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Mär 7 2013
15:34

Kolloquium an der Goethe-Universität beleuchtet am 15. und 16. März 2013 die Rolle der aktuellen Krise für eine legitime politische Ordnung

Chancen und Risiken der Europa-Krise

FRANKFURT. Viel ist die Rede von einer bedrohlichen Krise der Europäischen Union und des kontinentalen Integrationsprozesses. Doch handelt es sich dabei um eine andauernd schwierige und vielleicht verfahrene Situation, oder kann man bereits von einem Höhe- und Wendepunkt der Geschehnisse sprechen? Der Begriff der Krise, der ja auch Veränderung impliziert, steht im Mittelpunkt des Kolloquiums „Europa: Krise, Umbruch und neue Ordnung“ an der Goethe-Universität. Veranstalter sind das Wilhelm Merton-Zentrum für Europäische Integration und Internationale Wirtschaftsordnung und der Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“. Die wissenschaftliche Veranstaltung – zugleich XII. Walter-Hallstein-Kolloquium – findet am 15. und 16. März im Gebäude des Exzellenzclusters auf dem Frankfurter Campus Westend statt.

Die europäische Integrationsgeschichte ist Ergebnis des fundamentalen Umsturzes in der politischen Ordnung Europas durch den Zweiten Weltkrieg. Seit jeher steht sie in der Spannung zwischen der Utopie gemeinsamer Freiheit und der Furcht vor dem Verlust vertrauter Ordnungsmuster. Diese Spannung hat sich wiederholt krisenhaft geäußert: im Scheitern der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft 1954, in der französischen „Politik des leeren Stuhls“ 1964, im Zerwürfnis über den Irakkrieg 2003 und in der Ablehnung des Verfassungsvertrages in zwei Referenden 2004.

Was an der aktuellen Banken- und Staatschuldenkrise anders zu sein scheint als bisher, ist das Wiedererstarken nationalstaatlicher Stereotype und der Untergangsduktus der politischen Rhetorik. Ob ihr Höhepunkt bereits überwunden ist, wie manche Beobachter meinen, wird sich wohl erst im zeitlichen Abstand sagen lassen. Schon jetzt hat sie jedoch in der politischen Kultur Europas tiefe Spuren hinterlassen und mit ihrer offenbar abnehmenden Akzeptanz auch die Legitimität der Europäischen Union als Herrschaftsverband in Zweifel gezogen. Dafür ist nicht nur eine Krise der politischen Eliten in vielen Mitgliedstaaten verantwortlich, sondern auch der sich in Notstandspragmatismus äußernde Entscheidungsstil der maßgebenden Akteure.

Die Betonung des Ausnahmecharakters dieser Entwicklungen legt die Frage nahe, welche Rolle der Modus der Krisenbewältigung und ihr (Miss-)Erfolg für die Legitimität einer politischen Ordnung spielt. Ein Ansatz könnte darin bestehen, die Krise als Konstante oder sogar als Voraussetzung einer Ordnung und ihrer Legitimation zu sehen. Um einer Antwort auf diese Frage näher zu kommen, soll aus der Sicht von Vertretern der Geschichts-, Politik-, Rechts-, Wirtschaftswissenschaften und der Philosophie der Versuch unternommen werden, das Thema in einen weiteren Zusammenhang zu stellen. Die Begrüßung und Einführung am Freitag, 15. März, um 14 Uhr liegt in den Händen der Cluster-Professoren und Rechtswissenschaftler Klaus Günther, der auch einer der Sprecher des Exzellenzclusters ist, und Stefan Kadelbach, der zu den maßgeblichen Organisatoren des Kolloquiums gehört.

Auch die interessierte Öffentlichkeit ist willkommen. Um eine Anmeldung per Fax oder Mail wird gebeten. 

Programm: http://www.normativeorders.net/de/veranstaltungen/alleveranstaltungen

Information und Anmeldung: Professur Dr. Stefan Kadelbach, Luise Mehrling, Goethe-Universität Frankfurt, Grüneburgplatz 1, 60323 Frankfurt, Tel. (069) 798-34295, Fax. (069) 798-34516, E-Mail: mehrling@jur.uni-frankfurt.de