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Hochschulpolitische Themen

Mär 16 2012
10:17

Interdisziplinarität wird zur Triebfeder: An der Goethe-Universität treten Mentoren und Stipendiaten im Rahmen des Deutschland-Stipendiums in einen kreativen Dialog

Der Blick über den Tellerrand

FRANKFURT. „Hast Du ein F?“, „Sind Sie Gruppe H?“ Buchstaben von A bis Q zierten die Namensschilder aller Stipendiaten und Mentoren des Deutschland-Stipendiums bei der offiziellen Vergabefeier im November 2011. 161 Stipendiaten wurden unabhängig von Fachrichtung oder Fachsemester bunt gemischten Gruppen zugeteilt, die ein Jahr lang von Mentoren in einem ideellen Förderprogramm begleitet werden. Das kleine Erkennungszeichen entwickelte sich bei der Feier schnell zum unterhaltsamen Kennenlernspiel und half, das erste Eis zu brechen.

So unterschiedlich der Background bei den Stipendiaten ist, so ist er es auch bei den Mentoren. Von der jüngsten Schulleiterin Hessens über den Business Manager eines Finanzinstituts bis zum Vorstandsmitglied eines Energiekonzerns ist unter den 17 Mentoren einiges an Berufen vertreten. Allen gemein ist, dass sie in Schlüsselpositionen arbeiten und ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit jungen Talenten teilen möchten. Das ideelle Förderprogramm der Frankfurter Goethe-Universität ergänzt die finanzielle Förderung durch das Deutschland-Stipendium und ist bundesweit einmalig.

Trotz einer gewissen Skepsis zu Beginn entwickelte sich die Interdisziplinarität zur Triebfeder des Programms. „Anfangs bemerkte man schon Sprachbarrieren und unterschiedliche Diskussionsstile. Da war es nicht immer ganz einfach, zu einem Konsens zu kommen“, berichtet Mentor Julian Junk von ersten Hürden, die schnell überwunden wurden. „Es ist ganz toll zu sehen, wie viele Perspektiven eingebracht und somit Themen aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet werden“, sagt Claudia Huber, Beraterin bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit. Günter Scheuren, Business Manager bei der Royal Bank of Scotland, ergänzt: „Erst, wenn man über den eigenen Tellerrand hinausschaut und ein breitgefächertes Wissen mitbringt, kann man der Welt offen begegnen.“

Erste Ergebnisse dieser fruchtbaren Zusammenarbeit werden drei Monate nach Start des Programms in den Projekten der Gruppen erkennbar. Lars Mosdorf, Leiter der Abteilung „Entgelte und Preisstrategie“ bei Fraport, unterstützt seine Gruppe dabei, Strukturen an der Goethe-Universität zu errichten, die das ehrenamtliche Engagement der Studierenden fördern. „Hier kann ich mich mit Dingen beschäftigen, die ich nicht jeden Tag auf dem Schreibtisch habe und deswegen lerne auch ich sehr viel in der Diskussion und in der Zusammenarbeit mit den Stipendiaten“, so Mosdorf. Mit der Identität Frankfurts setzt sich eine Gruppe auseinander, die gleich zwei Mentoren hat. Claudia Huber und Daniel Brombacher sind im Rahmen ihrer Tätigkeit im Bereich Entwicklungszusammenarbeit viel in der Welt unterwegs und teilen sich die Arbeit mit den Stipendiaten. Der Frage, was für eine Stadt Frankfurt eigentlich ist, möchte sich die Gruppe über Interviews mit Frankfurter Studierenden nähern. Die Ergebnisse werden künstlerisch umgesetzt – am Ende soll ein Fotomosaik entstehen. Aus der Foto-Perspektive der verschiedenen sozialen Gruppen und Menschen beleuchtet das Projekt „MainLeben“ die unterschiedlichen Realitäten der Stadt, will diese sichtbar machen und im Idealfall am Ende persönlich zusammenbringen. 

Neben dem Blick auf andere Fachdisziplinen und Themenbereiche als dem eigenen Studium oder Arbeitsfeld zieht sich ein zweiter roter Faden durch das ideelle Förderprogramm: Sowohl Mentoren als auch Stipendiaten wollen etwas zurückgeben. „Ich war selbst Stipendiat und bin in den Genuss von Förderung ideeller Art gekommen. Ich habe sehr viel von meinen Mentoren profitiert, zu denen ich teilweise eine ganz enge Bindung aufgebaut habe und die auch immer wichtige Ansprechpartner außerhalb der Professorenschaft an der Uni oder des persönlichen Bekanntenkreises waren“ resümiert Daniel Brombacher. „Heute kann ich ein Stück weit das weitergeben, was ich bekommen habe“.

Auch die Stipendiaten des Deutschland-Stipendiums wollen der Gesellschaft etwas zurückgeben. Sie wissen, dass sie ihr Stipendium einem neuen Modell von Public-Private-Partnership verdanken. Für jeden Euro, den die Fundraisingabteilung der Goethe-Universität bei Unternehmen, Mäzenen und weiteren Spendern einwirbt, bekommt sie einen weiteren vom Staat hinzu. Die Stipendiaten bedanken sich, indem sie ihr Wissen einbringen und Ideen entwickeln, wie man zum Beispiel die Gewalt in Fußballstadien eindämmen kann, wie man einen Umweltpreis ins Leben ruft, der wiederum von Unternehmen gestiftet wird oder wie man die Entwicklung von Engagement in der Region messbar machen kann.

Die Ergebnisse der Projektgruppen werden Anfang Juli der Öffentlichkeit präsentiert.

Informationen: Jörg Ottmann, Projektleiter Deutschland-Stipendium SSC,  Tel. (069) 798-23923, www.deutschland-stipendium.uni-frankfurt.de

Die Liste aller Mentorinnen und Mentoren der Stipendiatengruppen sowie die Projektthemen finden Sie hier.