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Jun 18 2014
15:15

Beim „Climate Change Book Launch“ des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ geht es am 26. Juni um Fragen globaler Gerechtigkeit angesichts der Erderwärmung

Philosophische „Klima-Konferenz“ mit Buchpräsentation

FRANKFURT. Der fortschreitende Klimawandel gilt als eine der größten Herausforderungen der Menschheit im 21. Jahrhundert – und das nicht nur in ökologischer Hinsicht. „Der Klimawandel wirft insbesondere eine Reihe von drängenden moralischen Problemen auf“, sagt Darrel Moellendorf, Professor für Internationale Politische Theorie am Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ der Goethe-Universität. Im Namen des Clusters hat er zwei seiner profiliertesten Kollegen nach Frankfurt eingeladen, um den Zusammenhang zwischen Klimawandel und globaler Gerechtigkeit zu beleuchten. Welche Ansprüche haben beispielsweise die ohnehin ärmeren Länder, die unter einer ungebremsten Erderwärmung am meisten leiden würden? Beim „Climate Change Book Launch“ am 26. Juni um 15 Uhr stellen die drei Klimaphilosophen auch ihre neusten Publikationen zur Diskussion.

Die öffentliche Veranstaltung – eine Anmeldung ist erforderlich – findet im Gebäude des Exzellenzclusters auf dem Frankfurter Campus Westend statt. Darrel Moellendorf, der vor rund einem Jahr aus San Diego nach Frankfurt gewechselt ist, wird seine groß angelegte Monographie vorstellen. Sie heißt „The Moral Challenge of Dangerous Climate Change: Values, Poverty, and Policy“. Moellendorf sieht sich in seiner Arbeit maßgeblich von Henry Shue beeinflusst. Dieser wiederum zählt zu den Pionieren der philosophischen Beschäftigung mit den Folgen des Klimawandels – und er gehört ebenfalls zu den teilnehmenden Autoren. Die Aufsatzsammlung „Climate Justice: Vulnerability and Protection“ ist die Quintessenz seiner mehr als 20-jährigen Beschäftigung mit dem Thema. Henry Shue hat lange Zeit an US-amerikanischen Universitäten gelehrt und ist jetzt Professor in Oxford. Von der New York University kommt Dale Jamieson. Er ist Autor des Buches „Reason in a Dark Time: Why the Struggle Against Climate Change Failed – And What It Means for Our Future“

Die drei Philosophen gehen der Frage nach, wie der Klimawandel noch begrenzt werden kann und was dabei aus moralischer Sicht zu beachten ist. Nach Ansicht Darrel Moellendorfs darf sich eine gerechte globale Klimapolitik nicht darauf beschränken, allein den Klimawandel begrenzen zu wollen; sie müsse zugleich die Bekämpfung der weltweiten Armut im Blick behalten. Moellendorf plädiert für eine verteilende und ausgleichende Gerechtigkeit, bei der die reicheren Staaten – deren Wohlstand nicht zuletzt mit einer langen Phase der CO2-Produktion verbunden ist – soziale Verantwortung übernehmen und die Hauptlast des Klimaschutzes tragen. Hier favorisiert Moellendorf das Prinzip der Zahlungsfähigkeit („ability-to-pay“).

Innerhalb eines begrenzten Zeitrahmens sollten, so Moellendorf, die ärmeren Länder mehr CO2 ausstoßen dürfen, da sie ohne den Einsatz der billigeren fossilen Brennstoffe kaum Chancen hätten, der Armut zu entkommen. Den Industrieländern weist der Gerechtigkeitsphilosoph die Verantwortung zu, ihre Emissionen stark zu reduzieren, um damit das Gesamtniveau der globalen Emissionen zu verringern. Unter einem fortschreitenden Klimawandel hätten die weniger entwickelten Ländern des Südens in besonderem Maß zu leiden. Es drohen Trinkwasserknappheit, Missernten und Überschwemmungen.

Auch Henry Shue hebt hervor, dass die Maßnahmen gegen den Klimawandel nicht zulasten der ärmeren Länder gehen dürfen und sie womöglich in noch größere Armut stürzen. Shue setzt sich unter anderem für eine international koordinierte Abgabe auf die Verwendung fossiler Brennstoffe ein und für die Unterstützung der weniger entwickelten Länder bei einer alternativen Energiegewinnung. Der Philosoph kritisiert die Rolle der USA bei den bisherigen Klimaverhandlungen. Und wenn es um die Ansprüche von Menschen und Gruppen geht, betont Shue auch das Recht zukünftiger Generationen auf angemessene Lebenschancen.

Dale Jamieson schließlich stellt die ganz grundlegende Frage, warum der Kampf gegen den Klimawandel bisher gescheitert ist. Das Thema errege eigentlich nur dann Interesse, wenn die Medien über aktuelle Studien oder Konferenzen berichteten. Nach einer kurzen Phase der Einsicht, dass nun endlich etwas getan werden müsse, bliebe alles beim Alten. Den Menschen fiele es schwer, in solch alltäglichen Dingen wie Autofahren oder Flugreisen ein moralisches Problem zu sehen. Laut Jamieson ist es aber gerade diese Sichtweise auf persönliche Verantwortung, die geändert werden müsse, um adäquat zu reagieren. Die Lage sei zwar ernst, aber nicht hoffnungslos.

Der „Climate Change Book Launch“ findet am 26. Juni um 15.00 Uhr in Raum 5.01 des Gebäudes „Normative Ordnungen“ statt (Campus Westend, Lübecker Straße/Ecke Hansaallee). Nach kurzen Kommentaren der Philosophin Anja Karnein und des Philosophen Andreas Niederberger (beide Goethe-Universität) werden die Autoren ihre Thesen erläutern.

Anmeldung und inhaltliche Information:
Professur Moellendorf, Ellen Nieß, ellen.niess@normativeorders.net, 069/798-31521

Kontakt Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“:
Rebecca Caroline Schmidt (Geschäftsführerin), Tel.: 069/798-31401, rebecca.schmidt@normativeorders.net; Bernd Frye (Pressereferent), Tel.: 069/798-31411, bernd.frye@normativeorders.net; www.normativeorders.net/de/