Jun 18 2010

Britischer Krebsforscher Julian Downward trägt an der Goethe-Uni vor

Wie Krebszellen Medikamenten entgehen

FRANKFURT. Krebs ist meist deshalb schwer therapierbar, weil die Tumorzellen früher oder später Resistenzen gegen anfangs wirksame Medikamente ausbilden. Julian Downward, ein Pionier auf dem Gebiet der funktionellen Genomik, erforschte schon früh in seiner Karriere, welcher Mechanismen sich Tumorzellen bedienen, um zelluläre Kommunikationswege zu stören und dadurch gegen eine Vielzahl von Behandlungen immun zu werden.

Im Rahmen der neuen Vortragsreihe „Perspectives in Oncology“ ist der Wissenschaftler des renommierten Cancer Research UK London Research Institute am 23. Juni 2010 zu Gast an der Goethe-Universität.

Downward und sein Team untersuchen wie Krebsgene (Onkogene) das Tumorwachstum fördern. Im Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit steht das ras-Gen, das zuerst in Rattentumoren entdeckt wurde. Es ist in einem Drittel aller Tumore mutiert. Downward wollte wissen, welche zellulären Abläufe gestört werden, wenn das defekte Gen ein defektes Protein codiert. Er stellte fest, dass Ras-Proteine in Signalkaskaden der Zelle mit anderen Schlüsselproteinen kommunizieren. Offenbar ist dies der Grund dafür, dass entartete Zellen nicht durch körpereigene Schutzmechanismen wie den programmierten Zelltod (Apoptose) eliminiert werden, sondern im Körper überleben.

Mitte der 90er Jahre gelang es der Forschungsgruppe um Downward als einer der ersten, die Funktion einzelner Gene in der Zelle zu erforschen. Dazu schaltete sie die Gene mithilfe einer speziellen molekularbiologischen Technik (der RNA-Interferenz) aus. Die Weiterentwicklung dieser Methode wird heute von Wissenschaftlern in aller Welt benutzt. Downwards aktueller Forschungsschwerpunkt liegt auf der Charakterisierung von Genen, die Apoptose von entarteten, nicht aber von gesunden Zellen auslösen.

Julian Downward studierte Biochemie an der Cambridge University in England. Aufsehen erregte er bereits 1984 als junger Doktorand, als es ihm gelang, den Epidermalen Wachstumsfaktorrezeptor (EGFR) zu sequenzieren. Gerade einmal 24jährig legte er mit der Publikation über seine Doktorarbeit im renommierten Wissenschaftsjournal „nature“ den Grundstein zu einer erfolgreichen Forscherkarriere. Dieser Artikel gehört bis heute zu einem der meist zitierten. Nach seiner Postdoktorandenzeit bei Robert Weinberg im amerikanischen Cambridge am MIT, kehrte er Anfang der 1990er Jahre zurück nach England, wo er bis heute als Leiter der Signaltransduktionsgruppe im Cancer Research UK London Research Institute tätig ist. Seinem Forschungsthema ist er über 25 Jahre treu geblieben. So gelang es ihm zu zeigen, dass in Tumoren mit mutierten EGF-Rezeptoren (in 10 Prozent aller Krebsarten), zusätzliche Mutationen zu Resistenzen während der Tumortherapie führen. Diese Erkenntnisse sollen in Zukunft helfen, neue effektive Medikamente gegen bestimmte Krebserkrankungen zu entwickeln.

Die Vortragsreihe „Perspectives in Oncology“ (gesponsert von Merck Serono Darmstadt) ist Teil der Ausbildung von medizinischen und naturwissenschaftlichen Nachwuchswissenschaftlern im vom Land Hessen geförderten Loewe-Schwerpunkt „Onkogene Signaltransduktion Frankfurt“ an der Goethe-Universität.

Wann? Mittwoch, 23. Juni 2010, 18.15 Uhr
Wo? Klinikum der Goethe-Universität, Hörsaal-Gebäude 22

Informationen: Prof. Ivan Dikic, Institut für Biochemie II, Campus Niederrad, Tel.: (069) 6301-5652, ivan.dikic@biochem2.de