Nov 17 2009

Vortrag von Prof. Gayatri C. Spivak bei der Gründungfeier des ersten sozialwissenschaftlichen Centers seiner Art im deutschsprachigen Raum

Gründung des Frankfurt Research Center for Postcolonial Studies

FRANKFURT. Wie wird in einer postkolonialen Welt das Erbe des Kolonialismus verhandelt? Finden sich in gegenwärtigen Diskursen im Kontext der Globalisierung Neuauflagen kolonialer Rechtfertigungsnarrative wieder? Stützen also Begründungs- und Legitimationsmuster kolonialer Provenienz aktuelle normative Ordnungen? Und wie sind Geschlechterbeziehungen und Sexualität in postkolonialen Zusammenhängen strukturiert? Unter anderem diese Fragen werden im ‚Frankfurt Research Center for Postcolonial Studies’ bearbeitet, das an der Goethe-Universität im Exzellenzcluster ‚Die Herausbildung normativer Ordnungen’ von der neu berufenen Juniorprofessorin Nikita Dhawan gegründet worden ist. Anlässlich der öffentlichen Gründungsfeier des Centers am 23. November auf dem Frankfurter Campus Westend geben international renommierte Vertreterinnen der Postkolonialen Studien Einblicke in die aktuellen Debatten.

Zum Auftakt referiert Shalini Randeria (Zürich) über ihr Konzept der „verwobenen Modernen“ und „geteilten Geschichten“ von Ländern des globalen Südens und Nordens. Im Anschluss daran diskutieren Françoise Vergès (London), Meyda Yegenoglu (Ankara), Eiman Zein-Elabdin (Lancaster, PA) und Nitasha Kaul (London) postkoloniale Feminismen aus verschiedenen disziplinären Perspektiven. Den Höhepunkt der Tagung bildet der Abendvortrag von Gayatri Chakravorty Spivak (New York), neben Edward Said und Homi Bhabha Mitbegründerin der Postkolonialen Studien als eigenständige Disziplin, zum Thema ‚Democracy from Below’.

Das ‚Frankfurt Research Center for Postcolonial Studies’ (FRCPS) ist das erste seiner Art in den deutschsprachigen Sozialwissenschaften. Es verfolgt das Ziel, postkoloniale Theorie im Allgemeinen und feministisch-postkoloniale Theorie im Besonderen in der hiesigen Wissenschaftslandschaft stärker zu verankern. Hierfür wurde beispielsweise ein Kolloquium eingerichtet, an dem junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von verschiedenen Universitäten Deutschlands und der Schweiz teilnehmen, um eigene wissenschaftliche Projekte und allgemeine theoretische Entwicklungen im Feld der Postkolonialen Studien zu diskutieren. Zudem veranstaltet das FRCPS im aktuellen Wintersemester in Kooperation mit dem Cornelia Goethe Centrum der Universität Frankfurt eine Vortragsreihe mit dem Titel ‚Gender and „the Political“ in a Postcolonial World: Negotiating Normativity’. Hier widmen sich Wissenschaftlerinnen dem Verhältnis von Gender und ‚dem Politischen‘ und den damit verbundenen Aushandlungen von Normativität aus einer transnationalen Perspektive. Weiterhin geplant sind Gastvorträge von bekannten Vertreterinnen und Vertretern postkolonialer Studien, Master Classes mit internationalen Expertinnen und Experten sowie Forschungskooperationen mit Universitäten in Indien und Südafrika.

Interessierte sind bei der Gründungsfeier herzlich willkommen. Sie beginnt am 23. November um 14.00 Uhr im Festsaal des Casinos auf dem Campus Westend.

Informationen Elisabeth Fink, Gender und Postkoloniale Studien, Goethe-Universität, Exzellenzcluster ‚Die Herausbildung normativer Ordnungen’, Tel: 069/798 – 25381, elisabeth.fink@normativeorders.net,