Aug 19 2009

Deutsch-ägyptische Kooperation erforscht pharmakologische Wirkung von Reiskleie bei Demenz, Diabetes, Bluthochdruck und erhöhten Cholesterinwerten

Arzneimittel aus Reis-Abfällen

FRANKFURT. Während der Produktion von weißem Reis, der weltweit wichtigsten Grundnahrung, wird die nährstoffreiche Reiskleie abgeschält. Das Gesundheits-fördernde Potential dieses an Vitaminen und Mineralstoffen reichen Abfallprodukts ist bisher kaum erforscht. Dank eines Projektvorschlags des Pharmakologen Prof. Walter E. Müller von der Frankfurter Goethe-Universität untersucht nun eine deutsch-ägyptische Forscherkooperation, welche pflanzlichen Arzneimittel sich aus der Reiskleie gewinnen lassen. Die Forscher erwarten, durch die Veredelung des Abfallproduktes neue Wirkstoffe gegen Demenz, Diabetes, Bluthochdruck und erhöhte Cholesterinwerte zu finden. Von diesen Zivilisationskrankheiten sind inzwischen auch in Ägypten immer mehr Menschen betroffen.

In Ägypten und den meisten Reis anbauenden Ländern dient Reiskleie vornehmlich als Tierfutter oder sie wird verbrannt – was zur Erntezeit vor allem in Kairo regelmäßig zu erheblicher Luftverschmutzung führt. Dass bis heute nur wenige gesundheitsfördernde Produkte aus Reiskleie vermarktet werden, liegt daran, dass sie an der Luft schnell ranzig wird. Um herauszufinden, ob es sich lohnt, das Produkt durch Veredelung zu stabilisieren, erforscht das Team aus ägyptischen und deutschen Wissenschaftlern unter der Federführung der Universität Kairo, welche biomedizinischen Anwendungen die Reiskleie und ihre Inhaltsstoffe haben. Interessant sind vor allem die Tocotrienole, Vitamin E-Derivate, die in Modellen auf ihr Vermögen getestet werden, die Nerven zu schützen (Neuroprotektion) Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen und Diabetes melittus zu lindern.

Das von der Europäischen Union und dem ägyptischen Innovationsfond geförderte Forschungsvorhaben geht auf einen Vorschlag von Prof. Walter E. Müller zurück. Er wurde dafür bereits 2003 mit Phyto Innovationspreis des Kölner Arzneimittelherstellers MADAUS ausgezeichnet. Auf der Basis seines Konzeptes fand 2007 ein Symposium an der Deutschen Universität in Kairo (GUC) mit dem Titel ‚Herbal Remedies in the 21st Century‘ statt, das von Müller zusammen mit seinem ägyptischen Kollegen Prof. Mohamed Khayyal organisiert wurde und starkes Interesse an der Reiskleie weckte.

In der inzwischen etablierten Kooperation untersuchen die Pharmazeuten der Goethe-Universität, inwieweit Reiskleie und ihre Inhaltsstoffe das Gehirn schützen, die Universitäten Kairo und Münster erforschen mögliche Effekte auf den Zucker- und Cholesterinstoffwechsel. Beteiligt ist auch die GUC, die zusammen mit dem Freiburger Unternehmen VivaCell die Sicherheit der Reiskleieprodukte testet. Das Rohprodukt und das Verfahren zur Stabilisierung der Reiskleie liefert das mittelständige Unternehmen International Trade & Marketing aus Kairo.



Informationen: Prof. Walter E. Müller, Pharmakologisches Institut für Naturwissenschaftler, Campus Riedberg, Tel: (069)798–29373, pharmacolnat@em.uni-frankfurt.de

Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 1914 von Frankfurter Bürgern gegründet, ist sie heute eine der zehn größten Universitäten Deutschlands. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungs­universität ein einzigartiges Maß an Eigenständigkeit. Rund um das historische Poelzig-Ensemble im Frankfurter Westend entsteht derzeit für rund 600 Millionen Euro der schönste Campus Deutschlands. Mit über 50 seit 2000 eingeworbenen Stiftungs- und Stiftungsgastprofes­suren nimmt die Goethe-Uni den deutschen Spitzenplatz ein. In drei Forschungsrankings des CHE in Folge und in der Exzellenzinitiative zeigt sich die Goethe-Universität als eine der forschungsstärksten Hochschulen.

Herausgeber: Der Präsident der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Redaktion: Dr. Anne Hardy, Referentin für Wissenschaftskommunikation. Abteilung Marketing und Kommunikation, Senckenberganlage 31, 60325 Frankfurt am Main, Tel: (069) 798-29228, Fax: (069) 798-28530, hardy@pvw.uni-frankfurt.de