Apr 22 2009

Welche Geheimnisse verbergen kaukasische „Palimpseste“?

EINLADUNG ZUM MEDIEN-TERMIN: Gelöschte Geschichte(n) wieder entdecken

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

zehn Jahre lang ist ein Forscherteam unter Leitung des Frankfurter Sprachwissenschaftlers Prof. Jost Gippert der Frage nachgegangen, welche Texte in drei Palimpsest-Handschriften verborgen sind, die für die Entwicklung des ostkirchlichen Christentums und des Schrifttums im Kaukasus von erheblicher Bedeutung sind. Jetzt ist es den deutschen, französischen und georgischen Wissenschaftlern gelungen, den Inhalt zu entschlüsseln.

Als Palimpsest (griechisch: „wieder abgekratzt“) bezeichnet man ein beschriebenes Stück Pergament – seltener Papyrus –, dessen ursprüngliche Beschriftung abgeschabt, abgewaschen oder beispielsweise mit Bimsstein abgerieben und dann wieder neu überschrieben wurde. Die Praxis, nicht mehr aktuelle Texte zu löschen und den Schriftträger ein zweites oder auch drittes Mal zu verwenden, war im Mittelalter aus Gründen der Sparsamkeit üblich. Mit Hilfe moderner fotografischer Verfahren lässt sich der Originaltext manchmal wieder sichtbar machen.

Bei den jetzt untersuchten Handschriften handelt es sich um zwei 1994 im Katharinen-Kloster auf dem Sinai entdeckte Palimpseste sowie um den Codex Vindobonensis georgicus 2, eine umfangreiche Handschrift, die aus einem ehemaligen georgischen Kloster in Jerusalem stammt und etwa seit den 1930er Jahren in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien aufbewahrt wird. Die untere Schicht dieser Handschrift stammt aus 16 verschiedenen Originalhandschriften und enthält einige der ältesten Texte der georgischen Literatur überhaupt. Die beiden Codices vom Sinai, deren jüngere, obere Schicht ebenfalls georgisch ist, basieren auf mindestens sechs verschiedenen Originalhandschriften aus dem frühen Mittelalter, die in vier unterschiedlichen Sprachen und Schriften des ostkirchlichen Christentums geschrieben sind – Armenisch, Georgisch, Syrisch und dem bisher praktisch unbekannten Kaukasisch-Albanisch.

Die Ergebnisse des von der VolkswagenStiftung großzügig geförderten Projekts stellen die Wissenschaftler bei einem Pressegespräch vor

am: Donnerstag (30. April) um 14 Uhr
Ort: IG-Farben-Haus, Campus Westend, Eisenhower Raum

An dem Pressegespräch nehmen unter anderem teil:

- Prof. Jost Gippert, Professur für vergleichende Sprachwissenschaften, Goethe-Universität Frankfurt

- Prof. Wolfgang Schulze, Institut für Allgemeine und Typologische Sprachwissenschaft, Ludwig-Maximilians-Universität München

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme an dem Pressegespräch und bitten um Zusage mit beigefügtem Antwortfax.

Mit freundlichen Grüßen


Ulrike Jaspers
Referentin für Wissenschaftskommunikation

Informationen Prof. Jost Gippert, Professur für vergleichende Sprachwissenschaften, Campus Bockenheim, Tel. (069) 798-25054, gippert@em.uni-frankfurt.de