Okt 29 2010

Öffentliche Veranstaltungsreihe beschäftigt sich mit dem Heimischwerden des Islam in Deutschland und analysiert Möglichkeiten, Spannungsfelder und Perspektiven

Ringvorlesung „Wie viel Europa verträgt der Islam?“

FRANKFURT. Das Institut für Studien der Kultur und Religion des Islam veranstaltet im Wintersemester im Rahmen des Forschungsschwerpunkts „Islam und Muslime im europäischen Kontext“ wieder eine öffentliche Ringvorlesung. „Wie viel Europa verträgt der Islam?“ – mit dieser provokanten Frage setzen sich in der Öffentlichkeit bekannte muslimische Akademiker in den kommenden Wochen jeweils dienstags ab 18 Uhr auseinander. Die Vorträge mit anschließender Diskussion finden im Hörsaalzentrum (HZ 9) auf dem Campus Westend statt. Zum Auftakt spricht dort am 2. November Dr. Chalil Bodenstein über „Europäischer Islam: Ob und wie sich das Europabild und das Islambild der Muslime verändert?“.

„Unsere Vorlesungsreihe will zum Dialog zwischen den verschiedenen geisteswissenschaftlichen und theologischen Disziplinen, aber auch mit den Bürgern des Rhein-Main-Gebiets anregen“, so Prof. Ömer Özsoy, der seit 2006 die Stiftungsprofessur für Islamische Religion inne hat und der mit seinem Institutsteam den soeben gestarteten Bachelor-Studiengang „Islamische Studien“ an der Goethe-Universität mit großer öffentlicher Aufmerksamkeit gestaltet hat. Selbstkritisch aber auch selbstbewusst werden sich die Referenten mit der Frage „Wie viel Anpassung die islamische Identität aushält" beschäftigen, dabei soll auch über die Koexistenz und Vereinbarkeit eines islamischen und gleichzeitig europäischen Lebens diskutiert werden. Wie können Muslime in der „Diaspora“ oder in der „neuen Heimat“ in einer mehrheitlich nichtmuslimischen westlichen Gesellschaft eine neue theologische, intellektuelle und politisch-gesellschaftliche Standortbestimmung vornehmen?

Die Ringvorlesung verfolgt zwei Intentionen: Sie möchte die Grundsatzfragen an den Islam und die Muslime im europäischen Kontext aus der muslimischen Binnenperspektive heraus behandeln und aus diesen Analysen spezifische Fragestellungen gewinnen, die die akademisch zu etablierende islamische Theologie und islamische Studien in ihrem Forschungsbetrieb aufgreifen sollen. Dazu Ertugul Sahin, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Studien der Kultur und Religion des Islam, der gemeinsam mit Prof. Özsoy die Reihe initiiert hat: „Wir sind der Auffassung, dass die muslimisch-akademische Elite sich aus ihrer apologetisch-defensiven Position hinauswagen und dafür von der Zurückhaltung der Kritik an ihre eigenen Gedankenwelten und von der Scheu vor unangenehmen ‚Wahrheiten‘ befreien muss. Aus diesem Grunde möchten wir insbesondere im Dialog mit den muslimischen Teilnehmern an der Ringvorlesung die innermuslimische Debatte aufgreifen und selbstkritisch Probleme, Fehlentwicklungen und Defizite analysieren, aber auch selbstbewusst Möglichkeiten einer mitgestalterischen Partizipation an gesellschaftlichen Prozessen erörtern.“

Informationen: Ertugrul Sahin, Stiftungsprofessur für Islamische Religion, Campus Westend, Telefon (069) 798-33362 oder -32752, sahin@em.uni-frankfurt.de