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Okt 19 2017
10:22

1. Stiftertag ehrt Persönlichkeiten, die das Profil der Goethe-Universität als Stiftungsuniversität und darüber hinaus in den letzten Jahren entscheidend mitgeprägt haben

Pioniere der Stiftungsuniversität

FRANKFURT. Zum Anlass ihres 1. Stiftertages am 18. Oktober, ihrem 103. Geburtstag, nimmt die Goethe-Universität prominente Ehrungen vor. Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht die Kassel-Stiftung, die im Jahr 2017 ihr zehnjähriges Bestehen feiert. Stifterin war die Anfang 2007 verstorbene Gertrud Kassel, Witwe des Frankfurter Bankiers Alfons Kassel, der 1975 gestorben war. Aus den Erträgen des Vermögens in Höhe von 33 Millionen € unterstützt die Stiftung, deren alleiniger Zweck die Förderung der Goethe-Universität ist, seit 2007 wichtige Projekte in Forschung und Lehre. Mit einem Gesamtvolumen von bis heute über 7 Mio. € hat die Kassel-Stiftung in den letzten zehn Jahren Projekte aus Geisteswissenschaften, Naturwissenschaften und Medizin gefördert, ebenso die Entwicklung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Insgesamt kamen bisher 70 universitäre Vorhaben in den Genuss einer namhaften finanziellen Unterstützung. Eine besondere Rolle bei der Anbahnung und Entwicklung der Kassel-Stiftung kommt dabei dem früheren Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Ekkehardt Sättele zu, der zugleich Vorstandsvorsitzender der Stiftung ist. Für seine besonderen Verdienste um die Stiftungsuniversität verlieh ihm die Goethe-Universität 2012 den Titel „Ehrensenator“. Gleichzeitig ist Sättele Vorstandsmitglied der Stiftung Polytechnische Gesellschaft.

Die Präsidentin der Goethe Universität, Professor Birgitta Wolff, sagte anlässlich der Feier im Casino des Campus Westend: „Die Kassel-Stiftung stand 2007 an der Wiege zur Neugründung der Frankfurter Stiftungsuniversität. Ihre bundesweit beachtete Vorstellung im Sommer 2007 war auch für die noch bevorstehende Gründung der Frankfurter Stiftungsuniversität ein enorm starkes Signal. Die Goethe-Universität bedankt sich für die großartige Unterstützung vieler ihrer wichtigsten Anliegen durch die Kassel-Stiftung in den letzten zehn Jahren.“

Geehrt als „Scientist of the year“ der Alfons und Gertrud Kassel-Stiftung wird Joachim Curtius, Professor für experimentelle Atmosphärenforschung am Institut für Atmosphäre und Umwelt der Goethe-Universität, der in seiner Forschung ein hoch aktuelles wissenschaftliches Thema vertritt. Im Rahmen des CLOUD-Experiments am CERN untersucht er, welche Einflüsse menschgemachte und natürliche Spurengase sowie die kosmische Strahlung auf die Wolkenbildung und damit auch auf das Klima haben. Mit Hilfe von modernen Massenspektrometern und in seiner Arbeitsgruppe entwickelten Ionisationsverfahren werden Spurengase wie beispielsweise Schwefelsäure und stark oxidierte organische Substanzen in kleinsten Konzentrationen nachgewiesen und die Bildung von Molekülclustern beobachtet. Weiterhin entwickelt er Verfahren zur Bestimmung der Anzahl und chemischen Komposition von kleinsten Aerosolpartikeln und von Eiskeimen in der Atmosphäre. Für Messungen in der Atmosphäre nutzt er das deutsche Forschungsflugzeug HALO und das Taunus-Observatorium der Goethe-Universität am Kleinen Feldberg. Er ist Koordinator eines Doktorandenprogramms der EU, Sprecher der DFG-Forschergruppe INUIT und Mitglied in den wissenschaftlichen Lenkungsausschüssen für das CLOUD-Projekt und das HALO-Flugzeug.

Für ihre besonderen Verdienste erhalten im Rahmen der Feier drei Persönlichkeiten die Auszeichnung „Ehrenmedaille der Goethe-Universität“:

Traudl Herrhausen setzte sich als Abgeordnete im Hessischen Landtag in besonderem Maße für die Autonomie von Hochschulen ein. Ihr Papier „Modell einer neuen Hochschule“, welches sie als Sprecherin für Hochschulpolitik der CDU an alle Landtagsfraktionen sowie alle Präsidentinnen und Präsidenten der Hochschulen des Landes Hessen richtete, ebnete den Weg für mehr Eigenverantwortung der Universitäten. Sie plädierte leidenschaftlich für eine höhere Wettbewerbsfähigkeit der Hochschulen, für die die universitäre Selbstständigkeit Grundvoraussetzung sei. Mit ihrem Einsatz für die Änderung des Hessischen Hochschulgesetzes um die Jahrtausendwende hat sie den Weg für die Umwandlung der Goethe-Universität in eine Stiftungsuniversität im Jahr 2008 mitgestaltet.

Im Jahr 2009 führte die Goethe-Universität das „Frankfurter Modell der W-Besoldung“ ein. Es sollte Professorinnen und Professoren zusätzliche Anreize für die Erbringung hervorragender Leistungen in Forschung und Lehre bieten. Dazu wurde eine überschaubare Zahl an Leistungsparametern definiert, die mit den globalen Zielen der Goethe-Universität in Einklang stehen (z.B. Publikationen, Drittmittel, Lehrevaluationen, Abschlussarbeiten). Eine Kommission aus „Elder Statesmen“, der Prof. Reinhard Hujer vorstand, überwachte das Verfahren und gab Empfehlungen. Hujer koordinierte und leitete die Arbeit des Ausschusses mit viel Einsatz, Umsicht und Verlässlichkeit. Dabei informierte der emeritierte Professor für Professor für Statistik und Ökonometrie kontinuierlich das Präsidium und den Senat der Goethe-Universität. Auch der Senatskommission zur W-Besoldung stand er für Rückfragen und als Berater zur Verfügung. Dass die Elder Statesmen innerhalb der Kommission trotz der Zugehörigkeit zu verschiedenen Disziplinen stets zu einem einstimmigen Ergebnis kamen, war der sachlichen Handlungsführung von Reinhard Hujer zu verdanken. Somit hat sein ehrenamtliches Engagement entscheidend dazu beigetragen, dass das Verfahren universitätsweit Akzeptanz gefunden hat.

Harald Müller, 1999 bis 2016 Professor für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Internationale Beziehungen/Friedens- und Konfliktforschung an der Goethe-Universität, widmete sein ganzes akademisches Leben der Frage, wie friedliche internationale Beziehungen erreicht werden können. Neben seiner Professur war er stets als Experte für Abrüstungs- und Sicherheitspolitik geschätzt; unter anderem fungierte er mehrfach als Mitglied der deutschen Delegation bei der Überprüfungs- und Verlängerungskonferenz des Nuklearwaffensperrvertrages. Weiterhin war Müller von 1999 bis 2005 Mitglied im Beratungsausschuss zu Abrüstungsfragen des Generalsekretärs der Vereinten Nationen – im Jahr 2004 als Vorsitzender. 2011 bis 2016 war er Vizepräsident des „EU Consortium on Non-Proliferation“. Ihm ist es hauptsächlich zu verdanken, dass die Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK), für die er seit 1976 wissenschaftlich tätig war und seit 1995 Vorstandsmitglied ist, im Jahr 2009 als Teil der Leibniz-Gesellschaft etabliert und anerkannt werden konnte. Unter seiner Leitung schloss die HSFK 1997 ein dauerhaftes Kooperationsabkommen mit der Goethe-Universität ab, in dessen Rahmen drei gemeinsame Professuren geschaffen und der erfolgreiche Master „Friedens- und Konfliktforschung“ ausgearbeitet wurde. Es bildete auch die Grundlage für die Beteiligung der HSFK am Exzellenzcluster „Die Herausbildung Normativer Ordnungen“ der Goethe-Universität, dessen Direktorium Harald Müller 2007 bis 2016 angehörte.