see these things“
27. April 2023,
Beginn 18:00 Uhr
Universitätsbibliothek
/ Zentralbibliothek - Schopenhauer-Studio -
Bockenheimer
Landstraße 134-138, 60325 Frankfurt am Main
Vortrag: Dr.
Gertrud Boden
Projektvorstellung: Dr. Judith Blume und Sebastian Burger
Laufzeit der
Ausstellung: 28. April bis 14. Mai 2023.
Veranstalter:
Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Oswin-Köhler-Archiv,
Institut für Afrikanistik
https://www.ub.uni-frankfurt.de/ausstellung/khwe.html
„We are happy to see these things" – Kollaborationen des
Oswin-Köhler-Archivs mit Khwe aus Namibia
Das Oswin-Köhler-Archiv am Institut für
Afrikanistik der Goethe-Universität bewahrt und erschließt wissenschaftliche
Nachlässe auf dem Gebiet der Afrikanistik. Einen großen Teil des Bestandes
machen die Forschungsmaterialien des Afrikanisten Oswin Köhler zu den Khwe aus,
die dieser zwischen 1959 und 1992 im heutigen Namibia zusammengetragen hat.
Köhlers Ziel war eine möglichst allumfassende Dokumentation der Khwe-Kultur,
die er vom Aussterben bedroht sah. Er nahm tausende Texte für eine
originalsprachliche Enzyklopädie in Buchform auf ebenso wie Filme, Fotos und
Audiodateien. Außerdem sammelte er ethnographische Objekte, Pflanzenpräparate
und Zeichnungen. Mehrfach reiste die Anthropologin Gertrud Boden seit 2015 nach
Namibia, um Köhlers Materialen mit Angehörigen der Herkunftsgemeinschaft zu
bearbeiten und zu reflektieren.
Dank
der Förderung durch das ZIAF und die UBUNTU Stiftung war es möglich, im Herbst
2019 Thaddeus Chedau und Sonner Geria, zwei Vertreter der Khwe, für drei Wochen
nach Frankfurt einzuladen und gemeinsam mit ihnen den historischen
Objektbestand des Archivs zu bearbeiten. Ein Ergebnis dieses Besuchs war eine
in Kooperation mit der Sammlungskoordinatorin Judith Blume erarbeitete
Ausstellung auf den Gängen des Instituts für Afrikanistik. Die kommentierten
Objektarrangements verwandelte Gertrud Boden in eine Wanderausstellung, die
Ende 2022 in unterschiedlichen Dörfern der Khwe präsentiert und diskutiert
wurde: Welche Objekte repräsentieren die „wahre“ Khwe-Kultur? Wie soll mit
Objekten umgegangen werden, die erst in jüngerer Vergangenheit verbreitet
waren? Und wieso fehlen einige zentrale Objekte in Köhlers Sammlung? „Das
Interesse von jungen und älteren Khwe an der Ausstellung und die Diskussionen
haben mir noch einmal deutlich gemacht, welchen Stellenwert Köhlers
Dokumentation für das kulturelle Selbstverständnis der Khwe hat“, sagt Gertrud
Boden.
Die Zusammenarbeit wird fortgeführt: Ein
DFG-gefördertes Projekt mit dem Titel "Potenziale einer Sammlung. Spuren
lesen, Beziehungen wahrnehmen und Miteinander teilen" läuft noch bis
nächstes Jahr. Schon im August 2023 ist ein weiterer Besuch von Khwe in
Frankfurt geplant. Trotzdem ist Zeit für ein Innehalten. Was waren die Herausforderungen,
welche Ergebnisse konnten erzielt werden und welche Ziele gilt es noch zu
erreichen? Eine Ausstellung mit dem Titel „We are happy to see these things“,
die mit einem Vortrag von Gertrud Boden am 27.4.2023 um 18 Uhr eröffnet wird,
gibt Einblicke in die bisherigen Kollaborationen und die noch offenen Fragen.
Doch
wie können afrikanische Wissenschaftler*innen und Herkunftsgemeinschaften
überhaupt herausfinden, welche Objekte in Sammlungen in Europa liegen? Um dem
Anspruch der Transparenz einen Schritt näher zu kommen, führte die
Sammlungskoordination der Goethe-Universität das ebenfalls vom ZIAF geförderte
Projekt „Open Africoll. Sammlungsgut aus Afrika in den Sammlungen der
Goethe-Universität“ durch. Ziel war es, sämtliche Objektkonvolute, die vom
afrikanischen Kontinent stammen oder diesen abbilden und sich heute an der
Goethe-Universität befinden, an einer Stelle virtuell zusammenzuführen und
sichtbar zu machen. Dezidiert ging es nicht nur um Sammlungsgut aus kolonialen
Kontexten. „Auch wenn Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten einer besonderen
Bearbeitung bedarf, sind wir der Überzeugung, dass auch alles andere
Sammlungsgut so zugänglich wie möglich gemacht werden sollte“, erläutert Judith
Blume.
Das
Ergebnis des halbjährigen Projektes ist eine Website: www.open-africoll-gu.de.Hier werden nicht
nur die einzelnen Sammlungen vorgestellt, sondern die Konvolute auch so
präsentiert, dass eine Suche nach Regionen, Personen, Objektgattungen usw.
möglich ist. „Wir sind hier nur einen ersten Schritt gegangen", hält
Projektmitarbeiter Sebastian Burger fest. „Wir hoffen, dass auf dieser Basis
nun viele weitere Projekte entstehen können.“
Weitere
Informationen:
Dr. Judith
Blume, Koordination der universitären Sammlungen, Universitätsbibliothek J. C.
Senckenberg, Bockenheimer Landstraße 134-138, 60325 Frankfurt am Main, Tel: +49
(69) 798 39197, E-Mail: j.blume@ub.uni-frankfurt.de
Dr. Gertrud
Boden, Projektmitarbeiterin am Oswin-Köhler-Archiv, Tel: +49 (69) 798 28263,
E-Mail: Boden@em.uni-frankfurt.de
Kontakt
für Pressefragen allgemein:
Bernhard Wirth, Stabsabteilungen Personalentwicklung und Öffentlichkeitsarbeit
der Bibliothek, Tel. +49 (69) 798 39223; Mail: pr-team@ub.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR &
Kommunikation, Telefon 069
798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
Stadtöffentlicher Vortrag von Prof. Natan Sznaider im Rahmen des Hearings „Zwischen Antisemitismuskritik und Rassismuskritik“ wird auch die documenta 15 thematisieren.
FRANKFURT. Im Rahmen des Hearings „Zwischen Antisemitismuskritik und Rassismuskritik. Erziehungswissenschaftliche und pädagogische Implikationen der documenta-Kontroverse“ an der Goethe-Universität wird Prof. Natan Sznaider (Wien) in seinem stadtöffentlichen Vortrag unter anderem über die Paradoxien jüdischer Existenz in der Moderne und antisemitische Weltbilder auf der documenta 15 sprechen. Alle Interessierten sind herzlich zum Abendvortrag eingeladen.
Abendvortrag: „Antisemitismus zwischen Emanzipation und Judenfrage“
Prof. Dr. Natan
Sznaider, Senior Fellow am IFK in Wien
Grußwort: Dr. Ina
Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt
26. April, 18.00 Uhr, Goethe-Universität,
Raum 1.811, Casino, Campus Westend
In
seinem Eröffnungsvortrag wird Prof. Dr. Natan Sznaider, zurzeit Senior Fellow
am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK) in Wien,
versuchen, die Paradoxien jüdischer Existenz in der Moderne zu verstehen. Als
Figuren der Partikularität unterminieren die Juden den universellen Anspruch
der Aufklärung. Sie wurden und sind Außenseiter der Aufklärung, obwohl oder
gerade, weil Juden theoretische gleich werden konnten. Der Preis für diese
Gleichheit war die öffentliche Unsichtbarkeit der Juden als Juden, die auch von
vielen Juden als solche akzeptiert wurde. Es geht also in seinem Vortrag um
Gleichheit, um Gleichheit in einer Welt der Unterschiede, Gleichheit in einer
Welt, wo gerade die Juden auf ihrer Differenz bestanden und auch so von der
nichtjüdischen Welt betrachtet werden. Das Bestehen auf dieser nicht
universellen Haltung zur Welt ist bis heute eine schwer erträgliche Zumutung in
einer Gesellschaft gleicher Freiheits- und Rederechte. Auch bei der documenta
15 ging es um antisemitische Weltbilder, die als solche nicht so gesehen
wurden. Der Vortrag wird die Ausstellung des Sommers 2022 in einen größeren
Rahmen verstehen wollen. Das Konzept der Ambiguitätstoleranz wird als
Alternative zum Begriff der Weltoffenheit vorgestellt.
Die Kontroverse hat einmal mehr deutlich gemacht, dass
im politisch aufgeladenen Konflikt zwischen Antisemitismuskritik und
Rassismuskritik Verständigung oft nur schwer möglich ist. Der Konflikt fordert
nicht nur die Erinnerungspolitiken der Gegenwart heraus. Er stellt auch die
Grundlagen einer „Erziehung nach Auschwitz“ vor neue Begründungsprobleme. Wo
liegen die Unterschiede, wo die Gemeinsamkeiten von Antisemitismus- und
Rassismuskritik? Wie lässt sich eine auf diese Konzepte bezogene „Erziehung
nach Auschwitz“ in Deutschland begründen, wie das Erkenntnisprinzip ‚Kritik'
als Proprium historisch-politischer Bildung verstehen, das beide Positionen
doch für sich in Anspruch nehmen? Ausgehend von diesen Fragen diskutieren
Expert:innen aus Erziehungs- und Kulturwissenschaften Perspektiven einer
zeitgemäßen „Erziehung nach Auschwitz“. Die Veranstaltung bildet den Auftakt
einer vierteiligen Hearing-Reihe des Lehr- und Forschungsforums „Erziehung nach
Auschwitz“ (am FB Erziehungswissenschaften) und der Jüdischen Akademie.
Theodor
W. Adornos Radiovortrag "Erziehung nach Auschwitz" (1966) hat nicht
nur Generationen von Pädagog:innen nach 1968 in ihrem Selbstverständnis
geprägt. Er hat auch den Umgang mit der NS-Geschichte in Deutschland nachhaltig
beeinflusst. Heute fordern vielfältige Veränderungen der Gegenwart die
Vermittlung der NS-Geschichte in Kultur und Pädagogik heraus. Das neu
gegründete Lehr- und Forschungsforum „Erziehung nach Auschwitz“ (FB
Erziehungswissenschaften) und die Jüdische Akademie diskutieren in vier
thematischen
Hearings
Perspektiven einer zeitgemäßen „Erziehung nach Auschwitz“ mit Expert:innen aus
Erziehungs- und Kulturwissenschaften, aus dem Kulturbetrieb und der
pädagogischen Praxis.
Weitere
Termine: 19./20.6.2023; 1./2.11.2023; 31.1/1.2 2024
Veranstalter
ist der Fachbereich Erziehungswissenschaften, Lehr- und Forschungsforum
„Erziehung nach Auschwitz“, und die Jüdische Akademie Frankfurt; gefördert wird
die Reihe durch die Georg und Franziska Speyer'sche Hochschulstiftung.
Mehr
zum Programm des ersten Hearings unter https://tinygu.de/6uCl8
Kontakt:
Prof.
Dr. Wolfgang Meseth, Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft,
Goethe-Universität Frankfurt. Meseth@em.uni-frankfurt.de
Konferenz von Goethe-Universität, Sigmund-Freud-Institut und Institut für Sozialforschung befasst sich mit sozialen und psychischen Dynamiken in der Migrationsgesellschaft
FRANKFURT. Die sozialen und psychischen Dynamiken des Ringens um Zugehörigkeit in der Migrationsgesellschaft stehen im Zentrum einer gemeinsamen Konferenz von Goethe-Universität, Sigmund-Freud-Institut und Institut für Sozialforschung, die
von
Freitag 21. April, (13 bis 19:45 Uhr) bis
Samstag,
22. April (10 bis 18 Uhr)
im
Renate von Metzler-Saal
im
Casino-Gebäude (Campus Westend)
der
Goethe-Universität
stattfindet. Die Konferenz
schließt an die Frankfurter Tradition interdisziplinärer Forschung an. Zwei von
der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Graduiertenkollegs kooperieren hier: Das
am Sigmund-Freud-Institut (SFI) angesiedelte Kolleg „Psychosoziale Folgen von
Migration und Flucht – generationale Dynamiken und adoleszente Verläufe“
präsentiert zum Abschluss zentrale Themen und Befunde. Und das am Institut für
Sozialforschung (IfS) arbeitende Kolleg „Dialektik der Teilhabe. Dynamiken
sozialräumlicher Öffnung und Schließung“, das gerade startet, stellt seine
Forschungsziele vor. Beide Kollegs arbeiten interdisziplinär an der Analyse der
Herausforderungen und Hindernisse sozialer Teilhabe in der
Migrationsgesellschaft.
Das am SFI angesiedelte Kolleg
nahm das Ringen um Zugehörigkeit unter dem Aspekt der psychosozialen und
psychischen Folgen von Migration und Flucht in den Blick. Untersucht wurden die
Erfahrungen, Krisen und Identitätsentwürfe, Familienbeziehungen und
Bildungsverläufe im Kontext von Migration und Flucht. Im IfS-Kolleg zur
Dialektik der Teilhabe wird das Ringen um Zugehörigkeit als Ausdruck einer
widersprüchlichen Dynamik demokratisch-kapitalistischer Gesellschaften
analysiert, die Teilhabemöglichkeiten zugleich erweitert und einschränkt. Diese
Gleichzeitigkeit von Öffnung und Schließung untersucht das Kolleg als soziale,
räumliche und politische Dynamiken. Die beiden Kollegs verbindet das Interesse,
die Aushandlungsprozesse um Zugehörigkeit auszuleuchten – mit Blick auf
Soziales und Psychisches.
Prof. Vera King (SFI) und Prof.
Stephan Lessenich (IfS), die je ein Graduiertenkolleg leiten und beide an der
Goethe-Uni lehren, führen in das Tagungsthema ein.
Dr. Susanne Benzel,
Koordinatorin des Kollegs am SFI, hält einen Vortrag zur Bedeutung von digitalen
Welten im Kontext von Migration.
In Panel I unter Leitung von
Prof. Vera King und Prof. Heinz Weiß stellen vier Promovenden Erkenntnisse aus
ihren Dissertationen vor. Sie beleuchten einerseits aus
soziologisch-sozialpsychologischer Perspektive die psychodynamischen und
sozialen Bedeutungen, die kulturelle Identität und Zugehörigkeit oder auch
religiöse Orientierungen für sie selbst gewinnen. Zum anderen geht es um
konzeptionelle Themen sowie um Fragen, wie individuelle Migrations-geschichten
Leid erzeugen bis hin zu psychischen und psychosomatischen Erkrankungen.
Panel II betrachtet, wie sich
Migrations- und Fluchterfahrungen insbesondere auf Bildungswege und ihre
Bedeutungen für Familien und Heranwachsende auswirken. Weitere Befunde aus
Dissertationen beleuchten die Situation und Erfahrungen minderjähriger
Geflüchtete sowie ihre Suche nach Zugehörigkeit und Identität mit Blick auf
Betreuungseinrichtungen im Zielland. Geleitet wird dieses Panel von Prof.
Hans-Christoph Koller und Prof. Patrick Meurs.
Abgerundet wird der Freitag mit
einer Lesung der italienischen Autorin Francesca Melandri aus ihrem Roman
„Alle, außer mir“, das die Folgen der italienischen Kolonialpolitik in Afrika
thematisiert. Im Gespräch mit Vera King und Stephan Lessenich erläutert
Melandri ihre Sicht auf für die Konferenz relevante Fragen.
Zum Auftakt des zweiten Tages
spricht Dr. Jens Becker von der Hans-Böckler-Stiftung, über „Mitbestimmung in
der gewerkschaftsnahen Forschungs- und Begabtenförderung – eine Orientierung“.
Prof. Friedrich Lenger von der Justus-Liebig-Universität Gießen führt mit
seinem Vortrag „Die Dialektik der Teilhabe als Fluchtpunkt einer
Globalgeschichte des Kapitalismus“ in die Thematik des IfS-Promotionskollegs
ein. Dr. Alexandra Schauer, die Kollegskordinatorin, spricht über „Destruktive
Krisenverarbeitung und die Dialektik der Integration“.
In der Panel-Runde diskutieren
Prof. Bernd Belina, Prof. Susanne Heeg, Prof. Sarah Speck und Prof. Stephan
Lessenich (alle Goethe-Universität) mit den Promovierenden über die
widersprüchlichen Entwicklungslogiken demokratisch-kapitalistischer
Gesellschaften: Ausgehend von den Einzelprojekten geht es um die Frage, wie
sich die Dialektik der Teilhabe empirisch erforschen lässt.
Den Abschlussvortrag hält am
Samstag Prof. Aladin El-Mafaalani von der Universität Osnabrück über
„Teilhabekonflikte in der superdiversen Klassengesellschaft“.
Die Veranstaltung findet in Präsenz statt.
Anmeldung und Teilnahmelink finden Sie im Veranstaltungsflyer: www.uni-frankfurt.de/135740156
Information:
Prof.
Dr. Vera King
Professur
für Soziologie und Psychoanalytische Sozialpsychologie
Institut
für Soziologie
E-Mail:
king@soz.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation,
Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Ringvorlesung an der Goethe-Universität geht dem Verhältnis von Texten und Textilien nach
FRANKFURT. Was hat es mit dem „bunten Kleid“ auf sich, das der Protagonist in Thomas Manns Romanwerk ,Joseph und seine Brüder' geschenkt bekommt? Wie haben sich europäische ‚Modezeitschriften' zwischen den Epochenschwellen 1700 und 1900 gewandelt? Welche Rolle spielt der jüdische Textilhandel in Kafkas, Musils und Brochs Texten? Und gibt es eine (nicht)-altersgemäße Kleidung in der Literatur?
Texte und Textilien können theoretisch zusammengedacht werden – darauf weist bereits die etymologische Wurzel von ‚Text', also textum hin, was lateinisch Gewebe, Geflecht, Gefüge bedeutet. Diese Verbindung ist der Anlass für eine Ringvorlesung zum Thema „Erzählte Mode. Schnitte Texte Muster“, die
am 19. April, um 18 Uhr,
auf dem
Campus Westend, I.G. Farben Gebäude, Raum 411, hybrid via Zoom,
eröffnet
wird mit dem Vortrag
Erzählte
Mode. Schnitte, Texte, Muster. Zur Einführung
von
Alexandra Karentzos, Martina Wernli und Iris Schäfer.
Ausgewiesene Expert*innen verschiedener Disziplinen vermitteln
kritische Einsichten in medienspezifische, regionale, historische, ästhetische
und theoretische Charakteristiken der erzählten Kleidung bzw. Mode. Gefragt
wird in diesem Zusammenhang unter anderem danach, wie Mode mit Materien und
Medien spielt und welche Theorien sich mit Mode beschäftigen. Die
Einstiegsveranstaltung behandelt den Zusammenhang von Mode und erzählt und
kontextualisiert die Schriftzüge des Hochzeitskleids auf dem Plakat.
Veranstaltet
wird die Reihe vom Institut für Jugendbuchforschung und dem Institut für
deutsche Literatur und ihre Didaktik der Goethe-Universität in Zusammenarbeit
mit der TU Darmstadt. Goethe-Universität und TU Darmstadt kooperieren in der
Allianz der Rhein-Main-Universitäten (RMU). https://www.rhein-main-universitaeten.de/
Weitere
Termine und Themen im Überblick:
26.
April
Anna
Ananieva
Tübingen/Regensburg
Mode
und Gesellschaft im Wandel: Ein Spaziergang durch die historische
Zeitschriftensammlung der Von Parish Kostümbibliothek
3. Mai
Kiera Vaclavik
London
Through the Looking Glass &
What Fashion Found There: Lewis Carroll's Literary Heroine as Style (englischsprachig)
10.
Mai
Thomas
Küpper
Essen
"Dress
your age“? Erzählungen über (nicht-)altersgemäße Kleidung
16.
Mai
Andreas
Kraß
Berlin
Josephs
buntes Kleid in Thomas Manns Romanwerk “Joseph und seine Brüder"
24.
Mai
Martina
Wernli
Frankfurt
a.M.
Ein
Hochzeitskleid, Heine und das Exil. Schrift auf unmodischen Textilien
31.
Mai
Kerstin
Kraft
Paderborn
Sich
in Worte kleiden. Über das Verhältnis von Texten und Textilien
7.
Juni
Miriam
Wray
Leeds
Shmaté
in der deutsch-jüdischen Literatur
14.
Juni
Kira
Jürjens
Berlin
Verdichtete
Materie. Literarische Diamanten
21.
Juni
Iris
Schäfer
Frankfurt
a.M.
Feste
Bindung an lose Stoffe: Kleider-Tagebücher als Artefakte, Textsorte und
Inspirationsquelle
28.
Juni
Barbara
Vinken
München
Cross
Dressing
5.
Juli
Julia
Saviello
Frankfurt
a.M.
Vestimentäre
Enthüllungen auf der Suche nach dem Floh
12.
Juli
Christiane
Holm
Halle-Wittenberg
Modeblumen,
Saison, Accessoire und Lebensstil um 1800
Die
Veranstaltung findet jeweils mittwochs, von 18 – 20 Uhr auf dem Campus Westend
der Goethe-Universität, I.G. Farben Gebäude, Raum 411, hybrid via Zoom statt.
Ausnahme: Dienstag, 16.5.23, 18-20 Uhr
Information
und Anmeldung:
https://www.mode.tu-darmstadt.de/forschung_m_ae/forschungsschwerpunkte/dfgnetzwerk_2.de.jsp.
Kontakt:
wernli@lingua.uni-frankfurt.de und i.schaefer@em.uni-frankfurt.de
Interdisziplinäre Vorlesungsreihe stellt das Aufgabenfeld moderner Rechtsmedizin vor
FRANKFURT. Plötzlicher Herztod, häusliche Gewalt, spektakuläre Todesfälle – die neue Vortragsreihe „Interdisziplinäre Rechtsmedizin“ erklärt, warum das Fach nicht nur mit Recht und Medizin zu tun hat. Denn um Vaterschaftstests erfolgreich durchzuführen, DNA-Spuren bei Kriminalfällen richtig zu diagnostizieren und Todesursachen zu klären, braucht es interdisziplinäre Teams. „In unserem Institut arbeiten Mediziner, Pharmazeuten, Molekularbiologen, Botaniker, Chemiker, Physiker und Juristen zusammen“, erklärt Marcel A. Verhoff, Direktor des Rechtmedizinischen Instituts am Universitätsklinikum Frankfurt. Expertise werde aber noch von weitaus mehr Disziplinen angefragt – etwa der Psychologie, Sozialwissenschaft, Zahnmedizin und Archäologie. Im Studium der Archäologie bilden Rechtsmediziner Studierende praktisch in forensischer Anthropologie und Osteologie aus, demonstrieren also, wie historische Skelettfunde identifiziert werden können.
Die neue Vortragsreihe „Interdisziplinäre Rechtsmedizin“ stellt
das breite Aufgabenfeld der Rechtsmedizin vor, berichtet vom neuesten Stand der
Forschung – und klärt interessierte Laien über Mythen auf, die in Krimiserien
über das Metier produziert werden.
Die Vorlesungsreihe „Interdisziplinäre Rechtsmedizin“ wird
eröffnet
am 18.
April 2023, um 18:15 Uhr
mit dem
Vortrag
Tot ist
tot. Oder nicht? Thanatologie – die Lehre vom Tod und seinen Erscheinungen
von
Prof. Dr Marcel A. Verhoff und Prof. Dr. Jens Amendt,
beide
Goethe-Universität.
Die Vorträge finden statt jeweils dienstags am
Universitätsklinikum Frankfurt, Theodor-Stern-Kai 7, 60590 Frankfurt am Main,
Hörsaal 22-2.
Die Vorlesungsreihe behandelt die Basisthemen der Rechtsmedizin:
von Leichenöffnungen zur Klärung der Todesursache über toxische Analysen und
Abstammungstests bis hin zur DNA-Diagnostik an Spuren. Dabei spielen auch die Schwerpunkte
der Frankfurter Rechtsmedizin eine Rolle: etwa die forensische Osteologie,
also die Untersuchung und Beurteilung aufgefundener Knochen; ebenso die
Entomologie, deren Frankfurter Expertise bundesweit und darüber hinaus gefragt
ist - sie bestimmt das Alter von Insekten, die auf Leichen gefunden werden, um
Hinweise auf den Todeszeitraum zu erhalten; und schließlich die DNA-Analyse
beim plötzlichen Herztod: Wenn Autopsie und toxikologische Analysen keine
Todesursache erkennen lassen, kann die „molekulare Autopsie“, also die
genetische Analyse von Blutproben eines Toten auf ein angeborenes Risiko für den
plötzlichen Herztod hinweisen. Diese Erkenntnis hilft wiederum den Lebenden:
Nahe Verwandte eines am plötzlichen Herztod Verstorbenen können sich auf den
Gendefekt untersuchen und gegebenenfalls medikamentös behandeln lassen.
Überhaupt sind es die Lebenden, denen sich die klinische
Rechtsmedizin mit rund der Hälfte aller Untersuchungen zuwendet. „Das war doch
nur ein harmloser Sturz“: Dass Körperverletzungen aufgrund strafbarer
Handlungen wie häuslicher Gewalt und Kindesmisshandlung entstanden sind, kommt
oft erst nur durch rechtsmedizinische Analysen ans Licht. Manches wird dabei
nur erkannt, weil in Fallberichten die Erfahrungen früherer Fälle vorliegen.
Dass medizinische Fallberichte in seinem Fach inzwischen als veraltet und
überholt gelten, bedauert Verhoff. „Manche Fälle gibt es nur ein einziges Mal“
– ohne ihre minutiöse Rekapitulation gehe wichtiges Wissen verloren.
Im Verlauf der neuen Vortragsreihe werden nicht nur einzelne
Themen der Rechtsmedizin behandelt, sondern auch ihr Zusammenspiel bei Fallanalysen
aufgerollt: Begleitet wird ein Fall mit allen beteiligten Expertinnen und
Experten in einem ersten Schritt vom Tatort, der Spurensicherung bis hin zur
Obduktion; im zweiten Teil wird dann die Vernehmung über die Anklage, die
Hauptverhandlung bis zum Urteil verfolgt. Das Ende der Vortragsreihe bildet das
Thema „Rechtsmedizin in den Medien“, voraussichtlich mit einem prominenten
Vertreter der Zunft.
Die Vorträge im Einzelnen:
18. April
Prof. Dr. Marcel A. Verhoff, Prof. Dr. Jens Amendt
Tot ist tot. Oder nicht? Thanatologie – die Lehre vom Tod und
seinen Erscheinungen
25. April
Prof. Dr. Marcel A. Verhoff, PD Dr. Mattias Kettner, Dr.
Constantin Lux
Wenn Leichen sprechen: Was Leichenschau und Obduktion über die
Todesursache verraten
2. Mai
Prof. Dr. Marcel A. Verhoff, Frau Dr. Constanze Nieß
„Das war doch nur ein harmloser Sturz“! Häusliche Gewalt und
Kindesmisshandlung – die klinische Rechtsmedizin als Beweismittel
9. Mai
Prof. Dr. Richard Zehner
Möglichkeiten und Grenzen der forensischen DNA-Analyse
16. Mai
Prof. Dr. Marcel A. Verhoff, Frau Dr. Constanze Nieß
Wenn nur noch Knochen übrig sind – forensische Anthropologie und
Osteologie
23. Mai
Prof. Dr. Stefan Tönnes, PD Dr. Alexander Paulke
Zwischen Rausch und tödlicher Vergiftung: Nachweis und Beurteilung
in der Forensischen Toxikologie
30. Mai
Prof. Dr. Marcel A. Verhoff, Frau Prof. Silke Kauferstein
Von den Toten für die Lebenden: Wie Obduktionen Leben retten, u.a.
am Beispiel des plötzlichen Kindstodes und der Herzgenetik (Molekulare
Autopsie)
6. Juni
Prof. Dr. Markus Parzeller, Frau Dr. Natascha Kern
Der vergessene Tupfer nach einem medizinischen Eingriff - (K)ein
Behandlungsfehler?!
13. Juni
Prof. Dr. Marcel A. Verhoff
Betrunken von einem Glas Sekt? Alkohol, unser „täglich Brot“
20. Juni
Prof. Dr. Marcel A. Verhoff
„Der Strom kommt aus der Steckdose“, „der Ertrinkende reißt immer
die Arme hoch“ – Stromtod und Tod im Wasser
27. Juni
Dr. Constantin Lux
Die Verletzungen lesen – Formen der Gewalt; Schuss
4. Juli
Prof. Dr. Marcel A. Verhoff, PD Dr. Mattias Kettner
Interdisziplinärer Fall Teil I: Tatort, Spurensicherung,
Blutspuren, Obduktion
11. Juli
Prof. Dr. Marcel A. Verhoff, PD Dr. Mattias Kettner
Interdisziplinärer Fall Teil II: Vernehmung, Anklage,
Hauptverhandlung, Urteil
18. Juli
Prof. Dr. Marcel A. Verhoff
Dichtung und Wahrheit – Rechtsmedizin in den Medien
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Marcel A. Verhoff
Institut für Rechtsmedizin
Goethe-Universität
Telefon:
+49 69 6301-7553 (Sekretariat)
E-Mail : anna.mueller@em.uni-frankfurt.de
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de
„1848 in Perspektive“: Ringvorlesung der Goethe-Universität anlässlich des 175-jährigen Paulskirchen-Jubiläums
FRANKFURT. Wann unterstützen Religionen revolutionäre Bewegungen und wann stehen sie ihnen feindlich gegenüber? Inwiefern sind revolutionäre Bewegungen auch Reaktionen auf Religion? Diesen und verwandten Fragen geht die interdisziplinäre Ringvorlesung nach, die anlässlich des 175-jährigen Paulskirchen-Jubiläums auf religiöse Dynamiken in revolutionären Umbruchsituationen blickt.
Die Vorlesungsreihe „Revolution-Reaktion-Religion: 1848 in
Perspektive“ wird eröffnet
am 19.
April 2023, um 18:15 Uhr
mit dem
Vortrag
1517 –
Reformation
von
Prof. Dr. Birgit Emich,
Goethe-Universität.
Die Vorträge finden jeweils mittwochs um 18:15 Uhr auf dem Campus
Westend im Hörsaalzentrum HZ 11 statt.
Die Ringvorlesung bettet die Ereignisse um 1848 in ein weites
Panorama gesellschaftlicher Umschwünge ein, die sich von der Reformation 1517
über die Französische Revolution bis hin zur Islamischen Revolution im Iran und
den Maidan-Protesten 2014 in der Ukraine erstrecken. Dabei steht die Frage im
Mittelpunkt, wie sich Religionen und ihre Träger*innen angesichts der
jeweiligen Umschwünge verhalten; denn oft wird die Rolle von religiösen
Überzeugungen, Sprachen und Akteuren übersehen oder schnell mit reaktionären
Umtrieben gleichgesetzt.
Jeder Umbruchsituation ist – in chronologisch aufsteigender
Reihenfolge – eine Vorlesung gewidmet. Die 1848-Revolution bildet eine
Ausnahme: Sie wird in vier thematisch differenzierten Veranstaltungen in der
Mitte der Reihe behandelt. Für die
Einzeltermine konnten zahlreiche namenhafte Expertinnen und Experten wie
Friedrich Wilhelm Graf, Michael Hochgeschwender, Stefan Rinke und Regine Elsner
gewonnen werden. Eine Podiumsdiskussion zum Abschluss bündelt die Erträge
der Veranstaltung und gibt einen Ausblick auf aktuelle Entwicklungen.
„Das Jubiläum der Paulskirche bietet einen willkommenen Anlass,
das komplexe Verhältnis zwischen Religiosität und politischen und sozialen
Wandel historisch neu auszuleuchten und so eine Perspektive zu eröffnen, die in
der öffentlichen Auseinandersetzung mit 1848 im Moment kaum präsent ist“,
erklärt Prof. Dr. Birgit Emich, die Sprecherin der „Schnittstelle Religion“. Die neu entstehende Plattform
gibt interdisziplinär Einblicke in die religionsbezogene Forschung der
Goethe-Universität Frankfurt. Sie gehört neben dem Forschungsverbund „Dynamiken
des Religiösen“ und dem „Buber-Rosenzweig-Institut“ zu den Veranstaltern der
Ringvorlesung.
Weitere Termine und Themen im Überblick:
26. April
Prof. Dr. Michael Hochgeschwender,
München
1776 - Nordamerika
3. Mai
Prof. Dr. Damien Tricoire,
Trier
1789/1791 – Frankreich und Haiti
10. Mai
Prof. Dr. Dr. hc. Stefan Rinke,
Berlin
Erste Hälfte 19. Jh. – Lateinamerika
17. Mai
Prof. em. Dr. Dieter Hein,
Frankfurt
1848 (1) – Kult der Nation
24. Mai
Prof. Dr. Gabriele Clemens,
Saarbrücken
1848 (2) – Katholizismus in Italien
31. Mai
Prof. em. Dr. Dr. hc. Friedrich Wilhelm Graf,
München
1848 (3) – Protestantismus
7. Juni
Prof. Dr. Christian Wiese,
Frankfurt
1848 (4) – Judenemanzipation
14. Juni
Prof. Dr. Birgit Aschmann,
Berlin
19. Jh. – Spanien
21. Juni
Dr. Sandra Dahlke,
Moskau
1917 – Oktoberrevolution
28. Juni
Dr. Simon Wolfgang Fuchs,
Freiburg
1979 – Iran
5. Juli
Prof. Dr. Regina Elsner,
Münster
1991/2014 – Ukraine
12. Juli
Prof. Dr. Birgit Emich, Prof. Dr. Andreas Fahrmeir, Prof. Dr.
Johannes Völz,
Frankfurt
Bilanz und Ausblick: Podiumsdiskussion
Information
Louise
Zbiranski
Referentin
für Wissenschaftstransfer und -kommunikation
Forschungsverbund
„Dynamiken des Religiösen“
info.dynamiken@uni-frankfurt.de
https://dynamiken-des-religioesen.uni-frankfurt.de | Twitter:
@DynaRelGU
Raubgut-Projekt an der Universitätsbibliothek Frankfurt geht in Verlängerung. Zwischenbilanz: Bereits 349 Raubgut-Bände ermittelt.
FRANKFURT. Die Ausstellung „StolperSeiten – NS-Raubgut in der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main“ wird zum Tag der Provenienzforschung am 12. April 2023 als virtueller 360°-Rundgang online verfügbar sein. Sie basiert auf einem Projekt, in dem die Bibliothek mit Förderung des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste nach Büchern im Bestand forscht, die Verfolgten der NS-Zeit zuzuordnen sind. Die vergleichsweise häufigen Funde waren Anlass für die Verlängerung. Das Projekt läuft nun bis November 2024. Es gab bereits mehrere Restitutionen an jüdische und andere Organisationen.
„StolperSeiten“ war der Titel einer vielbeachteten Ausstellung der Bibliothek im Jahre 2022 zu „NS-Raubgut in der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main“. Ab sofort ist diese Ausstellung wieder geöffnet, nun aber als virtueller 360°-Rundgang. In der Ausstellung wird der historische Rahmen gespannt, der ab 1933 zu hunderttausendfachem Raub von Kulturgütern in Deutschland und Europa führte. Im Fokus stehen dabei die Stadt Frankfurt und vor allem deren Bibliotheken und wie diese in den organisierten Raub involviert waren und davon profitierten. Viele konkrete Unrechtsfälle werden benannt. Außerdem wird mit teils interaktiven Elementen die heutige Arbeit der Provenienzforschenden nähergebracht. http://stolperseiten.studiumdigitale.uni-frankfurt.de/
Die Gestaltung der Online-Ausstellung ist ein Projekt von fuels – Future Learning Spaces. Das vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst geförderte Verbundprojekt der Goethe-Universität, der TU Darmstadt und Hochschule Darmstadt hat zum Ziel, innovative Technologien wie 360°, Augmented und Virtual Reality in die Hochschullandschaft zu tragen. Mehr Informationen unter: https://futurelearning.space/
Projekt zur Ermittlung von nationalsozialistischem Raubgut
Im November 2020 startete das Team Provenienzforschung der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main (UB JCS) mit einem Projekt zur Ermittlung von nationalsozialistischem Raubgut in einem ersten Teilbestand, der rund 80.000 Bände umfasst. Gesucht wird dort nach sogenanntem „verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut“, also Bücher die in der NS-Zeit von verfolgten Personen oder Institutionen geraubt oder abgepresst wurden. Bibliotheksdirektorin Daniela Poth über die Beweggründe, in der Bibliothek nach NS-Raubgut zu forschen: „Wir sehen es als moralische Verpflichtung, das in der NS-Zeit begangene Unrecht aufzudecken und in der Öffentlichkeit zu dokumentieren, wenn man es auch damit nicht wiedergutmachen kann. Darin sind sich Universitätsleitung, Bibliotheksleitung und Projektleitung einig.“ Das Projekt der UB JCS der Goethe-Universität wird gefördert vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste. Die Stadt Frankfurt gibt einen Zuschuss zu den Projektkosten, da auch viele Bücher betroffen sind, die sich zwar als Dauerleihgabe in der UB JCS befinden, aber historisch bedingt städtisches Eigentum sind.
Vor allem vor dem Hintergrund der vergleichsweise hohen Fundzahlen wurde der Antrag zur Verlängerung des Projekts bewilligt, so dass dieses nun bis November 2024 laufen wird. Somit befindet sich das Projekt seit wenigen Monaten in der zweiten Hälfte der Laufzeit. Zeit für eine Zwischenbilanz. Bislang wurden knapp 40.000 Bände einzeln am Regal überprüft, ob es in ihnen Hinweise auf Vorbesitzer*innen gibt. Dies ist tatsächlich in einem ungewöhnlich hohen Prozentsatz von rund 39% der Fall. Somit mussten bisher über 15.000 Bände näher geprüft werden, um zu klären, ob es einen Verdacht auf Raubgut gibt. Bei über 3.800 Büchern liegt ein Anfangsverdacht vor, bei 200 Büchern ein starker Verdacht und bei 349 Büchern handelt es sich um bestätigte Raubgutfälle. Mit der Ermittlung dieser Zahlen und der frei zugänglichen Dokumentation dieser Fälle im Suchportal der Bibliothek endet aber die Arbeit des Projektteams nicht. Bei allen bestätigten Raubgutfällen recherchieren die Projektmitarbeitenden, ob es Nachfahren oder Nachfolgeinstitutionen gibt. Ist diese teils sehr aufwändige Suche erfolgreich, nimmt die Bibliothek Kontakt auf und klärt mit den möglichen Restitutionsempfänger*innen, ob eine Rückgabe erwünscht ist oder von ihnen eine andere „faire und gerechte Lösung“ bevorzugt wird.
Dass die Recherchen und Abstimmungen dazu auch viel Zeit in Anspruch nehmen, zeigt die Tatsache, dass es nach Projektbeginn einige Zeit dauerte, bis erste Restitutionen nicht nur vorbereitet, sondern bereits vollzogen werden konnten. So wurden innerhalb des letzten halben Jahres drei Bücher an die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern, ein Buch an die Israelitische Religionsgemeinschaft Baden und acht Bände an die Minerva-Loge zu den drei Palmen in Leipzig restituiert, also zurückgegeben. Auch zu diesen Bänden finden sich entsprechende Nachweise im Suchportal der Bibliothek – als virtuelle „StolperSeiten“. Weitere Restitutionen sind in Vorbereitung und können vermutlich im Laufe des Jahres ihren Abschluss finden.
Weitere Informationen: Dr. Mathias Jehn, Leitung der Abteilung „Kuratieren Fachinformation Vermittlung“, Universitätsbibliothek J. C. Senckenberg, Bockenheimer Landstraße 134-138, 60325 Frankfurt am Main, Tel: +49 (69) 798 39007, E-Mail: m.jehn@ub.uni-frankfurt.de
Kontakt für Pressefragen allgemein: Bernhard Wirth, Stabsabteilungen Personalentwicklung und Öffentlichkeitsarbeit der Bibliothek, Tel. +49 (69) 798 39223; Mail: pr-team@ub.uni-frankfurt.de
Die „International Teacher Education“ (ITE) ermöglicht angehenden Lehrkräften ein Praktikum im Ausland. Im neuen UniReport berichten Studierende von ihren Erfahrungen an amerikanischen und asiatischen Schulen.
Es waren im Februar zwar noch -27 Grad in Minnesota, aber das hat der Stimmung keinen Abbruch getan: Anna, Ecem, Marie und Philipp, Lehramtsstudierende der Goethe-Universität, absolvieren gerade ihr Auslandspraktikum in Minnesota. An der „Twin Cities German Immersion School“ (TCGIS), die sich dem globalen Lernen und einer bi- oder multilingualen Ausbildung verschrieben hat, erwerben sie wichtige Kompetenzen und Erfahrungen für ihre spätere Lehrtätigkeit, wie sie im Gespräch mit dem UniReport berichten. Möglich macht dies die „International Teacher Education“ (ITE) an der Goethe-Universität, kürzlich mit der „Hochschulperle“ des Stifterverbandes als innovatives und beispielhaftes Projekt ausgezeichnet.
In der Akademie für Bildungsforschung und Lehrkräftebildung (ABL) wurde 2016 der Arbeitsbereich etabliert, um die Zahl der Lehramtsstudierenden, die studienbedingt ins Ausland gehen, zu erhöhen. Kooperationsschulen sind unter anderem in Nord- und Südamerika und in Asien. Ein Auslandspraktikum könne entscheidend dazu beitragen, erklärt der Leiter des Bereichs ITE, Andreas Hänssig, sich als Lehrkraft kulturell zu sensibilisieren. Darüber hinaus sei es wichtig, dass das Engagement der Studierenden ins Ausland zu gehen, auch als Studienleistung anerkannt werde: „Wenn Lehrkräfte ihre Schüler*innen auf eine globalisierte Welt, auf eine internationale Zusammenarbeit in multiprofessionellen und multikulturellen Teams vorbereiten sollen, dann ist es wünschenswert, dass sie selber auch über eine gewisse Auslandserfahrung verfügen.“
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Der UniReport 2/2023 steht zum kostenlosen Download bereit unter http://www.unireport.info/aktuelle-ausgabe
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Ringvorlesung an der Goethe-Universität zum gesellschaftlichen Umgang mit Ursachen und Wirkungen des Islamismus in Deutschland und Europa
FRANKFURT. Spätestens seit den Attentaten vom 11. September 2001 wird der radikale Islam in westlichen Gesellschaften als unmittelbare Bedrohung wahrgenommen. Kam diese damals noch vorrangig von außen, so sind radikale Strömungen des Islam heute zu einer innergesellschaftlichen Herausforderung geworden. Was sind die sozialen, politischen, kulturellen und historischen Gründe für diese Entwicklung? Und wie wirken sie sich etwa durch Verunsicherungen und Bedrohungen auf das gesellschaftliche Leben aus?
Zur Erforschung dieser Fragen fördert das Bundesministerium für
Bildung und Forschung (BMBF) deutschlandweit zwölf Forschungsprojekte in der
RADIS-Förderlinie: Sie betreiben Grundlagenforschung zu den Ursachen und
Wirkungen von Islamismus und Radikalisierung in Deutschland und Europa und
denken dabei die gesellschaftliche Relevanz ihrer Forschung immer mit. In der
Förderlinie erheben rund 100 Forschende aus unterschiedlichen Disziplinen u.a.
durch Umfragen und Interviews ein umfangreiches Datenmaterial – etwa darüber,
wie muslimische Organisationen nach Anschlägen mit islamistischem Hintergrund
kommuniziert haben, wie Schule und der islamische Religionsunterricht präventiv
gegen islamistische Radikalisierung vorgehen können und welche Rolle Familie
und soziales Umfeld für den individuellen Prozess der Radikalisierung und die
Abwendung von ihm spielen.
Aktuell ist Halbzeit bei den meisten der bis 2025 geförderten
Projekte. Dies nehmen die Forscher*innen zum Anlass, die ersten gebündelten
Ergebnisse ihrer Studien vorzustellen: Die Ringvorlesung
Islamismus
in Deutschland und Europa: Gesellschaftlicher Umgang mit Ursachen und Wirkungen,
findet
statt donnerstags um 18:15 Uhr
auf dem
Uni Campus Westend.
Sie wird organisiert in Zusammenarbeit mit der
Forschungsinitiative „ConTrust – Vertrauen im Konflikt“ der
Goethe-Universität.
Zum Auftakt der Reihe sprechen am 20. April die
Sozialwissenschaftler PD Dr. Özkan Ezli und Prof. Dr. Levent Tezcan von der
Westfälischen Wilhelms-Universität Münster unter dem Titel „'Man kann den Islam
nur in den eigenen vier Wänden ausleben'. Ressentiment in Theorie und Praxis“.
In ihrem Vortrag geht es darum, wie Diskriminierungs- und Kränkungserfahrungen
in der Einwanderungsgesellschaft verarbeitet werden.
Weitere Vortragende sind der Wissenschaftliche Direktor des
Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität
Hamburg PD Dr. Martin Kahl (Universität Hamburg), Elif Durmaz von der FH
Bielefeld, die Sozialpädagogin Alexandra Schramm (Vechta), Prof. Dr. Mehmet
Kart, Professor für Soziale Arbeit an der IU Internationale Hochschule, und der
Religionssoziologe und Theologe Dr. Youssef Dennaoui von der RWTH Aachen.
Veranstaltet wird die Vortragsreihe von „RADIS – Transfervorhaben
Gesellschaftliche Ursachen und Wirkungen des radikalen Islam in Deutschland und
Europa“, dem Begleit- und Transferprojekt zur Förderlinie am Leibniz-Institut
Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung und dem Institut für
interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld in
Kooperation mit der Forschungsinitiative „ConTrust – Vertrauen im Konflikt.
Politisches Zusammenleben unter Bedingungen der Ungewissheit“. Neben Frankfurt
sind die Universitäten Aachen, Leipzig und Erlangen Orte, an denen die
Ergebnisse des Förderprogramms vorgestellt werden.
Die öffentlichen Vorträge finden im Hörsaalgebäude,
Theodor-W.-Adorno-Platz 5, statt oder im Gebäude der Sprach- und
Kulturwissenschaft (SKW), Rostocker Straße 2. Der Eintritt ist frei.
Die Veranstaltungen im Überblick:
20. April 2023, Hörsaalzentrum HZ 7
"Man kann den Islam nur in den eigenen vier Wänden ausleben".
Ressentiment in Theorie und Praxis
PD Dr. Özkan Ezli / Prof. Dr. Levent Tezcan, Westfälische Wilhelms-Universität
Münster
11. Mai 2023, Hörsaalzentrum HZ 6
Was bestimmt den (institutionellen) Umgang mit Islamismus in
Deutschland?
PD Dr. Martin Kahl, Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an
der Universität Hamburg
25. Mai 2023, Hörsaalzentrum HZ 10
Strategische Kommunikation muslimischer Organisationen nach
Anschlägen mit islamistischem Hintergrund
Elif Durmaz, FH Bielefeld
15. Juni 2023, Hörsaalzentrum HZ 7
Aufgaben und Möglichkeiten des islamischen Religionsunterrichts
und der Schule in der Prävention islamistischer Radikalisierung
Alexandra Schramm, Universität Vechta
29. Juni 2023, Sprach- und Kulturwissenschaft (SKW) – SKW B
Die Rolle von Sozialisationsinstanzen in Prozessen der Hinwendung
zum und Abwendung vom Islamismus
Prof. Dr. Mehmet Kart, IU Internationale Hochschule
6. Juli 2023, Hörsaalzentrum
HZ 13
Umkämpfte Religion: Überbietungskämpfe im Islam und ihre Folgen
dargestellt am Beispiel des Salafismus in Marokko und Deutschland
Dr. Youssef Dennaoui, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen
Weitere Informationen unter: www.radis-forschung.de/ringvorlesung und https://contrust.uni-frankfurt.de
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Büro für
PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de
Zum UNISTART werden über 2.000 Erstsemester erwartet. Begrüßung von Universitätspräsident Enrico Schleiff, Kulturdezernentin Ina Hartwig und dem AStA.
FRANKFURT. Die Goethe-Universität wird am Mittwoch, 5. April, ihre neuen Studierenden begrüßen: Für ungefähr 2.000 „Erstis“ startet das Sommersemester 2023 mit einer großen fachübergreifenden Veranstaltung im Hörsaalzentrum auf dem Campus Westend. Begrüßt werden sie von Dr. Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt, Universitätspräsident Prof. Enrico Schleiff sowie dem AStA-Vorstand. Die Ansprachen werden live im Netz übertragen. Medienvertreter*innen sind herzlich eingeladen, sich einen Eindruck vom UNISTART zu verschaffen.
Universitätspräsident Prof. Enrico Schleiff betont: „Der UNISTART ist eine tolle Gelegenheit für alle Erstsemester, sich einen Eindruck von den vielen Möglichkeiten an der Uni zu verschaffen, aber auch mit ihren Kommiliton*innen in Kontakt zu treten. Ich freue mich viele zu sehen, die an der Goethe-Universität studieren oder studieren werden. Auf sie wartet eine aufregende Lebensphase, in der sie sich nicht nur berufliche Perspektiven erarbeiten, sondern auch viele bereichernde Menschen kennen lernen und sich in unterschiedlichsten Initiativen engagieren können.“
Auf der Veranstaltung wartet ein reichhaltiges Programm auf die neuen Studierenden: Neben den offiziellen Begrüßungsansprachen (ab 13.00 Uhr im Hörsaal 2) finden zahlreiche Vorträge, Q&A-Sessions und ein spannendes Workshop-Programm über den Tag verteilt statt. So stellen sich unter anderem das Hochschulrechenzentrum, der Hochschulsport und das Schreibzentrum vor. Drei Workshops zum Thema Nachhaltigkeit zeigen unter anderem auf, wie Studierende die sozial-ökologische Transformation an Hochschulen vorantreiben können. Auf der begleitenden Messe im Hörsaalzentrum haben die Erstis die Möglichkeit, direkt mit zentralen Ansprechpartnern der Goethe-Universität sowie höheren Fachsemestern ins Gespräch zu kommen.
Der reguläre Vorlesungsbetrieb für alle Studierenden beginnt ab dem kommenden Montag. Insgesamt wird mit ungefähr 41.000 Studierenden im Sommersemester gerechnet. Besonders nachgefragt waren erneut Fächer wie Zahnmedizin und Pharmazie.
Mehr zum Programm der UNISTART-Begrüßungsveranstaltung unter www.unistart-frankfurt.de/
Internationales Forschungsteam aus Deutschland, Österreich, Kanada, den Niederlanden und den USA wendet neues Verfahren zur Karbonat-Analyse auf Eierschalen von Dinosauriern, Reptilien und Vögeln an
Troodon,
ein mit heutigen Vögeln eng verwandter Dinosaurier, war zwar ein Warmblüter.
Sein Fortpflanzungssystem jedoch ähnelte dem von Reptilien. Dies hat ein internationales
Forschungsteam unter Leitung der Goethe-Universität Frankfurt jetzt
festgestellt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wandten eine neue
Methode zur genauen Bestimmung der Temperatur an, bei der die Kalkschalen der
Dinosauriereier gebildet wurden. Außerdem zeigten die Forschenden, dass ein
Troodon-Gelege vier bis sechs Eier umfasste. Da Nester mit bis zu 24 Eiern
gefunden wurden, schließen die Forschenden, dass mehrere Troodon-Weibchen ihre
Eier in Gemeinschaftsnester legten.
FRANKFURT. In Millionen von Jahren und als Folge
vieler kleiner Veränderungen entwickelte sich eine bestimmte Gruppe von
Dinosauriern, die Theropoden, zu den Vögeln, die wir heute auf unserem Planeten
fliegen sehen. Vögel sind damit die einzigen Nachfahren der Dinosaurier, die
das katastrophale Aussterben überlebten, das vor 66 Millionen Jahren die
Kreidezeit beendete.
Troodon war ein solcher Theropode. Der fleischfressende Dinosaurier
war etwa zwei Meter lang und bevölkerte vor etwa 75 Millionen Jahren die weiten,
halbtrockenen Landschaften Nordamerikas. Wie einige seiner
Dinosaurier-Verwandten besaß Troodon einige vogelähnliche Merkmale wie hohle
und leichte Knochen. Troodon bewegte sich auf zwei Beinen fort und hatte voll
entwickelte, gefiederte Flügel. Da er jedoch recht groß war, konnte er nicht
fliegen. Stattdessen lief er wahrscheinlich recht schnell und fing seine Beute
mit seinen starken Krallen. Troodon-Weibchen legten Eier, die mehr den
asymmetrischen Eiern moderner Vögel glichen als den runden Eiern von Reptilien,
den ältesten Verwandten aller Dinosaurier. Die Troodon-Eier waren gefärbt und wurden
halb in den Boden eingegraben aufgefunden. Sie wurden von Troodon wahrscheinlich
sitzend bebrütet.
Ein internationales Wissenschaftsteam um Dr. Mattia Tagliavento
und Prof. Jens Fiebig von der Goethe-Universität Frankfurt hat nun das
Kalziumkarbonat einiger gut erhaltener Troodon-Eierschalen untersucht. Die
Forscher nutzten dafür eine von Fiebigs Arbeitsgruppe im Jahr 2019 entwickelte
Methode, die „dual clumped isotope thermometry“. Damit konnten sie messen,
inwieweit schwere Elementvarianten (Isotope) von Sauerstoff und Kohlenstoff im Karbonat
nebeneinander gruppiert vorkommen. Das Ausmaß dieser „Isotopengruppierung“ ist
temperaturabhängig und ermöglichte es daher den Wissenschaftlern, die
Temperatur zu bestimmen, bei der die Karbonate kristallisierten.
Bei der Analyse der Troodon-Eierschalen stellte das Forscherteam fest,
dass diese bei Temperaturen von 42 und 30 Grad Celsius gebildet wurden. Mattia
Tagliavento, Erstautor der Studie, erklärt: "Die Isotopenzusammensetzung
der Troodon-Eierschalen zeigt, dass diese ausgestorbenen Tiere eine
Körpertemperatur von 42°C hatten und in der Lage waren, diese auf etwa 30°C zu
senken, wie moderne Vögel."
Um herauszufinden, ob Troodon modernen Vögeln oder Reptilien
ähnlicher war, untersuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Isotopenzusammensetzung
der Eierschalen verschiedener Reptilien (Krokodil, Alligator und verschiedene
Schildkrötenarten) und Vögel (Huhn, Spatz, Zaunkönig, Emu, Kiwi, Kasuar und
Strauß). Sie fanden zwei unterschiedliche Isotopenmuster: Die Schalen von
Reptilieneiern haben eine Isotopenzusammensetzung, die einer Bildung bei der Umgebungstemperatur
entspricht. Dies rührt daher, dass die Tiere kaltblütig sind und ihre Eier
langsam bilden. Bei Vögeln hingegen ist eine sogenannte „nicht-thermische
Signatur“ in der Isotopenzusammensetzung erkennbar, die darauf hindeutet, dass
die Eierschalenbildung sehr schnell erfolgt. Tagliavento: „Wir glauben, dass
diese sehr hohe Produktionsrate damit zusammenhängt, dass Vögel im Gegensatz zu
Reptilien nur einen Eierstock haben. Da sie jeweils nur ein Ei nach dem anderen
produzieren können, müssen Vögel dies schneller tun“.
In den Troodon-Eierschalen konnten die Forscher die für Vögel typische
Isotopenzusammensetzung nicht feststellen. Tagliavento ist überzeugt: „Dies
zeigt, dass Troodon seine Eier auf eine Weise gebildet hat, die eher mit der moderner
Reptilien vergleichbar ist, und es deutet darauf hin, dass sein
Fortpflanzungssystem noch aus zwei Eierstöcken bestand.“
Unter der zusätzlichen Berücksichtigung des bereits bekannten
Körper- und Eierschalengewichts von Troodon berechneten die Forscherinnen und
Forscher anhand ihrer Analysen, dass Troodon nur 4 bis 6 Eier pro Fortpflanzungsphase
produzierte. „Diese Beobachtung ist besonders interessant, weil Troodon-Nester
normalerweise groß sind und bis zu 24 Eier enthalten“, erklärt Tagliavento. „Wir
denken, dass dies ein deutlicher Hinweis darauf ist, dass Troodon-Weibchen ihre
Eier in Gemeinschaftsnester legten. Ein solches Verhalten beobachten wir
heutzutage bei modernen Straußen.“
Dies seien sehr spannende Erkenntnisse, findet Jens Fiebig: „Ursprünglich
haben wir die ‚dual clumped isotope'-Thermometrie entwickelt, um die
Temperaturen der Erdoberfläche vergangener geologischer Epochen genau zu
rekonstruieren. Unsere neue Untersuchung zeigt, dass unsere Methode nicht nur
eine zuverlässige Rekonstruktion der Temperatur erlaubt, sondern auch ermöglicht
zu untersuchen, wie sich die Biomineralisierung von Karbonaten im Laufe der
Erdgeschichte entwickelt hat.“
Publikation: Mattia Tagliavento, Amelia J. Davies, Miguel Bernecker, Philip T. Staudigel, Robin R. Dawson, Martin Dietzel, Katja Goetschl, Weifu Guo, Anne S. Schulp, François Therrien, Darla K. Zelenitsky, Axel Gerdes, Wolfgang Müller, Jens Fiebig: Evidence for heterothermic endothermy and reptile-like eggshell mineralization in Troodon, a non-avian maniraptoran theropod. PNAS (2023) https://www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.2213987120
Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/134845598
Bildtext: So könnte es ausgesehen
haben: Zwei Troodons mit einem gemeinsamen Nest. Bild:
Alex Boersma/PNAS
Beteiligte
Partner:
Institute of Geosciences, Goethe
University Frankfurt, Germany
Frankfurt Isotope and Element Research Center (FIERCE), Goethe University
Frankfurt, Germany.
Institute of Applied Geosciences, Graz University of Technology, Austria.
Royal Tyrrell Museum of Palaeontology, Drumheller, Canada.
Department of Geoscience, University of Calgary, Canada.
Naturalis Biodiversity Center, Leiden, the Netherlands
Department of Earth Sciences, Universiteit Utrecht, the Netherlands
Department of Geosciences, University of Massachusetts, USA
Morrill Science Center, Amherst, USA
Department of Geology and Geophysics, Woods Hole Oceanographic Institution, USA
Hintergrund:
Thermometer
für die Erdgeschichte: „Dual clumped isotope“-Methode zur Karbonatanalyse (2020)
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/geowissenschaften-exakte-klimadaten-aus-der-vergangenheit/
Weitere Informationen:
Goethe-Universität
Frankfurt
Institut
für Geowissenschaften
Dr. Mattia Tagliavento
Tel. +49 176 64735849
Tagliavento@geo.uni-frankfurt.de
apl. Prof. Dr. Jens Fiebig
Tel: +49 (0) 69 798 40182
Jens.Fiebig@em.uni-frankfurt.de
Naturalis Biodiversity Center und Utrecht University,
Leiden/Utrecht, Niederlande
Prof. Dr. Anne S. Schulp (Englisch, Deutsch, Niederländisch)
Tel: +31 6 51229317
anne.schulp@naturalis.nl / a.s.schulp@uu.nl
Twitter-Handles:
@goetheuni @UUGeo @UMass @UniGraz @WHOI @Naturalis_Sci @RoyalTyrrell @UCalgarySWC @anneschulp @Naturalis_Sci @museumnaturalis
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent
für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Auszeichnung für wissenschafts- und hochschulpolitische Themen wird zum achten Mal seit 2008 verliehen.
FRANKFURT. Das wissenschaftliche Scheitern als Chance, die Gefahren staatlicher Einflussnahme und die Vorbildfunktion wissenschaftlicher Biographien: Faszinierende Themen stehen im Fokus der Verleihung des diesjährigen Goethe-Medienpreises für wissenschafts-und hochschulpolitischen Journalismus an drei herausragende Autorenteams bzw. Einzelautoren renommierter Medien. Prämiert werden drei Arbeiten, die 2021 und 2022 in Print- und Hörfunkmedien erschienen sind.
Jeanette Schindler befasst sich in ihrem Radiofeature mit einem oftmals tabuisierten Thema in der Wissenschaft: mit dem Scheitern. Jede*r Wissenschaftler*in möchte ein Forschungsprojekt erfolgreich zu Ende führen, Misserfolge sind nicht intendiert. Aber birgt nicht auch ein Irrweg, so die Ausgangshypothese in Schindlers Feature, ein Erkenntnispotenzial? Sogenannte „Nullbefunde“ werden bislang im Wissenschaftsbetrieb nicht publiziert oder dokumentiert, obwohl die Forschungsdaten nützlich sein könnten. Jeanette Schindler zeigt in ihrem Beitrag ebenfalls auf, dass gerade Nachwuchswissenschaftler*innen unter großem Druck stehen, sich zu bewähren. In der Corona-Pandemie reagierten viele Menschen, auch Politiker*innen, verärgert und misstrauisch, wenn Wissenschaftler*innen falsche Annahmen in Bezug auf das Corona-Virus korrigieren mussten. Die Jury erkannte dieser mit interessanten und vielfältigen Stimmen angereicherten Arbeit („Scheitern in den Wissenschaften“, Radiofeature SWR 2, gesendet am 3. März 2022) den ersten Preis zu, der mit 4000 € dotiert ist.
Fördert die deutsche Wissenschaft indirekt das chinesische Militär? Sind die
deutschen Wissenschaftler*innen und Universitäten sich der Gefahr eines
Know-How-Transfers bewusst und wie gehen sie damit um? Diesen Fragen ist ein
Autoren- und Rechercheteam von Süddeutsche Zeitung, Correctiv, Deutsche Welle
und Deutschlandfunk in einer Recherche zusammen mit weiteren europäischen
Partnern nachgegangen. Die Beiträge im Rahmen der “China Science Investigation"
erschienen am 19. und 20.Mai 2022, dafür erhält das Team von der Jury den mit
1800 € dotierten zweiten Preis. Die Journalist*innen werteten tausende
wissenschaftliche Paper aus und recherchierte im chinesischen Netz zu den
persönlichen Verstrickungen zahlreicher chinesischer Wissenschaftler mit dem
chinesischen Militärapparat. Mit der Recherche konnte aufgezeigt werden, dass
in vielen Fällen die Universitäten, an denen chinesische Kolleg*innen arbeiten,
dem chinesischen Militär nahe oder sind ihm sogar ganz unterstellt sind. Mit
der Recherchearbeit konnten der deutschen Wissenschaftspolitik wichtige Impulse
gegeben werden, um das Verhältnis gegenüber China nachhaltig auf den Prüfstand
zu stellen.
Die
mit 1000 € dotierte dritte Preisträgerarbeit von Friederike Haupt („Vorbilder“,
erschienen in der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 5.12.2021) befasst
sich mit zwei Physikerinnen, die die Welt verändert haben, wenn auch in ganz
unterschiedlichen Epochen und gesellschaftlichen Sphären: Es geht um eine
biographische Parallelität, auch um die Bedeutung von Vorbildern, um sich in
bewegten Zeiten orientieren zu können. Friederike Haupt zeichnet in ihrem
Beitrag einfühlsam und anschaulich nach, wie stark die Wissenschaftlerin Marie
Curie die Politikerin Angela Merkel auf ihrem Weg geprägt hat. Merkel war 18
Jahre Bundesvorsitzende der CDU, 16 Jahre lang Bundeskanzlerin; auch wenn sie
zum Ende ihrer Amtszeit betont hat, dass Politiker*innen keine Vorbilder sein
müssten, hat sie in Reden immer wieder Bezug auf Marie Curie genommen, um
gerade junge Mädchen und Frauen zu motivieren, ihren Weg zu gehen, auch und
gerade in die Wissenschaft.
Der
Präsident der Goethe-Universität, Prof. Enrico Schleiff, sagt:
„Wichtige und relevante wissenschaftliche oder gesellschaftliche Themen, oft
mit komplizierten Hintergründen und Zusammenhängen, so aufzuarbeiten, dass
sowohl die Frage als auch die Antwort verständlich und greifbar für die Breite
der Gesellschaft wird, ist eine hohe Kunst und von unschätzbarem Wert. Das
deutsche Wissenschaftssystem hat viel für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft
zu bieten, und dies durch Wissenschaftskommunikation auf höchstem Niveau zu
vermitteln ist wichtiger denn je. Mit dem Goethe-Medienpreis wird zum
wiederholten Mal außerordentliche Qualität im wissenschafts- und
hochschulpolitischen Journalismus ausgezeichnet. Die prämierten Beiträge
diskutierten die Funktionsweise der Wissenschaft, den Wert der
wissenschaftlichen Bildung für die Selbstbestimmung des Individuums und ihre
Verantwortung in der internationalen Zusammenarbeit - drei Fragen mit Relevanz
für die Akzeptanz der wissenschaftlichen Erkenntnisse. Wir danken unseren
Partnern, der FAZIT-Stiftung und dem Deutschen Hochschulverband, für die
Möglichkeit, seit langem herausragende Leistungen im Wissenschaftsjournalismus
auch als Role Model für zukünftige Arbeiten auszeichnen zu können.“
Für
die Jury erklärte Carsten Knop, Herausgeber der Frankfurter Allgemeine
Zeitung (FAZ): „Die ausgezeichneten Arbeiten sind Musterbeispiele für
sorgfältige Recherche, kenntnisreiche Darstellung und für eine Sprache, die
ihrem Thema gerecht wird. Der nachforschende, nachfragende, nachdenkliche
Journalismus ist nicht von gestern, sondern sehr lebendig. Und das gilt
natürlich nicht nur für geschriebene Texte, sondern auch für die Audio- und
Videoformate im Wettbewerb. Die Jury findet: Die Beiträge von Jeanette
Schindler, Lea Weinmann (et al.) und Friederike Haupt sind ausgezeichneter
Journalismus, und sie stehen für das, was den Beruf immer ausgezeichnet hat und
ausmachen wird.“
Der Präsident des Deutschen Hochschulverbandes (DHV), Prof. Dr. Bernhard Kempen: „Journalistinnen und Journalisten erklären der Öffentlichkeit nicht nur die Hochschulwelt oder die Forschung. Zu ihren Kernaufgaben gehört vielmehr auch, zu hinterfragen und einzuordnen, mithin kritisch und unbequem zu sein, weil sie Distanz haben und wahren müssen. Mein herzlicher Glückwunsch geht an die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger, die diesen Anspruch in herausragender Weise erfüllen. Ihre Arbeiten stehen für qualitätsbewussten wissenschafts- und hochschulpolitischen Journalismus, für den der Goethe-Medienpreis als bundesweit erste Auszeichnung dankenswerter Weise seit nunmehr 15 Jahren eine Bresche schlägt.“
Der
2008 von der Goethe-Universität ins Leben gerufene und von der FAZIT-Stiftung
unterstützte, unabhängige Medienpreis prämiert 2022/23 zum achten Mal
stilistisch und inhaltlich herausragende Beispiele für hochschul- und
wissenschaftspolitischen Journalismus. Mit dem Preis wollen die Jury und die
Initiatoren des Preises einen Impuls geben, um dieser Gattung von Journalismus
mehr Beachtung zu verschaffen. Der Goethe-Medienpreis wurde am 3. April 2023 im
Rahmen der „Gala der Deutschen Wissenschaft“ des DHV im Berliner Schauspielhaus
verliehen.