Mai 13 2010

Werner Müller-Esterl, Präsident der Goethe-Universität, kritisiert Umverteilungen im Rahmen des Hochschulpakts

Qualitätsanstrengungen nicht ausreichend gewürdigt

FRANKFURT. „Als Zeichen der Vernunft“ bezeichnet Prof. Werner Müller-Esterl, Präsident der Goethe-Universität, die am Dienstagabend in Kloster Eberbach beschlossene Verschiebung einer Unterzeichnung des geplanten Hessischen Hochschulpakts: „Politik und Hochschulen haben jetzt die Chance, über bisher offen gebliebene, grundlegende Fragen eine tragfähige und zukunftsgerichtete Einigung zu erzielen.“ Es entspreche demokratischen Gepflogenheiten, vor einer abschließenden Bewertung erneut das Gespräch mit den Universitätsgremien zu suchen, sagte Müller-Esterl am Mittwoch in Frankfurt.

Als weiterhin „schädlich“ für den Forschungsstandort Hessen bezeichnete Müller-Esterl die sich abzeichnende, massive Umverteilung von Mitteln in Hessen, die sich stark zu Lasten der Goethe-Universität auswirke. Es sei für ihn unverständlich, dass ausgerechnet die forschungsschwächste Universität des Landes ab dem kommenden Jahr sogar mit einem Aufwuchs von mehreren Millionen Euro rechnen könne – Geld, das dann in Frankfurt fehle.

Müller-Esterl kritisierte erneut die einseitige Belastung der Goethe-Universität im Vergleich zu anderen Hochschulen. Einerseits erbringe die Goethe-Universität 35 Prozent der Forschungsqualität aller hessischen Universitäten, andererseits müsse sie ab 2011 ein Einsparvolumen von fast 10 Mio. Euro schultern. Dieser Betrag entspreche 43 Prozent des gesamten geplanten Einsparvolumens für fünf hessische Universitäten von 22,61 Mio. Euro. „Das können wir auch weiterhin nicht akzeptieren“, erklärte der Präsident.

Zudem vermisse er von Seiten der Landesregierung klare Aussagen, wie die Universitäten unter dem Diktat von Sparzwängen mit der zweiten Runde der Exzellenzinitiative umgehen sollten. Andere Bundesländer wie etwa Schleswig-Holstein würden Impulse ihrer Universitäten für Exzellenzcluster mit einer hohen zusätzlichen Geldzuwendung unterstützen.

Der Präsident erinnerte daran, dass die Goethe-Universität mit insgesamt drei Exzellenzclustern bereits in der ersten Runde ca. 100 Mio. Euro an Drittmitteln eingeworben und damit eine nachhaltige Stärkung des Hochschulstandortes Hessen bewirkt habe. „Wir wollen diese Cluster auch in der zweiten Runde erfolgreich verteidigen“, sagte er. Dafür erwarten jedoch die Gutachter auch erkennbare Signal der Landespolitik, ob diese ihre Universitäten im Kampf um die Spitzenpositionen nachhaltig unterstützt.

„Trotz dieser schwierigen Situation wird die Goethe-Universität als autonome Stiftungshochschule alles Erdenkliche unternehmen, um ihren qualitätsorientierten Ansatz in Forschung und Lehre entschieden fortsetzen zu können. Das sind wir dieser großartigen Universität, unseren Studierenden, Forschenden und Lehrenden schuldig“, sagte Müller-Esterl.