Mai 8 2010

Eine Rückbesinnung – Vortragsreihe des Frobenius-Instituts mit Prof. Fritz Kramer

Wohin entwickelt sich die Ethnologie?

FRANKFURT. Der Ethnologe und Publizist Prof. W. Fritz Kramer hält in diesem Jahr die Jensen-Gedächtnisvorlesung, die vom Frobenius-Institut an der Goethe-Universität veranstaltet wird. Am 10. Mai (Montag) beginnt er die Reihe zum Thema „Kult und Kunst – Ästhetik des ethnographischen Archivs" mit einem Vortrag zur Ethnologie der Moderne. Kramer, der an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg lehrt, hat mit seinen Schriften wesentlich dazu beigetragen, die Aufmerksamkeit eines breiteren Publikums auf die Ethnologie zu richten.

Der renommierte Wissenschaftler vertritt die Auffassung, dass die Rede vom „Verschwinden der Ethnologie“ inzwischen auf den größten Teil der Disziplin zutrifft: Unter dem Druck aktueller Probleme habe sich die Ethnologie in den letzten zwei Jahrzehnten immer mehr den Verwerfungsprozessen der Globalisierung zugewandt. Dieser Tendenz wird Kramer eine Rückbesinnung auf eine „moderne“ Ethnologie gegenüberstellen: eine Ethnologie, die sich mit den Gesellschaften „am Rand“ außerhalb der großen Reiche befasst, die in den Archiven der Museen und Archiven aber immer noch präsent sind. „Durch ihre kultische und religiöse Kunst haben diese Gesellschaften auch heute noch ein Wirkungspotenzial, das nur zum Teil an den ursprünglichen Zeithorizont ihrer Entstehung gebunden ist“, heißt es in der Programmankündigung.

Das Verhältnis von Kult und Kunst soll im Blick auf die ethnographischen Sammlungen bestimmt und in kritischer Auseinandersetzung mit dem Werk von Adolf. E. Jensen betrachtet werden. Jensen (1899-1965) gilt als einer der bedeutendsten deutschen Völkerkundler der Nachkriegszeit; er war erster Ordinarius für Völkerkunde in Frankfurt und hatte schon vor dem Krieg mit Leo Frobenius zusammengearbeitet.

Termine und Themen der Vorlesungsreihe, die im Casino auf dem Campus Westend (Raum 1.811) jeweils von 18.15 - 19.45 Uhr stattfindet: 10. Mai: Rückblick auf die Ethnologie der Moderne; 17. Mai: Verhältnisbestimmungen von Kunst und Religion; 31. Mai: Kunst: weltlich und als Element des Kults; 7. Juni: Imagination: Bilder in ihren Medien; 14. Juni: Topophilie: Unterwegs in der Landschaft; 21. Juni: Kulte: Praktiken der Regeneration; 28. Juni: Ethnographisches Wissen und ästhetische Erfahrung.

Informationen: Prof. Karl-Heinz Kohl, Frobenius-Institut, Campus Westend, Tel.: (069) 798 33050, frobenius@em.uni-frankfurt.de