Mär 16 2006

Frühjahrstagung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft in Frankfurt

Einladung zur Pressekonferenz: Blick ins Herz der Materie

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

Atome, Moleküle und die seltsame Quantenwelt, in der sie leben, stehen auf der Agenda der Experten, die vom 13. bis 16. März im Rahmen der DPG-Frühjahrstagung in Frankfurt zusammenkommen. Inhaftierte Elektronen für Quantenprozessoren und Ammoniakschnüffler für Wasserstofffahrzeuge, Laser zur Krebsbehandlung und Moleküle in elektronischen Schaltkreisen - nur eine kleine Auswahl der breit gefächerten Themenpalette. Doch nicht nur druckfrische Forschungsergebnisse, auch vergangene Meisterleistungen sollen gewürdigt werden. So sind gleich drei historische Symposien den Atom- und Kernphysik- Pionieren Maria Goeppert Mayer, Hans Bethe und Wolfgang Gentner gewidmet. Zu dem Kongress werden rund 1200 Fachleute aus dem In- und Ausland erwartet. Gastgeber ist die Universität Frankfurt.

Zum Auftakt der Tagung laden wir Sie herzlich zu einer Pressekonferenz ein. Der Termin:

Montag, 13. März 2006, 11:00 Uhr
Universität Frankfurt (Campus Bockenheim), Juridicum
Senckenberganlage 31
10. OG, Senatssaal

Als Gesprächspartner erwarten Sie u. a. die Quanten-Experten Immanuel Bloch (Mainz) und Rudi Grimm (Innsbruck). Über Ihren Besuch freuen wir uns. Wir bitten Sie um Anmeldung bis zum 10. März 2006. Vielen Dank!

Deutsche Physikalische Gesellschaft e.V.
PRESSESTELLE
Rathausplatz 2
53604 Bad Honnef
Tel. (02224) 95 195-18
Fax (02224) 95 195-19
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HINTERGRUND-INFO

Die Quantenphysik veränderte die Welt:

Symposia zum 100. Geburtstag von Maria Goeppert Mayer, Hans Bethe und Wolfgang Gentner Von der Pionierzeit der Quanten- und Kernphysik sprach Hans Bethe rückblickend als den „Happy Thirties“. Obwohl es politisch eine dunkle Zeit war - Bethe war aufgrund der nationalsozialistischen Rassengesetze in die USA emigriert - gehörten die Jahre vor dem ersten Weltkrieg wissenschaftlich zu den fruchtbarsten Perioden seines Schaffens. In den Jahren 1928 bis 1933 gelang es ihm, entscheidende Grundlagen zur modernen Atom- und Festkörperphysik zu legen. 1938 entwickelte er eine Theorie über die Energieerzeugung in Sternen, für die er 1967 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde.

Mit der Entdeckung der Kernspaltung im Jahr 1939 ging für viele Physiker diese unbekümmerte Zeit vorüber. Hans Bethe arbeitete als Theoretiker in Los Alamos am amerikanischen Atombombenprojekt mit. Maria Goeppert Mayer, eine Göttinger Professorentochter, war schon 1930 mit ihrem amerikanischen Mann nach Baltimore gezogen. In der Gruppe Max Born’s hatte sie vor 1930 in Göttingen gezeigt, dass Multiphotonabsorption im Gegensatz zur berühmten Einsteinpublikation von 1905 möglich ist. Damit hatte sie eines der modernsten aktuellen Forschungsgebiete der heutigen Laserforschung theoretisch vorhergesagt. Während des Krieges arbeitete sie ebenfalls an der Atombombe - und zwar an der Columbia University in New York. Auf deutscher Seite wurde der in Frankfurt geborene Kernphysiker Wolfgang Gentner der Arbeit im „Uranverein“ um Werner Heisenberg zugeteilt. Gentner, während der dreißiger Jahre einer der deutschen Pioniere der Kernphysik, wurde 1940 von den Nationalsozialisten nach Paris gesandt, um dort das noch nicht fertige Zyklotron seiner französischen Kollegen in Betrieb zu nehmen. Gentner, der vor dem Krieg am französischen Radiuminstitut gearbeitet hatte, setzte sich dafür ein, dass seine damaligen Kollegen Paul Langevin und Frederic Joliot aus dem Gefängnis entlassen wurden. Im Frühjahr 1942 wurde sein entgegenkommendes Verhalten gegenüber den Franzosen denunziert. Maria Goeppert Mayer machte ihre preiswürdige Entdeckung in der Nachkriegszeit. In Chicago, das in den 1950 Jahren zu einer Hochburg der amerikanischen Kernphysik wurde, entwickelte sie das so genannte Schalenmodell des Atomkerns. Es erklärt, warum Kerne mit „magischen Zahlen“ von Protonen und Neutronen besonders stabil sind. 1963 erhielt sie dafür, gemeinsam mit ihrem Heidelberger Kollegen Hans Jensen den Nobelpreis. Wolfgang Gentner stellte in der Nachkriegszeit in Europa die Weichen für die Entwicklung der modernen Elementarteilchenphysik. Er war 1954 der erste Direktor der Forschung am CERN in Genf, für dessen Gründung er sich stark eingesetzt hatte.

Historische Symposia auf der DPG-Tagung in Frankfurt:

* „Hans-Bethe Symposium“ Anlass ist sein 100-ster Geburtstag am 23. Juli 2006 MO 14:00 [SYHB], HV

* „Wolfgang-Gentner Symposium“ Anlass ist sein 100-ster Geburtstag am 23. Juli 2006 am MI, 15. März findet im Rahmen dieses Symposiums die Verleihung des Gentner-Kastler-Preises statt MI 08:30 Uhr [SYWG], Aula

* „Intense field interaction with molecules and clusters” gewidmet Maria Goeppert Mayer aus Anlass ihres 100-sten Geburtstags am 28. Juni 2006 eine historische Einführung gibt die amerikanische Wissenschaftshistorikerin Sharon Bertsch McGrayne FR 14:00 Uhr [SYIF], HV

Weitere Informationen finden Sie in der Themenübersicht der Tagung.