Jun 15 2010

Japanologe, Mathematiker und Theologe sind die Preisträger 2010

1822- und Universitätspreis für exzellente Lehre

FRANKFURT. Zum neunten Mal ist am Montagabend (14. Juni) der „1822- und Universitätspreis für exzellente Lehre“ an der Goethe-Universität verliehen worden. Preisträger sind in diesem Jahr der Japanologe Dr. Guido Woldering (1. Preis: 15.000 Euro), der Mathematiker Mathias Häbich (2. Preis: 10.000 Euro) und der Theologe Prof. Knut Wenzel (3. Preis: 5.000 Euro).

Die Qualität der Lehre gewinnt als Indikator für die Attraktivität einer Universität immer mehr an Gewicht. In einem bundesweiten Modellprojekt geht die Goethe-Universität im Dialog mit den Studierenden bei den Bologna-Werkstätten ganz neue Wege, um die Lehre zu verbessern. Der von der 1822-Stiftung der Frankfurter Sparkasse gestiftete „1822- und Universitätspreis für exzellente Lehre“, der jährlich gemeinsam mit der Universität ausgeschrieben wird und den die Studierenden durch ihr Vorschlagsrecht maßgeblich mitgestalten, hat sich inzwischen etabliert. Seine Vergabe wird von Lehrenden wie Lernenden gleichermaßen aufmerksam verfolgt. „Der Preis ist längst eine Institution und eine wertvolle Initiative, Bedeutung und Wahrnehmung der Lehre innerhalb der Universität, aber auch in der Öffentlichkeit nachhaltig zu stärken“, betont der Präsident der Goethe-Universität, Prof. Werner Müller-Esterl. Dies unterstrich auch Herbert Hans Grüntker, stellvertretender Vorsitzender des Vorstands der Stiftung Frankfurter Sparkasse, der sich begeistert zeigte von der Qualität der eingereichten Vorschläge, deren Quantität von Jahr zu Jahr steige.

In diesem Jahr hatte die Jury die Qual der Wahl, ihre Entscheidung aus 15 Bewerbern zu treffen. Aus diesen Vorschlägen wählt eine Kommission aus Mitgliedern des Senats und des Vorstands der 1822- Stiftung die Preisträger aus. Der Vorsitzende der Kommission, Vizepräsident Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz, lobt: „Neben unseren Anstrengungen, die Lehre insgesamt voranzubringen, wie dies unter anderem in den Bologna-Werkstätten in vorbildlicher Weise geschieht, ist es erfreulich, dass wir mit diesem Preis einzelne hervorragende Lehrerende auszeichnen können. Gute Lehre lebt von dem Engagement der Einzelnen, das spüren besonders unsere Studierenden.“

Zu den Preisträgern:

Dr. Guido Woldering (Fachbereich 9 – Sprach- und Kulturwissenschaften): Der Japanologe ist als Lektor nicht nur für die Organisation und Durchführung der Sprachkurse des modernen Japanisch und der vormodernen japanischen Schriftsprache verantwortlich, er gibt auch selbst Sprachkurse, die bei den Studierenden besonders beliebt sind: Fachlich fundiert und zugleich humorvoll – wenn der Spracherwerb mal schwer fällt – vermittelt er die komplexen Strukturen dieser asiatischen Sprache. Für die fortgeschrittenen Studierenden hat er einen „Virtual Classroom“ via Live-Schaltung nach Tokio eingerichtet, dort können die Frankfurter mit ihren asiatischen Kommilitonen diskutieren. Außerdem arbeitet Woldering, unterstützt von seinem studentischen Team, an einer Plattform, damit sich Japanologie-Studenten mit Japanern im Rhein-Main-Gebiet besser vernetzen können, um die Sprachkompetenz zu erweitern, aber auch um japanische Kultur unmittelbar kennenzulernen. Insbesondere wegen dieser Initiativen zur Vernetzung wurde Woldering mit dem 1. Preis ausgezeichnet.

Mathias Häbich (Fachbereich 12 – Informatik und Mathematik): Der Doktorand ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Mathematik bei Prof. Annette Werner. Die Studierenden schätzen seine Fähigkeiten, schwierige mathematische Zusammenhänge kenntnisreich und geduldig zu erklären. Denn um mathematische Sachverhalte wirklich zu verstehen, reicht die mechanische Wiederholung von Definitionen, Sätzen und Beweisen oft nicht aus. Häbich bietet in seinen Kursen – oft sind es auch zusätzliche Stützkurse, um den leistungsschwächeren Studierenden Hilfe anzubieten – immer wieder Übungen, Gespräche und eigene Gedankenexperimente an, um ein möglichst scharfes Bild des jeweiligen mathematischen Objekts vor dem inneren Auge der Studierenden entstehen zu lassen. Seine Studierenden attestieren ihm, dass er die Fragen immer wieder in einen größeren verständlichen Zusammenhang einbettet und nicht nur vereinzeltes Fachwissen vermittelt. Häbich betreut darüber hinaus auch die Tutoren, gibt ihnen Tipps für den didaktischen Aufbau der Stunden, begleitet sie bei Übungsstunden und gibt ihnen ein qualifiziertes Feedback. Gelegentlich bitten ihn auch Studierende aus Seminaren, an denen er formal nicht beteiligt ist, um seinen Rat.

Prof. Dr. Knut Wenzel (Fachbereich 7 – Katholische Theologie): Bereits bei seiner Antrittsvorlesung „Gott in der Stadt – zu einer Theologie der Säkularität“ vor drei Jahren waren die Studierenden von Wenzel begeistert – auch weil er sich im Anschluss noch Zeit für sie nahm. Inzwischen kommen selbst angehende Theologen, die den Schein nicht benötigen, zu seinen Veranstaltungen. Der Kommentar der Studierenden: „ Der Wissensgewinn geht weit über das im Studium zu erwerbende Wissen hinaus.“ Besonders gut benotet wurde Wenzels Seminar zur Christologie Jon Sobrinos im vergangenen Sommersemester. Das Seminar gab nicht nur Eindrücke in die Arbeit der Glaubenskongregation, die Thesen des Lateinamerikaners kritisch beleuchtet, sondern auch in die Theologie der Befreiung. Äußerst schwierige Texte mussten bearbeitet werden – und dabei half Wenzels Gabe, theologisch-wissenschaftliche Texte und Sachverhalte so zu erläutern, dass Studierenden ein Verstehen überhaupt erst ermöglicht wird. Zudem ist Wenzel, der die Professur für Fundamentaltheologie und Dogmatik inne hat, einer der wichtigen Mitgestalter des „Dies Academicus“ am Fachbereich.

Als Preisträger vorgeschlagen worden waren neben den Ausgezeichneten folgende Lehrende: Privatdozent Cornelius Pawlak, Fachbereich 5 – Psychologie und Sportwissenschaften, Institut für. Psychologie; Dr. Friederike Wille, Fachbereich 9 – Sprach- und Kulturwissenschaften, Institut für Kunstgeschichte; Prof. Johann Baumeister, Fachbereich 12 – Informatik und Mathematik, Institut für Mathematik; Prof. Dirk Hermann Rischke, Fachbereich 13 – Physik; Prof. Jochen Klein, Fachbereich 14 – Biochemie, Chemie und Pharmazie, Pharmakologisches Institut; Prof. Jörg Soppa, Fachbereich 15 – Biowissenschaften, Institut für Molekulare Biowissenschaften.

Informationen: Heidemarie Barthold, Referat für Studienangelegenheiten, Campus Bockenheimer, Tel.: (069) 798-22476, Fax.: (069) 798-28971, h.barthold@vdv.uni-frankfurt.de