Mai 7 2010

Frankfurter Poetikvorlesungen des Sommersemesters beginnen am 11. Mai

Navid Kermani über den Zufall

FRANKFURT. Der Schriftsteller und habilitierte Orientalist Navid Kermani, dem in diesem Sommersemester die traditionsreiche Frankfurter Poetikdozentur übertragen wurde, hält am 11. Mai (Dienstag) den Auftaktvortrag seiner fünfteiligen Vorlesungsreihe „Über den Zufall. Jean Paul, Hölderlin und der Roman, den ich schreibe“. Bis zum 8. Juli wird Kermani jeweils am Dienstagabend um 18.00 Uhr c. t. auf dem Campus Westend der Goethe-Universität, Hörsaalzentrum (Hörsaal HZ 2) aus seiner Perspektive und anhand seines poetischen Programms die Grundlagen und Prinzipien dichterischen Schreibens erörtern. Dabei wird der Autor in seinen Frankfurter Lesungen die Poetiken von Friedrich Hölderlin und Jean Paul ins Zentrum der Betrachtungen stellen. An ihrem Beispiel und im Hinblick auf sein eigenes gegenwärtiges Romanvorhaben wird sich Kermani mit dem Erzählen vom Zufall und den Zufälligkeiten des Erzählens auseinandersetzen.

Die Frankfurter Poetikvorlesungen richten sich an die Studierenden der Goethe-Universität sowie an das literarisch interessierte Publikum aus Frankfurt und Umgebung; der Eintritt ist frei. Benutzer des öffentlichen Nahverkehrs erreichen den Veranstaltungsort bequem über die Haltestellen Uni-Campus Westend (Linie 36), Bremer Platz (Linien 64 und 75) sowie über die Station Holzhausenstraße (U 1, 2 und 3). Für Autofahrer werden an den Abenden der Veranstaltung die universitären Parkflächen P2 und P3 geöffnet sein (Zufahrt: Hansaallee/Lübecker Straße).

Navid Kermani, geboren 1967 in Siegen, ist einer breiteren Öffentlichkeit durch die brillante wissenschaftliche Prosa seiner 1999 veröffentlichten Dissertation „Gott ist schön. Das ästhetische Erleben des Koran“ bekannt geworden, für die er mit dem Ernst-Bloch-Preis ausgezeichnet wurde. Seinen über akademische Fragestellungen und journalistische Reportagen hinausweisenden literarischen Anspruch untermauerte er mit Publikationen wie dem 2002 erschienenen Werk „Buch der von Neil Young Getöteten“ und seinem jüngsten Roman „Kurzmitteilung“ (2007). Im Jahr 2006 gelang Kermani auch das Debüt als Kinderbuchautor – die liebevoll erzählte Geschichte „Ayda, Bär und Hase“ (2006) wurde als „Deutschsprachiges Qualitätskinderbuch“ ausgezeichnet. Kermani ist seit 2007 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und seit 2009 Permanent Fellow am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen. Sein Werk wurde mit zahlreichen Preisen und Stipendien gewürdigt – darunter das renommierte Stipendium der Villa Massimo in Rom und der Hessische Kulturpreis des Jahres 2009.

Die Frankfurter Poetik-Vorlesungen wurden 1959 vom S. Fischer Verlag in Form einer Stiftungsgastdozentur eingerichtet. Seit 1963 werden sie vom Suhrkamp Verlag bzw. der Peter Suhrkamp Stiftung sowie der Vereinigung von Freunden und Förderern der Goethe-Universität getragen. Die bei ihrer Gründung im deutschen Literaturbetrieb einzigartige Institution konnte seitdem mit Ausnahme der Unterbrechung zwischen 1968 und 1979 in nahezu jedem Semester eine Veranstaltung anbieten und avancierte auf diese Weise zu einem wichtigen Bestandteil im literarischen Leben der Stadt Frankfurt. Nach Ingeborg Bachmann im Herbst 1959 erhielten unter anderem Heinrich Böll, Günter Grass und Christa Wolf die Gelegenheit, sich in einer mehrteiligen Vorlesungsreihe über eine selbstgestellte Frage zur zeitgenössischen Dichtung theoretisch darstellend zu äußern. Zuletzt hat der Lyriker Durs Grünbein anlässlich des 50jährigen Bestehens der Stiftungsgastdozentur im Herbst 2009 vom „Stellenwert der Worte“ gesprochen.

Informationen: Prof. Ulrich Wyss und Christian Buhr (M.A.), Stiftungsgastdozentur für Poetik, Institut für deutsche Literatur und ihre Didaktik, Campus Westend, Tel.: (069) 798-32687; poetik@lingua.uni-frankfurt.de.