Jun 29 2010

Martin Möller, jüngster Mathematikprofessor an der Goethe Universität, erhält ERC-Starting Grant des Europäischen Forschungsrats

Vom Billardspiel zu komplexen geometrischen Räumen

FRANKFURT. Martin Möller, Professor für Algebra und Geometrie an der Goethe-Universität, erhält in der dritten Ausschreibungsrunde des European Research Council (ERC) einen „Starting Independent Researcher Grant“. Mit dem 2007 erstmals ausgeschriebenen Programm der ERC-Grants will die Europäische Union (EU) europaweit kreative Wissenschaftler und zukunftsweisende Projekte fördern. Für den Bereich „Physical Sciences and Engineering“ waren 1205 Bewerbungen aus der ganzen Welt eingegangen, 2873 für die Ausschreibung insgesamt. Alleiniges Kriterium bei der Begutachtung der Anträge ist wissenschaftliche Exzellenz. Mit den vom ERC bewilligten Mitteln in Höhe von einer Million Euro für die nächsten fünf Jahre will Möller seine Forschergruppe um vier Mitarbeiter erweitern. Martin Möller veranschaulicht sein Forschungsgebiet durch den Vergleich mit einem idealisierten Billardspiel mit nur einer Kugel. Was ihn interessiert, ist zwar nicht in erster Linie die Bahn der Kugel. Sein Verständnis hierfür erhält er aber durch das Studium der Flächen, die entstehen, wenn man den Billardtisch nach bestimmten Regeln erweitert. Immer, wenn die Kugel an die Bande stößt, wird der Billardtisch an der Bande gespiegelt und die Kugel läuft auf dem Nachbartisch weiter. „Mit rechteckigen Tischen ist es relativ simpel. Interessant wird es, wenn man unterschiedlich geformte Vielecke nimmt“, erläutert Martin Möller. Die Oberflächen der aneinander gesetzten „Billardtische“ bilden eine Riemansche Fläche, so benannt nach dem Göttinger Mathematiker Bernhard Riemann, der sie zuerst studierte.

Von Riemann stammt auch die Erkenntnis, dass Riemannsche Flächen durch – weitaus kompliziertere – Räume parametrisiert sind: sogenannte Modulräume. „Modulräume sind zurzeit in der mathematischen Forschung von großen Interesse, weil sie eine höchst vielschichtige Geometrie besitzen“, so Möller. Sein Ziel ist es, die Geometrie der Modulräume zu verstehen. Vorstellen kann sich auch der erfahrene Mathematiker diese mehrdimensionalen Räume nicht mehr. Neue Phänomene entdeckt er manchmal durch Computersimulationen, die ihm intuitive Anhaltspunkte geben. Zumeist hilft jedoch das Studium vereinfachter Beispiele mit Papier und Bleistift, um neue Zusammenhänge zu erschließen.

Martin Möller ist seit 1. Januar 2010 an der Goethe-Universität und mit 33 Jahren einer der jüngsten Professoren, die in letzter Zeit berufen wurden. Zuvor forschte er am Max-Planck-Institut für Mathematik in Bonn. Erst im März erhielt er den mit 25.000 Euro dotierten Gay-Lussac/Humboldt-Preis, der es ihm erlaubt, insgesamt sechs Monate an französischen Partner-Universitäten zu arbeiten. Schon während des Studiums in Karlsruhe ging er nach Grenoble, später nach Paris und Essen. In den vergangenen fünf Jahren führten ihn Forschungsaufenthalte erneut nach Paris, Marseille und Chicago. Prof. Möller ist der vierte Wissenschaftler der Goethe-Universität, der einen ERC-Starting Grant erhält. Vor ihm wurden bereits der Biophysiker Prof. Achilleas Frangakis, die Kulturanthropologin Prof. Kira Kosnick sowie der inzwischen an die RWTH gewechselte Chemiker Prof. Magnus Rueping ausgezeichnet.

Informationen: Prof. Martin Möller, Institut für Mathematik, Campus Bockenheim, Tel.: (069)798-28945 oder 0228-7362124; moeller@math.uni-frankfurt.de.