Nov 5 2009

Prof. Ivan Dikic erhält den mit 10.000 Euro dotierten Preis für seine Arbeiten zum Abbau schadhafter Proteine in der Zelle

Sir Hans Krebs-Preis für Frankfurter Forscher

FRANKFURT. Schadhafte oder nicht mehr benötigte Proteine markiert die Zelle zwecks Entsorgung mit einem kleinen Protein namens Ubiquitin. Für diese Entdeckung erhielten Aaron Ciechanover, Avram Hershko und Irwin Rose 2004 den Nobelpreis für Chemie. Der genaue Mechanismus, der zur Markierung eines schadhaften Proteins mit Ubiquitin zu dessen Abbau führt, blieb allerdings schleierhaft. Vor allem die Frage wie mit Ubiquitin behaftete Proteine von dem Proteasom, einem „molekularen Schredder“, erkannt werden, war ungeklärt. „Die Arbeiten von Ivan Dikic haben diese Wissenslücke nach vielen Jahren Forschung geschlossen und uns einen detaillierten Einblick in diesen für die normale Zellfunktion, aber auch für die Entstehung von Tumoren so wichtigen Prozess gegeben“, erklärt Universitätspräsident Prof. Werner Müller-Esterl, ehemals Leiter des Instituts für Biochemie, an dem die preisgekrönten Arbeiten entstanden. „Diese Auszeichnung für Ivan Dikic freut mich außerordentlich“, gratulierte Müller-Esterl seinem Nachfolger, der gleichzeitig Leiter des neuen Forschungsinstituts des Frankfurter Exzellenzclusters „Makromolekulare Komplexe“ ist.

Die Arbeiten von Dikic haben über die Grundlagenforschung hinaus auch medizinische Bedeutung. Wenn die auf der Markierung mit Ubiquitin basierende „Müllabfuhr“ der Zelle nicht mehr funktioniert, häufen sich schadhafte Proteine, wodurch deren Funktion gestört wird – mit katastrophalen Folgen für den gesamten Organismus. Um geeignete Medikamente zu finden, muss man den molekularen Mechanismen entschlüsseln, denn nur so lassen sich Angriffspunkte für Wirkstoffe identifizieren. In zwei in der Fachzeitschrift Nature publizierten Artikeln identifizierte Ivan Dikic eine bestimmte Untereinheit des Proteasoms, Rpn13 genannt, als den Rezeptor, der für die Erkennung von Ubiquitin verantwortlich ist. Der neu identifizierte Rezeptor ist gleichzeitig die Bindungsstelle für De-Ubiquitinierungsenzyme, was den Schluss nahe legt, dass Erkennung von Ubiquitin-Ketten und Entfernung der Ubiquitinmarkierung durch Rpn13 gesteuert werden.

Die jetzt gewürdigten Arbeiten stellen allerdings nur den vorläufigen Endpunkt einer langen Reihe Bahn brechender Entdeckungen von Ivan Dikic dar. So konnte er zeigen, dass Ubiquitin nicht nur für den Proteinabbau eine wesentliche Rolle spielt, sondern auch an der Regulierung der DNA-Reparatur, der Entfernung von Membranproteinen von der Zelloberfläche und an der Regulierung des Immunsystems beteiligt ist.

Der von der Hannoverschen Lebensversicherung gestiftete und mit 10.000 Euro dotierte Sir Hans Krebs-Preis wird von der Gesellschaft der Freunde der Medizinischen Hochschule Hannover für eine herausragende Arbeit der medizinischen Grundlagenwissenschaft verliehen. Benannt ist der Preis nach dem Biochemiker und Mediziner Sir Hans Adolf Krebs (1900 - 1981). 1933 emigrierte er nach England, wo er 1937 den Zitronensäurezyklus (Krebs-Zyklus) entdeckte. Dafür erhielt er 1953 den Nobelpreis für Medizin.

Informationen Prof. Ivan Dikic, Institut für Biochemie II, Universitätsklinik, Tel. (069) 6301-5652, ivan.dikic@biochem2.de.